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Bizarr: Capri-Sun wird online für 200 Euro gehandelt – wegen des Plastikstrohhalms

Auf eBay werden derzeit Capri-Suns für mehrere hundert Euro angeboten.
Foto: Capri-Sun

Früher war alles besser – vor allem die Capri-Sun. Weil diese einen neuen Trinkhalm hat, sind viele Fans sauer. Dabei ist das wahre Problem ein anderes.

Gibt es Menschen, die knapp 200 Euro für 400 Milliliter Saft ausgeben würden? Davon scheinen Händler:innen auf eBay überzeugt zu sein. Auf der Plattform gibt es gerade zahlreiche Angebote für Capri-Sun-Packungen – meist im Doppelpack. Diese liegen mal bei 16 Euro, mal bei weitaus mehr. Zum Vergleich: Bei Rewe kostet eine Packung Capri-Sun nur knapp 50 Cent.

Wieso also meinen Menschen, dass sie zwei 0,2-Liter-Päckchen für das 200-fache loswerden? Weil es wohl Menschen gibt, die lieber ein Vermögen ausgeben, als auf einen Papierstrohhalm angewiesen zu sein.

EU-Plastikverbot betrifft auch Capri-Sun

Seit dem 3. Juli 2021 sind viele Einwegplastikprodukte in der EU verboten –darunter auch der Plastikstrohhalm. Das Unternehmen Capri-Sun (bis 2017 noch Capri-Sonne) kam dem zuvor und änderte bereits im April das Packaging: Statt dem dünnen Plastikstrohhalm muss man nun einen Papierstrohhalm in die Tüte stecken, um daraus trinken zu können.

Vielen Fans des Fruchtsaftgetränks waren mit dieser Änderung nicht zufrieden. „Warum habt ihr keine Plastik-Strohhalme mehr? Die neuen schmecken irgendwie nach Mathe-Heft“, beschwerte sich eine Userin auf Instagram. Ein zweiter Nutzer schrieb: „Bitte normale Strohalme! Die jetzigen gehen gar nicht“.

Die neue Capri-Sun hat einen Papierstrohhalm – viele Kund:innen sind mit diesem aber unzufrieden.
Die neue Capri-Sun hat einen Papierstrohhalm – viele Kund:innen sind mit diesem aber unzufrieden. (Foto: Instagram/ caprisun_deutschland (bearbeitet))

Das Problem: Kritiker:innen zufolge knicken die neuen Papierstrohalme leicht ab und sollen sich teils im Getränk auflösen. Deshalb sichern sich Fans derzeit die letzten Packungen mit den alten Plastikstrohhalmen. Teils wollen sie diese nach Gebrauch sogar ausspülen und wiederverwenden. Das Redesign der Verpackung kommt also nicht gut an. Das wahre Problem ist aber ein anderes.

Utopia meint: Der Strohhalm ist nicht das Problem

Bei Capri-Sun handelt es sich um Fruchtsaft, der in einem Plastikbeutel verkauft wird, welchen man mit einem Plastikstrohhalm durchstechen muss, der wiederum in Plastik verpackt ist. Dass nun ein Strohhalm aus Pappe in der Plastikhülle auf dem Kunststoffbeutel steckt, ändert wenig an der Umweltbilanz des Produkts – das kritisiert auch die Fan-Base des Getränks zurecht.

Wer ist schuld? Klar kann man jetzt gegen das Plastikverbot wettern, dass Capri-Fans das Leben schwer gemacht hat, ohne einen echten Gewinn für die Umwelt zu erzielen. Oder man kritisiert den Hersteller, der es versäumt hat, weiter zu denken.

Wenn man schon am Packaging rumschraubt, hätte man immerhin auch zeigen können, dass man es mit dem Umweltschutz ernst meint. Immerhin gibt Capri-Sun auf der Website als Ziel an, das „nachhaltigste, natürlichste Kindergetränk der Welt zu sein“. Starke Worte von einem Hersteller, dessen Produkt ähnlich viel Müll wie Inhalt liefert. Zwar soll die Verpackung extrem platzsparend sein. Doch solange man 200 Milliliter Saft einzeln in Einwegplastik verpackt, dient das kaum dem Umweltschutz. Auch wenn es manchen gegen den Strich geht: Bis Capri-Sun sein Ziel erreicht hat, wird sich noch viel mehr ändern müssen als den Pappstrohhalm.

Enttäuschte Fans, die weiterhin unbedingt den Wegwerf-Drink trinken wollen, dürfen gerne alte Strohhalme upcyceln. Wer dafür kein Vermögen ausgeben will, kann zu stabileren Strohhalm-Alternativen greifen, die es schon seit Jahren auf dem Markt gibt. Oder Saft ganz ohne Plastik kaufen, zum Beispiel in einer Glasflasche. Für knapp 200 Euro bekommt man davon eine ganze Menge.

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