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Grausame Mohair-Produktion: Zara, H&M und andere wollen verzichten

Mohair
Foto: Peta / Foto: "H&M HandM Clothing Store" von Mike Mozart unter CC-BY-SA 2.0

Ein vor kurzem von der Tierschutzorganisation PETA veröffentlichtes Video sorgt für Aufruhr in der Modewelt – und den Mohair-Ausstieg der großen Fashionkonzerne. Utopia verrät euch, was die Hintergründe sind und welche Alternativen es gibt.

„Mohair“ ist das Fell der Angoraziege und bei Bekleidungsproduzenten beliebt, weil es besonders fein und strapazierfähig ist. Jetzt aber wollen zahlreiche Kleidungshersteller in ihren kommenden Kollektionen auf Mohair verzichten. Der Grund: Ein vor kurzem von der Tierschutzorganisation Peta veröffentlichtes Video zeigt, dass die Schur von Ziegen unter teils grausamen Bedingungen stattfindet.

Peta-Video: So leiden Angoraziegen für Mohair

Das mit versteckter Kamera gefilmte Video zeigt, wie Angoraziegen in Südafrika während der Schur misshandelt werden. Die Tiere werden laut Peta am Schwanz hochgehoben, durch den Raum geworfen und in giftige Reinigungsflüssigkeit getunkt, um Kot-Reste am Fell zu entfernen. Einigen werden beim Scheren Hautteile, Ohren und Zitzen abgeschnitten, anderen wird ohne Betäubung oder vorherige Tötung die Kehle durchgeschnitten.

Angoraziegen sind wegen ihrer langen, glatten, strapazierfähigen Wolle in der Modeindustrie besonders für Pullover sehr gefragt. Die Wolle wird vor allem aus Südafrika, Lesotho, Texas und der Türkei importiert.

Laut von Peta geführten Interviews gaben viele Mohair-Farmer zu, dass 25 Prozent ihrer Ziegen schon vor der ersten Schur sterben, nach der ersten Schur bis zu 80 Prozent. Die hohe Sterblichkeit liegt zum Teil an der brutalen Schur: Die Tiere werden mit Gewalt auf den Boden gepresst und dabei oft verletzt. Teilweise erfrieren die Ziegen, weil sie ohne ihren natürlichen Kälteschutz in schlechten Unterkünften leben. Nach fünf bis sechs Jahren als Wolllieferant enden die älteren Ziegen meist in der Schlachtung. Dabei beträgt die natürliche Lebenserwartung der Angoraziege eigentlich 10 Jahre.

Zara, H&M, Tom Tailor und andere wollen bald auf Mohair verzichten

Nun wollen Unternehmen handeln: Die Tom Tailor Group kündigte an, bereits zur Frühjahrskollektion 2019 komplett auf Mohair zu verzichten. Esprit setzt seinen Ausstieg für Mitte 2019 an. Die Bestseller Group – zu denen auch Marken wie Vero Moda, Jack & Jones und Only gehören – sowie H&M, Inditex (bekannte Marke: Zara) wollen ab 2020 komplett auf Mohair-Produkte verzichten.

Der Bekleidungskonzern Esprit beruft sich in seiner Pressemeldung auf seine „Verpflichtung zur Nachhaltigkeit“ und die „humane Behandlung von Tieren“. Deshalb will das Unternehmen das Verbot solange einhalten, wie „die Behandlung von Mohairziegen nicht human sein kann und im Einklang mit unserer Tierschutzpolitik steht.“

H&M-Pressesprecherin Helena Johanssen kritisierte die undurchsichtige und dadurch schwer zu kontrollierende Lieferkette für das Textil. Intidex sprach sich klar gegen die „grausamen Praktiken auf südafrikanischen Mohairfarmen“ aus.

Zuletzt kündigte auch die s.Oliver Group an, ab 2020 komplett auf Mohair in ihren Produkten zu verzichten. Das Unternehmen erhielt im Vorfeld eine Petition der Tierrechtsorganisation PETA, in der 12000 Leute mit ihren Unterschriften um einen Ausstieg aus der Mohair-Produktion baten.

Kleidung ohne Mohair: das kannst du tun

Wer nicht jahrelang warten will, bis die Hersteller aus dem Skandal Konsequenzen ziehen, sollte sich beim Kleidungskauf an zertifizierte oder vegane Hersteller halten und auf die Zusammensetzung der einzelnen Stoffe achten. Hersteller veganer Kleidung sind zum Beispiel Bleed Clothing, recolution und andere – lies dazu auch unseren Artikel „Wann ist Kleidung vegan?“.

Auch bei Teddybären, Plüschtieren und Puppenhaar sollte man aufpassen und gegebenenfalls nachfragen, ob nicht Mohair verwendet wurde. Als vegan gekennzeichnete Kleidungsstücke können hingegen bedenkenlos in den Einkaufswagen: Sie bestehen aus Baumwolle, Bambus, Hanf, Leinen, Flachs, Lyocell, Tencel, Modal oder Viskose. Auch Brennnessel-, Maisfaser-, SeaCell-(Algen und Zellulose) oder Kapokwolle haben sich als gute Alternative erwiesen.

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