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Schockierende Vorwürfe: H&M und C&A lassen im Gefängnis produzieren

Faire Löhne: Hält H&M seine Versprechen?
Foto: "H&M HandM Store" von Mike Mozart unter CC-BY-2.0

Ein neuer Skandal für H&M und C&A: Einem ehemaligen Häftling zufolge wird Kleidung von H&M und C&A auch durch Gefängnisarbeit produziert. Der Brite berichtet von bedrückenden Zuständen.

Wenn Kleidung so günstig verkauft wird wie bei H&M oder C&A, kann man davon ausgehen, dass die Arbeitsbedingungen und Löhne für die Näher zumindest fragwürdig sind. Die aktuelle Enthüllung über Gefängnisarbeit zeigt jedoch eine neue Dimension in der Branche.

Wie der ehemalige Journalist und Ermittler Peter Humphrey berichtet, lassen H&M und C&A T-Shirts, Hosen, Jacken und andere Kleidungsstücke von chinesischen Häftlingen produzieren. Der Brite war selber fast zwei Jahre in einem chinesischen Gefängnis inhaftiert – er soll sich bei Recherchen über einen Bestechungsskandal in der Pharmabranche illegal Informationen beschafft haben. In einem Artikel in der Financial Times fasst er seine Eindrücke und Erlebnisse zusammen.

Produkte von H&M, C&A und 3M

„Das Gefängnis war ein Unternehmen, das Industriearbeit verrichtete. Morgens, nachmittags und oft während der Mittagschlaf-Zeit ‚schufteten‘ die Häftlinge im Gemeinschaftsraum“, so Humphrey in seinem Bericht. Neben Produkten von H&M und C&A erkannte er auch Verpackungen der US-Firma „3M“, die unter anderem Klebezettel herstellt.

„Insassen von chinesischen Zellblöcken arbeiteten in unserem Werk und fertigten Textilien und Komponenten. Sie marschierten wie Soldaten vor unserem Frühstück und kamen spät am Abend zurück. Die Ausländer, die in meinem Zellenblock arbeiteten, waren Afrikaner und Asiaten, die kein Geld von der Familie hatten und keine andere Möglichkeit, Toilettenartikel und Snacks zu kaufen.“

Für die Arbeit bekamen die Häftlinge umgerechnet etwa 15 Euro im Monat. „So viel zur sozialen Verantwortung von Unternehmen“, meint Humphrey. Allerdings sei es möglich, dass die Unternehmen nicht wussten, dass Gefängnisarbeit Teil ihrer Lieferkette ist, so der ehemalige Journalist.

Gefängnisarbeit kann schnell zu Zwangsarbeit werden

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H&M äußert sich zu den Enthüllungen. (Foto: "H&M HandM Clothing Store" von Mike Mozart unter CC-BY-SA 2.0)

Prinzipiell ist Gefängnisarbeit erlaubt – die Internationale Arbeitsorganisation der Vereinten Nationen legt allerdings strikte Richtlinien fest. Das Problem: Es ist kaum möglich zu gewährleisten, dass diese Richtlinien auch tatsächlich eingehalten werden. Gefängnisarbeit könne sich also leicht zu Zwangsarbeit entwickeln, schreibt das Online-Portal „Quartz“.

Viele internationale Unternehmen verbieten deshalb Gefängnisarbeit – auch H&M hat das in den eigenen Standards festgelegt. „Zwangsarbeit, Schuldknechtschaft, Gefängnisarbeit oder illegale Arbeit ist nicht erlaubt“, heißt es in den Richtlinien.

Statements von H&M und C&A

Ein H&M-Sprecher erklärte gegenüber Quartz: „Nach unserem Wissen gab es keine Verstöße.“ Man nehme den Bericht von Humphrey jedoch sehr ernst. Gleichzeitig gab er zu, dass es Gerüchte über Gefängnisarbeit in China gegeben habe. H&M habe die chinesischen Zulieferer an das Verbot von Gefängnisarbeit erinnert.

Auch C&A hat sich zu den Enthüllungen geäußert: „Wir überprüfen alle unsere 273 Fabriken unserer Zulieferer in China mindestens jährlich und wir haben dabei weder Gefängnisarbeit in unserer chinesischen Lieferkette beobachtet noch sind wir darauf aufmerksam gemacht worden“, so ein Sprecher gegenüber Quartz. Auch C&A verbietet Gefängnisarbeit strikt.

H&M und C&A sind in der Verantwortung

Auch wenn H&M und C&A in diesem Fall scheinbar nichts von der Gefängnisarbeit wussten – die Enthüllungen zeigen, wie weit die Kleidungsindustrie gehen kann, um möglichst billige Kleidung zu produzieren. Sie machen außerdem deutlich, dass die Konzerne viel mehr tun müssen, als ihre sozialen Standards einfach nur aufzuschreiben. Es genügt auch nicht, die Schuld immer auf die Zulieferer zu schieben. Die großen Konzerne wären in der Lage, die Situation der Arbeiter zu verbessern – etwa durch bessere Kontrollen oder strengere Richtlinien.

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