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Einwegplastik-Verbot: Diese 8 Dinge wird es in Zukunft nicht mehr geben

Neues Gesetz: Einwegplastik-Verbot
Fotos: © dontree, jat306, rdnzl - stock.adobe.com

Es ist soweit: Plastikbesteck, Trinkhalme und andere Einweg-Plastikprodukte werden in der EU komplett verboten. Die neuen Regeln gelten ab 3. Juli. 

Das Europaparlament hat das Einwegplastik-Verbot bereits 2019 verabschiedet, nun gilt es auch auf nationaler Ebene. Eine ganze Reihe von Plastikprodukten soll es demnach ab Juli 2021 nicht mehr geben, darunter Trinkhalme, Einweg-Geschirr und Wattestäbchen aus Kunststoff.

Die neue Regelung soll dazu beitragen, die Unmengen von Plastikmüll einzudämmen, die Jahr für Jahr in der Umwelt und den Weltmeeren landen. 

EU geht gegen die Plastikflut vor: Diese Einwegprodukte sind jetzt verboten

Das Verbot, das jetzt in Deutschland in Kraft tritt, gilt vor allem für Wegwerf-Plastikprodukte, die nur einmal benutzt werden, und zu denen es – aus Sicht der EU-Kommission – bereits plastikfreie Alternativen gibt.

Wir alle kennen sie aus dem Alltag:

  1. Kunststoffbesteck (Gabeln, Messer, Löffel und Essstäbchen)
  2. Kunststoffgeschirr
  3. Einweg-to-go-Becher aus Styropor
  4. Lebensmittel-Einwegbehälter aus Styropor
  5. Kunststoff-Trinkhalme
  6. Rührstäbchen aus Plastik
  7. Wattestäbchen aus Kunststoff
  8. Plastikballonstäbe

Das Einwegplastik-Verbot geht sogar noch weiter: Abgeschafft werden – schreibt die Bundesregierung – auch Wegwerfteller, -becher oder -besteck aus biobasierten oder biologisch abbaubaren Kunststoffen. Das gilt auch für Einweggeschirr aus Pappe, das zum Teil aus Kunststoff besteht oder mit Kunststoff überzogen ist. Die üblichen Papp-To-Go-Becher allerdings und ihre Plastikdeckel bleiben erlaubt.

Einwegplastik-Verbot: Plastikbesteck und -teller, Styroporbehälter und Plastik-Trinkhalme sind ab Juli 2021 verboten
Das Einwegplastik-Verbot untersagt ab Juli 2021 unter anderem Produktion und Handel mit Plastikbesteck, -tellern und -trinkhalmen. (Foto: CC0 Public Domain / Unsplash – 岁月 如歌 )

Warnhinweise für Produkte mit Kunststoff

Einwegplastik: Einige Produkte bekommen einen verpflichtenden Warnhinweis
So könnte der verpflichtende Warnhinweis auf einigen Kunststoffprodukten aussehen. (Grafiken: Europäische Kommission)

Außerdem im neuen Plastik-Gesetz enthalten: Eine Kennzeichnungspflicht für einige kunststoffhaltige Produkte, welche die negativen Umweltauswirkungen deutlich machen soll. Sprich: Auf bestimmten Waren wird in Zukunft ein Hinweis zu sehen sein, dass Kunststoff enthalten ist. Denn nicht immer ist den Konsument:innen bewusst, welche Alltagsprodukte alle Plastikbestandteile haben.

Die Kennzeichnungspflicht betrifft unter anderem Zigarettenfilter, Feuchttücher, Tampons, Binden sowie Einweg-Getränkebecher. Die Warnhinweise sollen ab 3. Juli „deutlich erkennbar“ auf der Verpackung zu sehen sein.

Einwegplastik-Verbote: Das ist noch geplant

Ab 2023 sollen Cateringunternehmen, Lieferdienste und Restaurants außerdem verpflichtet werden, Mehrwegbehälter als Alternative zu Einwegbehältern anzubieten. Davon ausgenommen werden nur kleine Betriebe, welche Essen auch in mitgebrachte Behälter abfüllen.

Ab 2022 dürfen Geschäfte keine leichten Plastiktüten für Obst und Gemüse (sogenannte „Hemdchenbeutel“) mehr ausgeben. Für alle Einwegflaschen soll es eine Pfandpflicht geben. Einweg- und Mehrwegflaschen bekommen außerdem bessere Kennzeichnungen, sodass es für Verbraucher:innen leichter wird, wiederverwertbare Produkte zu kaufen. Ab 2025 müssen PET-Einweg-Getränkeflaschen mindestens 25 Prozent Recycling-Plastik enthalten, ab 2030 mindestens 30 Prozent.

Aldi, Plastiktüte, Obst, Gemüse
Auch die dünnen Plastiktüten für Obst und Gemüse im Supermarkt sollen ab 2022 Geschichte sein. (Foto: © patramansky / stock.adobe.com)

Vor allem für die europäische Kunststoffbranche ist das Einwegplastik-Verbot bedeutsam. Diese machte nach Angaben des Branchenverbands Plastics Europe 2019 einen Umsatz von rund 350 Milliarden Euro, beschäftigte über 1,5 Millionen Menschen und produzierte rund 58 Millionen Tonnen Kunststoffe. Recycelt wurden davon aber zuletzt nur etwa 9,5 Millionen Tonnen – gut 30 Prozent des insgesamt wieder eingesammelten Plastikmülls (Daten aus 2018).

Einwegplastik: Das sind die Alternativen

Für fast alle Einwegplastik-Produkte gibt es bessere Alternativen. Das angekündigte Verbot hat hier bereits in den vergangenen Jahren dafür gesorgt, dass sich einige innovative und umweltfreundlichere Ersatzprodukte etablieren konnten. Bei anderen liegt die Mehrweg-Alternative auf der Hand.

Grundsätzlich empfehlen wir, wenn möglich immer die Mehrweg-Variante vorzuziehen. Erstens fanden Studien kürzlich in vielen Einweg-Alternativen zu Plastikverpackungen hohe Schadstoffmengen. Und zweitens können nur diese immer wieder verwendet werden und belasten die Umwelt damit auf lange Sicht weniger.

Tipp: Zum Thema Schadstoffe – auch, aber nicht nur in Lebensmittelverpackungen – berät die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen online kostenlos.

Hier sind einige Alternativen zu Einwegplastik:

  • Kunststoffbesteck: „Normales“ Besteck aus Edelstahl dabeihaben oder ausleihen ist meist die beste Alternative. Für Veranstaltungen gibt es Einweg-Holzbesteck aus FSC-zertifiziertem Birkenholz (z.B. bei Öko-Planet**) oder essbares Besteck auf Getreidebasis (z.B. bei Avocadostore**).
  • Kunststoffgeschirr: Als Alternative eigenes „richtiges“ Geschirr verwenden. Für Veranstaltungen gibt es in fast jeder Stadt die Möglichkeit, Porzellangeschirr zu leihen. Einweg-Alternativen zu Plastikgeschirr sind u.a. Teller und Schüsseln aus Palmblättern oder Holz (z.B. bei** Avocadostore, Öko-Planet).
  • Einweg-to-go-Becher: Braucht kein Mensch. Längst gibt es richtig gute langlebige Thermobecher für unterwegs, die man sich fast überall befüllen lassen kann. Hier haben wir uns einige Thermobecher im Test genauer angesehen.
  • Lebensmittelbehälter aus Styropor: Alternative Nr. 1: Eigenes Geschirr oder (plastikfreie) Brotdosen mitnehmen und das Essen hineinfüllen lassen. Alternative Nr. 2: Mehrweg-Systeme nutzen – immer mehr Städte und Restaurants machen hier mit.
Halm Strohhalm
Strohhalme aus Kunststoff sind längst überflüssig – Glas-Halme sind eine beliebte Alternative, hier einer von Halm. (Bild: Halm/Goodbuy)

Plastikmüll ist nahezu überall

Seit den 1950er Jahren hat die Menschheit mehr als acht Milliarden Tonnen Plastik produziert. Recycelt wurde davon global gesehen nur ein Bruchteil. Kein Wunder also, dass der Kunststoffmüll praktisch überall zu finden ist: In der Umwelt, in den Meeren, in den Mägen von Tieren, in Trinkwasser und Lebensmitteln. Sogar in menschlichen Stuhlproben wurde schon Mikroplastik gefunden.

Trotzdem werden weltweit noch immer enorme Mengen Plastik produziert, benutzt – und gleich wieder weggeworfen. Plastik ist biologisch nicht abbaubar und zerfällt nur sehr langsam. Auch sogenanntes Bioplastik löst dieses Problem bisher nicht.

Plastikmüll ist die größte Bedrohung für die Weltmeere.
Plastikmüll ist praktisch überall – aber wir können etwas dagegen tun. (Foto: CC0 Public Domain / Pixabay / hhach)

Damit wird der Kunststoffmüll zur Gefahr für ganze Ökosysteme, für Vögel, Fische und andere Tiere, die sich im Plastik verfangen oder es mit Nahrung verwechseln und daran verenden.

Und auch für unsere Gesundheit kann Plastik zur Gefahr werden: Manche in Kunststoffen enthaltene Stoffe sind als krebserregend bekannt, andere können den Hormonhaushalt beeinflussen. Wie sich das allgegenwärtige Mikroplastik auf unsere Gesundheit auswirkt, ist noch nicht ausreichend erforscht.

Plastikmüll: Jede:r Einzelne kann etwas tun

Angesichts unseres Plastikproblems war es höchste Zeit für das EU-Einwegplastik-Verbot. Das Gesetz ist eine richtige und wichtige Maßnahme, um vermeidbaren Müll zu verhindern. Dennoch wird es viele Produkte aus Plastik weiterhin geben – auch viele Wegwerfverpackungen und -produkte, die eigentlich ersetzbar wären. Wie groß der Effekt des Gesetzes tatsächlich sein wird, muss sich in den kommenden Jahren zeigen.

Vielen Menschen ist das Plastikproblem längst bewusst. Sie setzen sich deshalb aktiv gegen die Verschmutzung unserer Umwelt durch Plastikmüll ein, etwa in gemeinnützigen Projekten. Die Zero-Waste-Bewegung zeigt, wie ein Leben ohne Plastik geht, und auch im Alltag werden die Möglichkeiten, Plastik zu vermeiden, immer zahlreicher.

unverpackt einkaufen, zero waste
In immer mehr Läden kann man Lebensmittel ohne Plastikverpackung einkaufen und so Müll vermeiden. (Foto: CC0 Public Domain / Pexels - Polina Tankilevitch)

In Unverpackt-Läden und plastikfreien Onlineshops kannst du beispielsweise müllfrei einkaufen, aber auch ohne spezielle Läden kannst du oft Verpackungen vermeiden – auch im Supermarkt.

Weitere Tipps findest du hier:

Text: Stefanie Jakob & Annika Flatley

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