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Junglück: Wie nachhaltig und empfehlenswert ist die Marke?

Wie nachhaltig ist Junglück?
Foto: © Junglück

Natürliche Inhaltsstoffe, vegan und abgefüllt in Braunglas – so präsentiert sich die Kosmetikmarke Junglück. Wie gut die Inhaltsstoffe sind, warum Junglück keine Naturkosmetik ist und was es mit dem Glasflaschen-Recycling auf sich hat, zeigt dir Utopia.

Wer durch Instagram scrollt, kommt an Junglück nicht mehr vorbei. Die Kosmetikmarke präsentiert sich natürlich und nachhaltig in braunen Glasflaschen. Die Versprechen des Unternehmens klingen dabei sehr gut.

Das ist Junglück

Die Produkte von Junglück sollen frei sein von: Duftstoffen, Mineralöl, Füllstoffen, Parabenen und Silikonen. Zudem sollen die Produkte vegan und klimaneutral sein. Es soll komplett auf Plastikverpackungen verzichtet werden, möglichst viele Rohstoffe sollen aus biologischem Anbau stammen und für jedes Produkt wird laut Hersteller ein Baum gepflanzt.

Die Produktpalette umfasst ein breites Sortiment an Haut-, Haar- und Babypflege. Seit diesem Jahr bietet Junglück auf feste Produkte an, wie festes Shampoo, fester Conditioner, festes Duschgel, feste Rasierseife und feste Handseife.

Bisher ist Junglück ein reines Online-Label, das heißt, die Produkte gibt es in keinem stationären Geschäft, sondern nur im eigenen Online-Shop oder bei Amazon.

Junglück bietet kleine Tester an. Damit kannst du Produkte erst einmal ausprobieren und vermeidest vielleicht Fehlkäufe.
Junglück bietet kleine Tester an. Damit kannst du Produkte erst einmal ausprobieren und vermeidest vielleicht Fehlkäufe. (Foto: © Junglück)

Eine Sache, die direkt positiv auffällt, wenn man sich im Shop von Junglück umschaut, sind die Tester – kleine Flaschen mit 5 ml Inhalt. So kann jede:r die Produkte erst einmal ausprobieren und vermeidet somit vielleicht Fehlkäufe.

Die Inhaltsstoffe sind unauffällig

Die Liste der Inhaltsstoffe, auf die Junglück verzichtet, ist lang. Wir haben uns von vier zufällig ausgewählten Produkten die INCI-Listen angeschaut und dabei tatsächlich keine bedenklichen Inhaltsstoffe wie Silikone, Parabene oder Duftstoffe gefunden.

Im Internet kritisieren einige Hautexpert:innen, dass manche Inhaltsstoffe, die auf der Verpackung beworben werden, gar nicht im Produkt enthalten seien oder nur in sehr geringer Konzentration und damit eher wenig wirksam. Auch wird in dem Zusammenhang kritisiert, dass die Formulierungen der Produkte sehr basic sei, der Preis dafür dann aber sehr hoch.

Dazu heißt es auf der Website von Junglück, dass viel nicht unbedingt gleich besser sei und es einige Inhaltsstoffe nicht in großen Mengen braucht. Gerade Retinol wirke bereits in kleinen Mengen.

Fakt ist aber, dass die Formulierung sehr sanft ist und die Produkte nicht mit so vielen Wirkstoffen vollgepumpt sind, wie es bei konventioneller Kosmetik oft der Fall ist. Da kann der Umstieg schwer sein, weil das Gefühl entsteht, die Produkte von Junglück wirken nicht richtig. Hier gilt: Der Haut Zeit geben, sich an die neuen Wirkstoffe zu gewöhnen.

Palmöl umweltschädlich
Für Palmöl wird kostbarer Regenwald gerodet. (Foto: CC0 / Pixabay / Kanenori)

Der einzige kritische Inhaltsstoff bei Junglück ist Palmöl. Allerdings bezieht das Unternehmen nach eigenen Angaben das Öl aus RSPO-zertifizierten Quellen, also Bio-Palmöl. Zusätzlich versucht Junglück, die Rezepturen umzustellen und auf Alternativen zurückzugreifen. Allerdings ist Kokosöl für das Unternehmen auch keine nachhaltigere Wahl, denn eine Kokospalme ergibt einen geringeren Ertrag als eine Ölpalme.

Junglück ist keine Naturkosmetik

Auf der Webseite erklärt Benedikt Klarmann, Gründer von Junglück, warum er sich gegen eine Naturkosmetik-Zertifizierung entschieden hat: „Die Zertifizierungen seien intransparent und es herrsche ein großer Wirrwarr, weil es kein Siegel auf staatlicher Ebene gibt, das eine gemeinsame Basis schafft“.

Hierzu müssen wir aber die Kritik äußern, dass es Siegel gibt, wie das Natrue, Ecocert, Cosmos oder BDIH, die regelmäßig offen legen, nach welchen Kriterien sie Kosmetik überprüfen – sodass sehr wohl Transparenz herrscht.

Ebenso ist uns schon öfter aufgefallen, dass sich Unternehmen gerne selber Kriterien überlegen, mit der Begründung, dass ihre Kriterien transparenter und einfacher zu verstehen wären. Der Gedanke ist nicht schlecht, aber im Endeffekt hat das einen gegenteiligen Effekt. Denn, wenn nun alle Unternehmen ihre eigenen Kriterien aufstellen würden, haben Konsument:innen gar keinen Anhaltspunkt mehr und es gelten keine einheitlichen Richtlinien. Die Gefahr, auf Greenwashing hereinzufallen, ist dadurch groß.

Lies dazu auch:

Ein weiteres Argument von Klarmann gegen eine Zertifizierung ist, dass Naturkosmetik-Zertifizierungen niedrigere Standards setzen als Junglück. Mit einer Zertifizierung „würden wir den Konsument:innen das Gefühl geben, dass unsere Produkte auf eine Stufe mit anderen Naturkosmetik-Produkten zu stellen sind, in denen erlaubterweise Alkohol, austrocknende und reizende Tenside (Sodium Coco Sulfate), reizende Konservierer (Sodium Benzoate) und ätherische Öle, welche ein hohes Allergiepotenzial aufweisen, enthalten sind“.

Ebenso setzt Junglück auf Inhaltsstoffe aus biologischem Anbau. Bei Naturkosmetik muss der Bio-Anteil in der Regel um die 20 Prozent liegen. Bei Junglück sind es meistens zwischen 80 und 90 Prozent. Hier sollte jedoch zwischen Naturkosmetik und Biokosmetik unterschieden werden. Beispielsweise unterschiedet Cosmos zwischen „natural“ und „organic“. Als Letzteres werden Produkte zertifiziert, die mindestens 95 Prozent Rohstoffe aus biologischem Anbau enthalten.

Man kann Junglück hierbei zustimmen: „Wir würden jedoch anzweifeln, dass der breiten Masse der gravierende Unterschied zwischen Cosmos Organic oder Cosmos Natural bekannt ist“, so eine Vertreterin von Junglück. Zum Unterschied mehr in unserem Beitrag:

Auf Nachfrage teilt man uns mit, dass der Hersteller mittlerweile erkannt hat, dass eine Zertifizierung manchen Menschen bei der Einordnung hilft und daher überlegt wird, ob und welche Zertifizierung für Junglück infrage käme, um „gegebenenfalls zukünftig auf solche zurückgreifen zu können und Verbraucher:innen so zusätzlich durch eine ‘externe Instanz’ vermeintliche Sicherheit bei dem Kauf unserer Produkte zu geben“. Man verweist darauf, dass Junglück über Social Media, Podcast, Blog und Website über die Produkte aufklärt.

Verpackung: Glasflaschen nicht automatisch nachhaltig

Ein charakteristisches Merkmal von Junglück sind die braunen Glasflaschen, die mittlerweile auf so vielen Instagram-Fotos zu sehen sind. Der Kosmetikhersteller möchte damit Plastikmüll vermeiden und Mikroplastik in der Umwelt reduzieren. Außerdem solle das Braunglas vor UV-Licht schützen und es würden dadurch keine Weichmacher oder Stoffpartikel an das Produkt abgeben werden. Zusätzlich ließe sich das Glas gut reinigen und könne somit immer wieder verwendet werden.

Junglück: Glasflaschen sind erst besser als Plastik, wenn es sich um Mehrwegflaschen handelt.
Junglück: Glasflaschen sind erst besser als Plastik, wenn es sich um Mehrwegflaschen handelt. (Foto: © Junglück)

Glas ist aber nicht gleich besser als Plastik. Durch das Gewicht entsteht mehr CO2 beim Transport und die Herstellung verbraucht viel Energie. Glas lohnt sich nur, wenn es sich um Mehrweg handelt.

Auf den ersten Blick wirkt es so, als ob die Glasflaschen bei Junglück Mehrweg wären. Denn Konsument:innen können zehn Flaschen zurückschicken – wie es heißt „zum Recycling“. Was passiert aber mit den Flaschen?

Auf Nachfrage sagt man uns, dass bisher alle Flaschen von Junglück eingelagert werden. Momentan gibt es noch keine Maschine, die diese kleinen Flaschen (Füllmenge von 250 ml) reinigt. Mehrweg kommt bisher hauptsächlich in der Getränkeindustrie vor, dementsprechend sind die Maschinen auf Flaschen der Größe 0,5, 0,75 oder 1 Liter ausgelegt. Junglück arbeitet momentan an der Entwicklung einer solchen Maschine mit einem Maschinenbauunternehmen zusammen.

Neben der richtigen Maschine sei ihnen auch noch wichtig, dass die Waschmittel den Ansprüchen von Junglück gerecht werden. Und das sei gar nicht so leicht, weil viele Produkte eine ölige Konsistenz aufweisen und daher die Gefäße schwer zu reinigen sind.

Fazit: Gegen die Inhaltsstoffe ist bei Junglück nichts auszusetzen. Gerade für Allergiker:innen sind die Produkte gut geeignet, da absolut keine bedenklichen Inhaltsstoffe eingesetzt sind.

Beim Thema Siegel und Glasflaschen sind wir dagegen ein bisschen kritischer. Es ist problematisch, wenn Unternehmen eigene Regeln aufstellen, da es dann keine unabhängige Kontrollinstanz gibt und Verbraucher:innen eventuell den Überblick verlieren. Dafür gibt es schließlich etablierte Siegel. Daher ist es sehr zu begrüßen, dass Mitarbeiter:innen von Junglück darüber nachdenken, ob und welche Zertifizierung vielleicht doch für Junglück infrage kommt.

Leider ist auf der Website von Junglück nicht ersichtlich, was mit den Flaschen passiert, die Konsument:innen zurückschicken. Das haben wir erst auf Nachfrage erfahren. Jedoch ist gut zu wissen, dass die Flaschen nicht von Junglück im Recycling-Container entsorgt, sondern für eine Wiederverwendung aufgehoben werden. Wir hoffen darauf, dass Junglück die Flaschen bald waschen kann und diese dann als Mehrweg wiederverwendbar sind.

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