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Amazonas-Debatte bei Lanz: Wissenschaftler kritisiert die Scheinheiligkeit der Menschheit

Markus Lanz, Amazonas, Harald Lesch
Foto: Screenshot ZDF

Seit Wochen steht der Amazonas in Flammen, gestern war der brennende Regenwald Thema bei Markus Lanz. Wissenschaftsjournalist Harald Lesch machte der Menschheit in der Talkrunde schwere Vorwürfe – und schlug eine unkonventionelle Lösung für den Schutz der Wälder vor.

Lange war die Feuerkatastrophe im Amazonas in der Öffentlichkeit kein Thema – jetzt befassen sich Medien und Politik ausgiebig mit dem Problem. So auch Markus Lanz in seiner Sendung vom Dienstag. Der Moderator sprach mit vier Experten über die Situation in Brasilien, darunter der Physiker und Wissenschaftsjournalist Harald Lesch.

Lesch erinnerte in der Sendung daran, wie wichtig der Regenwald in seiner Eigenschaft als Kohlenstoffspeicher für das globale Klima ist. Der Amazonas gelte als einer der sogenannten „Kipppunkte“. „Wenn 25 Prozent der Fläche des Amazonas verschwunden sind, kann sich der Amazonas selber nicht mehr am Leben halten. Das würde bedeuten, dass aus einer Kohlenstoffsenke eine Kohlenstoffquelle wird.“

Harald Lesch bei Markus Lanz: „Wir können solche Eskapaden der Gier nicht gebrauchen“

Besonders schlimm ist für Lesch, dass die aktuelle Katastrophe vermeidbar gewesen wäre: „Das was in Südamerika passiert ist tatsächlich menschengemacht. Das müsste nicht sein. Angesichts des Zustandes des Planeten insgesamt könnte man im Nachhinein sagen, das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat.“

Solche „Eskapaden der Gier“ könne die Menschheit nicht gebrauchen. Lesch zählt die Brände als eine solche „Eskapade der Gier“, weil sie vermutlich durch Brandstiftung entstanden sind: Bauern wollten damit Weideflächen für ihre Rinder schaffen – Brasilien ist der größte Exporteur von Rindfleisch der Welt. Der weltweite Bedarf nach billigem Fleisch hat also seinen Teil zur Katastrophe beigetragen.

Die Scheinheiligkeit der Menschheit und des Einzelnen

Wald, Brand, Feuer, Amazonas
Der Amazonas brennt (Symbolbild) (Symbolbild; Foto: CC0 Public Domain / Pixabay)

Lesch kritisiert auch den scheinheiligen Umgang der Menschheit mit der Wissenschaft: Wir nutzen Erkenntnisse aus der Wissenschaft und Forschung für alles Mögliche, zum Beispiel um Technologien weiterzuentwickeln. „Aber sobald die gleiche Wissenschaft, die diese Qualitätsprodukte hervorbringt, dann sagt ‚Stopp! Wir ruinieren unsere Welt.‘ – dann sagen wir ‚Nö nö nö…‘“

Fragwürdig findet Lesch auch die Inkonsequenz jedes Einzelnen: „Wir sind alle als Menschen auf diesem Planeten offenbar extrem damit überfordert, welche Möglichkeiten wir haben, also was wir tun könnten – wenn wir es denn nur tun wollten. Und das ist ein echtes Problem.“ Für diese Aussage bekommt der Wissenschaftler Applaus vom Publikum.

Lesch zu Markus Lanz: Die Menschheit soll zahlen

Harald Lesch schlägt in der Sendung auch eine etwas ungewöhnliche Lösung vor, um den Amazonas und andere bedrohte Gebiete zu schützen: Die Weltgemeinschaft solle die jeweiligen Länder dafür bezahlen, dass sie die Wälder unberührt lassen – und nicht für Ölbohrungen oder als Weidefläche freigeben. „Wir könnten […] praktisch ein großes internationales Naturschutzgebiet machen – das, glaube ich, wird der Weg sein und alles andere wird nicht funktionieren.“

Noch gibt es nicht genug wirksame politischen Maßnahmen, die die Regenwälder effektiv schützen. Deswegen ist auch jeder Einzelne gefragt: Der Amazonas brennt – 9 Dinge, die du jetzt tun kannst 

Die ganze Sendung vom Dienstag gibt es in der ZDF-Mediathek.

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