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Detroit Motor Show: Spritfresser first, Elektroautos second

Detroit Motor Show NAIAS Automesse
Foto © NAIAS

Ja, klar: Von der US-amerikanischen Automesse NAIAS, im Volksmund liebevoll „Detroit Motor Show“ genannt, hat in Zeiten von Donald Trump sicher niemand eine grüne Umwelt-Show erwartet. Enttäuschend dennoch, dass in Detroit etwas ganz Entscheidendes fehlt …

Gerüchte behaupten immer wieder, fette SUVs und dicke Pickups würden zu den meistverkauften Autos zählen. Dem ist nicht so – weder in Deutschland (u.a. VW Golf und Renault Clio, beides Mittelklasse), noch in den USA (u.a. Honda Civic, Toyota Camry, ebenfalls Mittelklasse). Gut so.

Dennoch dominieren Medienberichten zufolge vor allem die dicken Spritfresser das Bild der North American International Auto Show (NAIAS) am traditionsreichen Autoproduktionsstandort Detroit. Verständlich, denn da geht es auch ums Image und darum, in die Klickstrecken der Automagazine zu kommen. Und die Fans sehen da halt gerne dicke Karren.

Was auf der Detroit Motor Show (fast) nicht zu sehen ist: Elektroautos.

Detroit Motor Show: Elektroautos (fast) abwesend

Elektrisch gibt es auf der Detroit Motor Show fast nichts, jedenfalls nicht neues, serienreifes und und rein elektrisches. Immerhin einige Hybrid-Elektroautos – doch die sind nicht ideal: Sie schleppen zusätzlich zum Benzinmotor den elektrischen mit sich herum und müssen daher (im Vergleich zu rein batterieelektrischen Pkw) eine längere Lebensfahrzeit hinter sich bringen, um den Mehraufwand der Hybrid-Herstellung durch die Sprit-Einsparungen zu kompensieren. Und die Hybriden aus Detroit sind meist wuchtige Panzer.

Honda stellt in Detroit den neuen Honda Insight vor: Es war 1999 eines der ersten serienmässigen Hybridautos und galt lange als sparsamstes seiner Art, bekam teils Preise als umweltfreundlichstes Auto der Kompaktklasse. Inzwischen ist der Insight eine Kompakt-Limousine, Hybridmotor und Sparsamkeit sind geblieben. In Deutschland war der Insight allerdings kein Erfolg, es wird ihn wohl nur in den USA geben.

Der von Fiat-Chrystler gebaute Truck Dodge RAM1500 ist jetzt immerhin 100 Kilo leichter als frühere Modelle und verwendet zugleich ein sogenanntes Mildhybridsystem: Klingt nach Hybridauto, doch hier wird der elektrische Teil weniger zum Fahren als vielmehr zur Leistungssteigerung und erhöhten Sparsamkeit verwendet – immerhin.

Mercedes-Ableger AMG präsentiert auf der NAIAS Detroit mit dem AMG 53 einen riesigen Rennwagen, der nun durch einen Hybridmotor immerhin ein wenig sparsamer wird. „Jeder Schritt zählt“, sagen wir oft – aber bei 435 PS wird aus diesem Verschwendungsmobil sicher niemals ein Umweltauto.

Die Toyota-Luxus-Tochter Lexus bringt mit dem Lexus LS-1 Limitless eine ungeheure, 5 Meter lange Geländewagenstudie heraus. Das allein wäre keine Erwähnung wert – doch die Japaner wollen das Auto von vorne herein so konstruieren, dass es beliebige Antriebstechniken verwenden kann – also auch Elektroantrieb oder Brennstoffzelle. Das zeigt irgendwie, dass man den vielen „wir würden ja gern, aber es geht halt nicht“-Alternativantrieb-Beteuerungen der Hersteller nicht immer Glauben schenken muß.

Wer lieber Elektroautos sehen will:

 

Utopia meint: Wir schreiben das Jahr 2018 und noch immer scheint Schlüsselindustrien nicht klar zu sein, dass die Zeit der kraftstrotzenden Riesenmaschinen ein Ende finden muß. Immerhin werden sie hier und da etwas sparsamer – besser als nichts. Doch unübersehbar liegt auch über der NAIAS der Schatten von Trump und der trotzige Unwille, vernünftig handeln zu wollen. Keine neuen Elektroautos: Das ist für eine Automesse schon sehr schwach. – Allerdings darf auch ein erhobener Zeigefinger nicht drüber hinwegtäuschen, dass es nach wie vor wir Kunden sind, die den Automobilkonzernen die großen Spritschlucker abkaufen – und sparsame, kompakte Elektroautos links liegen lassen.

[Update] Elektroautos immerhin angekündigt

Drei Ausnahmen gab es inzwischen dann doch – wenn auch bloße Ankündigungen.

Das chinesische Unternehmen GAC stellte mit Enverge ein Elektro-Pkw vor – allerdings nur als Konzeptauto. Mit wuchtigem Design, hippen Flügeltüren und riesigem Display im Armaturenbrett soll es offenbar Tesla ab 2019 Konkurrenz machen, aber günstiger sein. Die Guangzhou Automobile Group (GAC) gilt als einer der größten Automobilhersteller in China und arbeitet über ein Joint-Venture auch mit Fiat zusammen.

Auch Nissans Luxusmarke Infiniti will elektrisch werden. Das Unternehmen stellte zwar mit dem Q Inspiration Concept erst mal nur ein Konzept-Car vor, doch ab 2021 sollen alle Modelle auch elektrisch erhältlich sein. Geplant sind dabei sowohl rein batterieelelektrische Autos als auch Hybridmodelle.

Ford stellte zwar kein einziges Elektroauto vor, kündigte aber an, bis 2022 ganze 11 Milliarden US-Dollar (statt bisher 4,5) in die Hand nehmen zu wollen, um diese in Elektroautos zu investieren. Ford darf man das glauben, sie entwickelten zum Beispiel zusammen mit Deutsche Post DHL die StreetScooter (in dem wiederum Akkus des BMW i3 ihren Dienst tun)

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