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14 Krebsarten im Frühstadium erkennbar: Neuer Urin- und Bluttest macht es möglich

Neuer Urin- und Bluttest zur Früherkennung von 14 Krebsarten
Foto: CC0 Public Domain / unsplash - Emin BAYCAN

In einer neuen Studie haben Forschende eine neue Methode der Früherkennung für 14 Arten von Krebs gefunden. Sie ist vergleichsweise günstig und eignet sich für häufig auftretende Krebsarten, wie Brust- oder Prostatakrebs.

Laut offiziellen Zahlen des Zentrums für Krebsregisterdaten am Robert-Koch-Institut (RKI) lebten im Jahr 2021 etwa 4,65 Millionen Menschen in Deutschland mit einer Krebsdiagnose. Eine erhöhte Chance auf Heilung haben Betroffene, wenn der Krebs möglichst früh erkannt wird. Forschende haben nun in einer aktuellen Studie, die im Fachblatt „Proceedings“ der US Nationalen Akademie der Wissenschaften (PNAS) erschienen ist, eine neue Methode untersucht. Mit ihrer Hilfe können 14 Krebsarten im frühen Stadium erkannt werden, heißt es.

Für die Studie analysierten die Wissenschaftler:innen Urin- und Blutplasmaproben von 1.260 gesunden sowie an Krebs erkrankten Proband:innen. Sie untersuchten sie auf 14 Krebsarten, darunter Brustkrebs, Gebärmutterhalskrebs, Prostatakrebs und Lungenkrebs. Die Forschenden konzentrierten sich auf sogenannte Glykosaminoglykane (GAGs), eine Zuckerverbindung, deren Struktur und Anzahl sich durch einen Tumor verändert.

Urin- und Bluttest konnten Krebs sogar lokalisieren

Die Wissenschaftler:innen konnten mit ihrer Methode Krebs im Frühstadium mit einer hohen Treffsicherheit diagnostizieren. Laut Studie lag die Spezifität bei 95 Prozent. Der Bluttest erkannte den Autor:innen zufolge 41,6 Prozent der Erkrankungen. Mit einem zusätzlich durchgeführten Urintest lag die sogenannte Sensitivität bei 62,3 Prozent. Bei Tests spricht die Wissenschaft von Sensitivität, wenn erkrankte Personen zuverlässig als krank identifiziert werden. Von Spezifität, wenn gesunde Menschen als gesund identifiziert werden. In der genannten Studie bedeutet dies, dass die Wissenschaftler:innen bei gesunden Menschen nur fünf Prozent falsch positive Ergebnisse erhielten. Und bei etwa sechs von zehn Proben die Krebserkrankung korrekt nachweisen konnten.

Nicht nur, ob ein Mensch an Krebs erkrankt ist, konnte das Forscherteam anhand der Analyse der GAGs untersuchen. Sondern auch, wo im Körper sich der Krebs mutmaßlich befindet. Daraus schließen die Forschenden, dass GAGs leistungsfähige Biomarker für die Früherkennung verschiedener Krebsarten sind. Damit könnte laut Studie die Anzahl der Krebsarten, die bislang im ersten Stadium mit Biomarkern erkannt werden, verdoppelt werden.

Die Ergebnisse validierte das Forscherteam in einer Kontrollstudie. Dazu untersuchte das Team Proben aus einer niederländischen Blutbank und führte eine in-vivo-Studie an lebenden Mäusen durch.

Kosten der Urin- und Bluttests

Die Kosten für einen Test könnten laut Studie bei etwa 50 US-Dollar liegen. In Zukunft halten die Wissenschaftler:innen es für realistisch, ein Krebs-Screening mit einer kostenlosen GAGs-Untersuchung zu ergänzen. Das ist demnach fünf bis zehnmal weniger als die Kosten für cfDNA-Tests (Circulating Free DNA). Bei dieser Methode werden im Blut schwimmende DNA-Teile eines Tumors untersucht. Diese Art der Untersuchung sei laut Almut Schulze, Leiterin der Abteilung Tumor-Metabolismus und Microenvironment am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) jedoch nicht optimal. „Denn bestimmte Krebsarten setzen keine DNA frei. Und mitunter kann auch Normalgewebe solche DNA-Fragmente ins Blut abgeben“, zitiert sie der Spiegel.

Kritik an der neuen Methode zur Früherkennung von Krebs

Laut Schulze habe jedoch auch die Untersuchung der GAGs Einschränkungen. Bestimmte Erkrankungen können die Aussagekraft verfälschen, sagt sie. Kritik an den Tests äußert demnach auch Edgar Dahl, Leiter der Arbeitsgruppe Molekulare Onkologie sowie der Molekularpathologischen Diagnostik am Institut für Pathologie der Uniklinik RWTH Aachen.

Der Test sei ihm zufolge noch weit entfernt von einer regelmäßigen Anwendung, dafür brauche es eine umfangreiche Validierung in großen prospektiven Studien. „Auch die Spezifität von 95 Prozent klingt zwar erst mal gut, würde aber für einen diagnostischen Screening-Test heißen, dass jeder zwanzigste Patient (das heißt fünf Prozent) falsch positiv bewertet würde; bei einer Million Getesteten wären dies 50.000 Personen“, betont Dahl.

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