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Projekt aus den 40ern: Berlin baut weiter an Autobahn mitten durch die Stadt

Autobahn Berlin
oto: Pixabay/ CC0/ emkanicepic

Die A100 wird erweitert: Bis 2030 sollen zwei neue Abschnitte hinzukommen – mitten durch Berlin. In Zeiten von Verkehrswende und Klimawandel scheint der Plan alles andere als zeitgemäß. Kein Wunder: Die Idee ist schon rund 70 Jahre alt.

Die Bundesautobahn 100 führt schon heute mitten durch Berlin. Sie verbindet aktuell die Bezirke Mitte, Charlottenburg-Wilmersdorf, Tempelhof-Schöneberg und Neukölln. Aber es soll noch weitergehen: Nächstes Jahr wird voraussichtlich der 16. Bauabschnitt beendet, welcher derzeit von Neukölln zum Treptower Park gebaut wird. Auch ein 17. Bauabschnitt soll folgen, von der Elsenbrücke bis zur Storkower Straße.

A100 in Berlin: Projekt ist aus der Zeit gefallen

Wieso baut Berlin eine Autobahn mitten durch die Stadt? Kurz gesagt: Das Projekt ist sehr alt. Der Bau der Autobahn wurde 1958 begonnen und seitdem Abschnitt für Abschnitt weiter vorangetrieben. Die Arbeiten am 15. Abschnitt (Autobahndreieck Neukölln) wurden 2004 beendet. Wie Klimareporter berichtet, ist die Idee selbst sogar noch älter, sie stammt aus den 1940er Jahren.

Damals sah man große Vorteile darin, die Stadt schnell durchqueren zu können. Auch plante man damals Arbeitsräume, Wohnräume und Kulturstätten räumlich getrennt, Straßen sollten diese miteinander verbinden. Auch heute noch befürworten verschiedene Organisationen den Weiterbau. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) fürchtet zum Beispiel, dass der Verkehr im Südosten der Hauptstadt mit der Eröffnung des Flughafens Schönefeld deutlich zunehmen werde.

Aber: Um Autobahnen wie die A100 bauen zu können, müssen vorhandene Gebäude und Grünflächen weichen. Anwohner:innen würden teils vertrieben, teils würde die Belastung durch Verkehrslärm und Feinstaub für sie zunehmen. Zudem führen Klimaschutzorganisationen wie Robin Wood an, dass in Berlin weniger Menschen Autos besitzen als in jeder anderen deutschen Stadt. „Öffentliches Geld muss daher in Bus und Bahn und in die Rad-Infrastruktur fließen, und nicht in die A100.“ Die Aktivist:innen fordern das Ende des Ausbaus der Autobahn. „Die Grundlagen für die Neu- und Ausbaupläne sind aus heutiger Sicht überholt und führen direkt in die Klimakrise!“

Um die Klimaziele zu erreichen und die Gesundheitsbelastung für Bürger:innen zu minimieren, müssen wir für weniger Verkehr in den Städten sorgen und öffentliche Verkehrsmittel ausbauen. Letztere Punkte waren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entweder nicht bekannt oder wurden nicht als wichtig erachtet, heute sind sie aber entscheidend.

Protest gegen die Autobahn durch Berlin

Berliner:innen protestieren schon lange gegen den Ausbau der Autobahn und für den Erhalt ihrer Stadt.
Berliner:innen protestieren schon lange gegen den Ausbau der Autobahn und für den Erhalt ihrer Stadt. (Foto: Pixabay/ CC0/ wal_172619)

Viele Berliner:innen sind gegen die Autobahn durch ihre Stadt. Seit den 1960er Jahren gibt es Proteste gegen Autobahnprojekte, unter anderem, weil für diese Altbauten zerstört werden sollten. Diese Ablehnung führt sich bis in die Gegenwart fort: Hunderte Menschen haben vergangenen Monat die Autobahnbaustelle besetzt, um gegen die „Schneise der Verwüstung mitten durch Berlin“ zu demonstrieren.

Auch die Grünen-Kandidatin für das Bürgermeisteramt in Berlin, Bettina Jarasch, hat sich für den Rückbau des 16. Bauabschnittes ausgesprochen. Die Linke forderte ebenfalls den sofortigen Baustopp.

Laut der Umweltschutzorganisation Robin Wood sei der 16. Abschnitt der A100 mit 200.000 Euro Kosten pro Meter Asphalt das teuerste Autobahnprojekt der Bundesrepublik. Ob die Strecke wie geplant genutzt werden kann, falls sie fertiggestellt wird, ist dabei nicht klar: Laut Tagesspiegel wird die Kapazität der Strecke verringert werden müssen, weil sonst zu viele Fahrzeuge auf Stadtstraßen einfahren würden.

Utopia meint: Altes loslassen, Verkehrswende zulassen

Uns bleiben nur noch wenige Jahre, um die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Gerade die Stadt bietet viele Möglichkeiten, die Verkehrswende voranzutreiben: Hier haben viele Menschen Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln, deren Strecken man beispielsweise ausbauen könnte. Die Ring-S-Bahn verläuft derzeit zum Beispiel schon parallel zur A100: Sie verbindet die Stadtteile auf eine viel klimafreundlichere Art und Weise miteinander. Ältere Projekte, die nicht auf dieses Ziel einzahlen, sollten sehr kritisch hinterfragt werden.

Gleichzeitig bleibt die Frage: Würde man die Autobahn nicht weiter ausbauen, welche Verkehrswege würden die Menschen nutzen? Wenn sie Staus auf anderen Straßen verursachen, dann ist damit niemandem geholfen.

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