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4-Tage-Woche weltweit? Organisation „4 Day Week Global“ will es durchsetzen

4 Day Week Global
Foto: CC0 / Unsplash / Maria Teneva

Für die Non-Profit-Organisation 4 Day Week Global liegt die Zukunft der Arbeit darin, intelligenter statt länger zu arbeiten. Dafür will die NPO mit einem Pilotprojekt zur weltweiten Vier-Tage-Woche den Weg ebnen.

Aus einem isländischen Großexperiment ging sie bereits als „überwältigender Erfolg“ hervor, Belgien schrieb sie Anfang 2022 in einer Arbeitsmarktreform nieder: die Vier-Tage-Woche.

Die Non-Profit-Organisation 4 Day Week Global wollte mit einem Pilotprojekt dafür Sorge tragen, dass das Modell der verkürzten Arbeitswoche mehr Aufwind erhält. Unternehmen auf der ganzen Welt konnten teilnehmen, und die Ergebnisse stehen fest. 

4 Day Week Global: Gründung und Forschung

Die Vier-Tage-Woche kann die Work-Life-Balance verbessern.
Die Vier-Tage-Woche kann die Work-Life-Balance verbessern.
(Foto: CC0 / Pixabay / Photoman61)

4 Day Week Global ist eine gemeinnützige Organisation, die von Andrew Barnes und Charlotte Lockhart mit dem Ziel gegründet wurde, Unternehmen dabei zu unterstützen, die Arbeitszeit zu reduzieren und dabei die gleiche Bezahlung wie in einem Vollzeitjob beizubehalten. 

Barnes setzte die Vier-Tage-Woche bereits 2018 in seinem eigenen Unternehmen um – mit so viel Erfolg, dass er ein Jahr später einen Leitfaden veröffentlichte, der andere Unternehmen bei der Reduzierung ihrer eigenen Arbeitszeit unterstützen soll. 

Inzwischen kooperiert die NPO mit Forschenden vom Boston College und der Universität Oxford, wo das Wellbeing Research Centre angesiedelt ist, welches zur Zukunft der Arbeit, Arbeitnehmer:innen-Wohlbefinden und Unternehmensproduktivität forscht. 

Die Idee: Intelligenter statt länger arbeiten

4 Day Week Global hat es sich dabei zur Mission gemacht zu zeigen, dass eine bessere Arbeitswelt von Morgen darauf beruht, „intelligenter statt länger zu arbeiten“. Es gehe darum, zu lernen, wie Unternehmen die Arbeitskraft der Mitarbeitenden besser nutzen können. Laut der NPO ist der Schlüssel für dieses Unterfangen die Vier-Tage-Woche, die auf dem 100-80-100-Modell aufbaut: 100 Prozent des Lohns, 80 Prozent der Arbeitszeit und im Gegenzug 100 Prozent Produktivität.

Die Vier-Tage-Woche soll nicht nur die Produktivität steigern, sondern unter den Beschäftigten auch für mehr Zufriedenheit und eine erhöhte Lebensqualität sorgen. Das konnte Barnes im Rahmen des Vier-Tage-Experiments in seinem eigenen Unternehmen feststellen: Überwacht wurde dieses von Wissenschaftler:innen an der University of Auckland und der Auckland University of Technology, deren Auswertung unter anderem ergab, dass die Metriken für die Work-Life-Balance um 44 Prozent und die Arbeitsmotivation um 27 Prozent stieg. 

Das weltweite Pilotprojekt von 4 Day Week Global

Je länger arbeiten, desto besser? Das Pilotprojekt zur Vier-Tage-Woche will das widerlegen.
Je länger arbeiten, desto besser? Das Pilotprojekt zur Vier-Tage-Woche will das widerlegen.
(Foto: CC0 / Pixabay / Surprising_Shots)

Die 40-Stunden-Woche mit fünf Arbeitstagen à acht Stunden ist seit einigen Jahrzehnten im deutschsprachigen Raum und in den meisten anderen westlichen Ländern der Standard für die Wochenarbeitszeit von Angestellten.

Viele Unternehmen sind skeptisch, wie es möglich sein soll, einfach einen ganzen Tag Arbeitszeit abzuziehen. Deshalb startete 4 Day Week Global ein Pilotprojekt, das Arbeitgeber:innen ermöglicht, die Vier-Tage-Woche im Rahmen eines durch die NPO koordinierten und wissenschaftlich begleiteten Versuchs auszuprobieren. 

Seit 2022 stehen die Ergebnisse der sechsmonatigen Pilotprogramme in den USA, dem Vereinigten Königreich, Irland, Australien, Neuseeland und Kanada zur Verfügung.

Zwei von fünf Teilnehmenden lebten in den USA, dem Land, in dem Angestellte einer Studie zufolge länger arbeiten als die Menschen in den meisten anderen Ländern: 137 Stunden pro Jahr mehr als japanische Arbeitnehmer:innen, 260 pro Jahr mehr als Arbeitnehmer:innen im Vereinigten Königreich). Insgesamt waren 27 Unternehmen von Anfang bis Ende dabei.

Ergebnisse des Pilotprojekts

Durchschnittlich bewerteten die Teilnehmenden die Erfahrung als eine Neun auf einer Skala von eins bis zehn. 97 Prozent der Arbeitnehmer:innen gaben an, das Modell beibehalten zu wollen.

Drei Viertel gaben an, die Vier-Tage-Woche auf jeden Fall weiterzuführen, und ein Viertel denkt noch darüber nach. Sowohl Unternehmensleistung als auch die Produktivität haben sich der Befragung zufolge um etwa acht Punkte auf der Skala verbessert.

Außerdem wichtige Metriken umschließen:

  • Umsatz: stieg um durchschnittlich acht Prozent, oder 38 Prozent, wenn verglichen mit derselben Halbjahresspanne des Vorjahres
  • Zahl der Mitarbeitenden: stieg um durchschnittlich zwölf Prozent (die Autor:innen merken an, dass dies während der sogenannten „Great Resignation“ geschah, während der Angestellte in Rekordzahlen kündigten. In den teilnehmenden Unternehmen war davon jedoch kaum etwas zu spüren.)

Die durchschnittliche Arbeitszeit fiel nicht von 40 auf 32 Stunden die Woche. Teilweise lag das daran, dass die Unternehmen dies nicht als Ziel gesetzt hatten. Teilweise wurden auch weiterhin Überstunden gemacht, oder an den freien Tagen gearbeitet. Der Bericht fasst zusammen: „Die überwältigende Mehrheit hat die Vier-Tage-Woche bekommen, fast jede Woche, für so gut wie die gesamten sechs Monate.“

Doch wie wurde die Arbeitslast empfunden?

Insgesamt führe die Vier-Tage-Woche nicht zu einer intensiveren oder schneller getakteten Arbeitswoche – für fast ein Drittel war das zwar schon der Fall, doch für mehr Menschen ergab sich keine Änderung, oder die Arbeitswoche wurde sogar ruhiger. Auch die Komplexität der Arbeit hat sich für die Teilnehmenden insgesamt nicht erhöht. Was die Forschenden außerdem begrüßten: Die Angestellten nutzten den neugewonnenen freien Tag nicht, um einer anderen Arbeit nachzugehen.

Was wurde den Unternehmen angeboten?

Das Pilotprojekt erstreckte sich nicht nur über den sechsmonatigen Erprobungszeitraum, sondern begann bereits ein halbes Jahr davor mit Informationsveranstaltungen. Nach der Projektanmeldung erhielten die Unternehmen Schulungen und Vorbereitungsseminare durch das Team der NPO und legten mit den kooperierenden Wissenschaftler:innen Produktivitätskennzahlen fest. Diese Kennzahlen wurden während des gesamten Experiments überwacht, sodass sich die Auswirkungen der Vier-Tage-Woche überprüfen ließen.

Jedes Vierteljahr lanciert die NPO Pilotprojekte in weiteren Gegenden der Welt. Teilnehmen können alle Unternehmen, die die Einführung einer verkürzten, aber produktivitätsorientierten Arbeitszeit in Erwägung ziehen. Dazu können sie ein Formular ausfüllen, um mit 4 Day Week Global in Kontakt zu treten. 

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