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Das 9-Euro-Ticket geht an der Lebensrealität einiger Menschen vorbei

Bund und Länder planen ein Billigticket für Busse und Bahnen über den Sommer wegen der hohen Energiekosten.
Foto: Moritz Frankenberg/dpa

Ab dem 23. Mail soll der Verkauf des 9-Euro-Monatstickets beginnen. Noch ist die Finanzierung nicht abschließend geklärt. Zudem ist das Vorhaben für manche Bürger:innen attraktiver als für andere.

Gut zwei Wochen vor dem geplanten Start ringen Bund, Länder und die Branche um die Finanzierung des 9-Euro-Monatstickets für Busse und Bahnen. Details zu den Verkaufsmodalitäten hat die Deutsche Bahn bereits bekanntgegeben.

Gleichzeitig deutet eine Umfrage von infratest dimap darauf hin, dass insbesondere Großstädter:innen das 9-Euro-Ticket nutzen werden. Die Bevölkerung auf dem Land hingegen wird nur bedingt von den vergünstigten Fahrkarten profitieren, die für die Monate Juni, Juli, August gelten. Ein Grund, wie unter anderem vom BUND angemerkt, ist die unzureichende Infrastruktur in ländlichen Regionen. Sie gilt es weiter zu erschließen. Demnach geht das 9-Euro-Ticket für den Öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) an der Lebensrealität einiger Menschen in Deutschland vorbei.

Laut der Umfrage, die im Auftrag des ARD-Deutschlandtrends entstand, wollen 44 Prozent der Befragten das Ticket in Deutschland nutzen. 53 Prozent haben hingegen wenig oder gar kein Interesse an dem Angebot. Auffallend: Für Menschen, die nicht in Ballungsräumen leben, ist das 9-Euro-Ticket offenbar nicht attraktiv. Nur 30 Prozent der Teilnehmer:innen, die in Kleinstädten leben, würden das Angebot wahrnehmen. Bei Menschen, die in mittelgroßen Städten wohnen, sind es 44 Prozent; während es 60 Prozent in Großstädten sind.

9-Euro-Ticket: Nur ein „Strohfeuer“ ?

Der Verband der Verkehrsunternehmen erläuterte, es werde mit ungefähr 30 Millionen Nutzer:innen pro Monat für das Sonderticket gerechnet, dies sei aber nur eine Schätzung. 

Die Aktion des 9-Euro-Tickets fällt in die grundlegende Debatte, den ÖPNV für mehr Klimaschutz mit attraktiveren Angeboten deutlich voranzubringen. Ziel müsse sein, die Zahl von 24 Millionen täglichen Nutzern aus der Vor-Corona-Zeit bis 2030 zu verdoppeln, sagte der Verkehrsexperte des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), Jens Hilgenberg. Daher dürfe es nun nicht nur zu einem „Strohfeuer“ kommen. Nötig seien dauerhafte Verbesserungen des Angebots vor allem auf dem Land. Wo jetzt kein Bus fahre, werde ja auch durch das verbilligte Ticket keiner fahren.

Utopia meint: Die Bundesregierung fördert mit ihrem Vorhaben den ÖPNV. Das ist ein erster Schritt, um die Menschen in Deutschland zu entlasten, die auf das Auto – und damit klimaschädliche Verbrennungsmotoren – verzichten. Das Pendeln und grundlegende Reisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln sollten allerdings über die akute Energiepreiskrise, die durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine entstanden ist, hinaus weiter gefördert werden. Hiervon sollte insbesondere der Ausbau der Infrastruktur des ÖPNV profitieren, damit Bus- und Bahnfahren für jede:n attraktiv ist. Das muss angesichts der Umfrage auch die Bürger:innen in den ländlichen Regionen miteinschließen.

mit Material der dpa

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