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Habeck widerspricht Kritik von AKW-Betreiber, der Reservebetrieb sei „technisch nicht machbar“

AKW-Betreiber: Reservebetrieb sei "technisch nicht machbar"
Foto: Armin Weigel/dpa

Der Betreiber des Atomkraftwerks Isar 2 warnt einem Medienbericht zufolge das Bundeswirtschaftsministerium davor, die Anlage ab dem Jahreswechsel in eine Reserve zu überführen. Robert Habeck weist die Kritik zurück.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck verteidigt seinen am Montag vorgestellten Plan, im Fall von Stromengpässen zwei der drei verbliebenen deutschen Atomkraftwerke notfalls noch bis Mitte April im Reservebetrieb nutzen können: Isar 2 in Bayern und Neckarwestheim in Baden-Württemberg. Dabei reagiert er auf Kritik, die der Betreiber des Atomkraftwerks Isar 2 und Chef von Preussen Elektra, Guido Knott, in einem Schreiben, das dem Spiegel vorliegt, an das Bundeswirtschaftsministerium äußert. Konkret heißt es darin, der Vorschlag des Ministeriums, „zwei der drei laufenden Anlagen zum Jahreswechsel in die Kaltreserve zu schicken, um sie bei Bedarf hochzufahren, ist technisch nicht machbar und daher ungeeignet, um den Versorgungsbeitrag der Anlagen abzusichern“, zitiert der Spiegel. Das Schreiben sei auf Dienstag datiert und an den Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, Patrick Graichen, gerichtet. Preussen Elektra gehört zu Eon, einer der größten Energiekonzerne in Deutschland.

„An den Technikern etwas vorbeigegangen“

Wie die Zeit berichtete, habe Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck den Brief von Preussen Elektra „mit einiger Verwunderung zur Kenntnis genommen“. Weiter wirft er dem Konzern laut Medienbericht vor, seinen Plan der Notfallreserve nicht verstanden zu haben. Er plane kein Hoch- und Runterfahren der Anlage, stattdessen müsse einmal über die Notwendigkeit der Kraftwerke entschieden werden. „Das ist offensichtlich an den Technikern von Preussen Elektra vorbeigegangen“, so Habeck.

In Habecks Auffassung treffe der Energiekonzern widersprüchliche Aussagen. Dabei verwies der Minister auf einen im August verfassten Brief des Konzerns, indem dieser die Notwendigkeit eines kurzfristigen Stillstand bei längerem Streckbetrieb äußerte.

Wiederanfahren im Streckbetrieb sei nicht möglich

Im Bericht an das Ministerium allerdings verweist Knott auf bereits in der Vergangenheit geäußerten Bedenken, dass eine flexible Leistungssteuerung im Streckbetrieb nicht möglich sei. In einem fortgeschrittenen Streckbetrieb, wenn die Anlage komplett heruntergefahren wird, sei ein Wiederanfahren „nicht und schon gar nicht kurzfristig innerhalb einer Woche machbar.“ So lautet jedoch Habecks Plan.

Noch dazu warnt der Betreiber des Atomkraftwerkes aus einem anderen Grund davor, das AKW diesen Winter im Reservebetrieb zu halten und gegebenenfalls wieder hochzufahren. Das Unternehmen habe bisher keine Erfahrungen mit einem solchen Prozedere. Und um damit zu starten, halte Knott diesen Winter für ungeeignet. „Das Austesten einer noch nie praktizierten Anfahrprozedur sollte nicht mit einem kritischen Zustand der Stromversorgung zusammenfallen“, heißt es in dem Schreiben.

Ein solcher Streckbetrieb brauche eine Vorlaufzeit, wie Knott in dem Schreiben außerdem erklärt. Bis Ende Oktober müssten Vorbereitungen abgeschlossen sein, falls das Kraftwerk in einen Reservebetrieb versetzt werden soll. Daher bittet der Betreiber um eine schnelle Entscheidung seitens des Ministeriums.

Volker Quaschning: Wie soll das AKW so zur Versorgungssicherheit beitragen?

Bei Twitter äußert sich Volker Quaschning zu dem Schreiben des Atomkraftwerkbetreibers. Darin merkt der Energie-Experte an, dass nicht regelbare Anlagen für die Versorgungssicherheit jedoch „ziemlich ungeeignet“ seien. In Bezug auf die Äußerung des Betreibers ein Wiederanfahren des AKWs im Streckbetrieb sei nicht möglich, stellt Quaschning folgende Fragen: „Wenn es also zu einer Netzstörung kommt, lässt sich danach das AKW gar nicht mehr starten? Wie soll es so zur Versorgungssicherheit beitragen?“

In einer der vorherigen Sendungen von Markus Lanz bezeichnete der Professor die Energiepolitik der vergangenen Jahre als „Totalausfall“. Man habe die Energiewende bislang nicht nur versäumt, sondern sich stark von Importen fossiler Brennstoffe abhängig gemacht.„Wir haben nicht mal 20 Prozent Erneuerbare und ein gutes Prozent Kernenergie“, sagt der Experte mit Verweis auf die gesamte Energieversorgung, bei der Strom einen Teil ausmacht. Die restlichen 80 Prozent müssten jedoch bis 2035 durch eine klimafreundliche Energiegewinnung gestemmt werden. Doch gerade die alte Bundesregierung habe weiterhin auf Öl, Kohle und Gas gesetzt, erläutert Quaschning. Er sagt: „Und das hat uns jetzt genau in diese Krise geführt“.

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