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Wie eigentlich bienenfreundliche Balkonpflanzen Bienen töten – statt sie zu retten

Wie deine Balkonpflanzen Bienen töten, anstatt sie zu retten
Foto: CC0 Public Domain / Pixabay, pasja1000

Lavendel, Goldmarie, Blaukissen, Akelei und Phlox: Bienenfreundliche Pflanzen zu kaufen ist wichtig, um das Insekten- und Bienensterben zu stoppen. Der BUND hat nun in einem Zierpflanzentest aber in vermeintlich bienenfreundlichen Pflanzen jede Menge Pestizide gefunden, die für Bienen – aber auch für uns Menschen gefährlich sind.

Derzeit kaufen viele Hobbygärtner:innen Blühpflanzen zur Begrünung von Balkon und Garten. Immer mehr Menschen achten bei ihrem Einkauf darauf, bienen- und insektenfreundliche Pflanzen zu kaufen, um Bienen, Hummeln und Schmetterlingen zu helfen.

Viele der Zierpflanzen, die vom Handel als „bienenfreundlich“ gepriesen werden, sind allerdings nicht so insektenfreundlich, wie häufig angenommen, sondern stark mit Pestiziden belastet. Ein neuer Test durch den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschlands (BUND) hat die Ergebnisse der vergangenen drei Jahre bestätigt: Bis auf eine Ausnahme enthalten alle Proben der beliebten Sommerblüher giftige Rückstände.

Giftalarm bei „bienenfreundlichen“ Pflanzen

Passend zum Start in die Sommergartensaison wollte der BUND wissen, wie stark die „bienenfreundlichen“ Pflanzen mit Pestiziden belastet sind. Er hat dafür 22 Stauden mit dem Etikett „bienenfreundlich“ aus Gartencentern und Baumärkten testen lassen, darunter beliebte Gartenpflanzen wie Lavendel, Goldmarie, Blaukissen, Akelei und Phlox.

Einige „bienenfreundliche“ Pflanzen sind giftiger Sondermüll
Einige „bienenfreundliche“ Pflanzen sind giftiger Sondermüll (Foto: CC0 Public Domain / Pixabay, congerdesign)

Das alarmierende Ergebnis:

  • 64 Prozent der Pflanzen enthielten Pestizide, die hoch gefährlich für Bienen sind.
  • Auf 16 Proben (73 Prozent) wurden für den Menschen besonders gefährliche Pestizide gefunden.

Wenn Bienenrettung zur Giftfalle wird

Corinna Hölzel, BUND-Pestizidexpertin, meint dazu: „Der Zierpflanzenbau hat katastrophale Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit. Ein Lavendel war mit 22 verschiedenen Pestiziden belastet, von denen acht der menschlichen Gesundheit schaden, zwei bienengiftig sind und zwei nicht einmal zugelassen waren. Ein solches Produkt kann nur als illegaler Sondermüll bezeichnet werden.“ Wenn Bienen die schädlichen Pestizide über Nektar und Pollen aufnehmen, wird die gewünschte Bienenrettung zur Giftfalle.

BUND-Untersuchung: 38 Pestizide in 22 Pflanzen

Insgesamt wurden bei der Untersuchung 38 verschiedene Pestizide gefunden. Fünf von ihnen sind hoch bienengefährlich und 20 hoch gefährlich für die menschliche Gesundheit. Sieben Wirkstoffe haben keine Zulassung für Zierpflanzen in Deutschland. Fünf der 22 Pflanzen hätten gar nicht verkauft werden dürfen.

Großteil der Jungpflanzen aus dem globalen Süden

Als Verbraucher:in stellt sich bei den erschreckenden Ergebnissen die Frage, wie es sein kann, dass Pflanzen derart pestizidverseucht sind – und so bei uns verkauft werden. Corinna Hölzel hat eine Erklärung: „Der Großteil der Jungpflanzen stammt aus dem globalen Süden, zum Beispiel aus Ländern Afrikas und Lateinamerikas. Dort sind Arbeitskräfte billig, die Gesetzgebung ist oft schwach und hoch gefährliche Pestizide sind im Dauereinsatz. Besonders die Arbeiter:innen auf den Plantagen sind dieser Gefahr ausgesetzt.“

So kannst du beim Einkauf giftige Pflanzen vermeiden

Leider lässt sich beim Kauf von Zierpflanzen nicht erkennen, unter welchen Bedingungen sie produziert wurden. Denn es gibt weder Kennzeichnungspflichten noch Grenzwerte. Bis die gefährlichen Pestizide verboten und aus der Produktionskette ausgeschlossen sind, hilft dir dieser Tipp:

  • Kauf am besten Bio-Pflanzen oder Zierpflanzen, bei denen du sicher bist, dass sie in deiner Region gezogen wurden.

Corinna Hölzel empfiehlt außerdem Ableger zu tauschen: „Stauden kann man, wenn sie groß genug sind, ausgraben und teilen. Es gibt mittlerweile Pflanzentauschbörsen im Internet und auch auf Märkten, wo Gärtner:innen neue Stauden bekommen können. So lernt man auch Gleichgesinnte kennen und kann sich inhaltlich austauschen.“

Wie belastet sind Jungpflanzen von Tomaten, Gurken & Co.?

Nachdem Zierpflanzen unglaublich pestizidbelastet sind, hat uns interessiert: Wie sieht es bei jungen Gemüsepflanzen wie Tomaten, Paprika, Salat, Gurken & Co. aus? Sind hier Spritzgifte ebenfalls eine Gefahr? Corinna Hölzel kann hier beruhigen: „Beim Gemüse kommt weniger Ware aus dem globalen Süden. Viele Gärtnereien ziehen Gemüsepflanzen komplett hier. Da findet man sicherlich auch Pestizidrückstände. Ich gehe aber davon aus, dass die Rückstände geringer sind und keine nicht zugelassenen Pestizide im Einsatz sind.“ Da Gemüse-Jungpflanzen nicht getestet wurden, handelt es sich hier nur um Vermutungen.

BUND fordert Pestizidverbot

Seit drei Jahren testet der BUND sogenannte bienenfreundliche Pflanzen und führt Gespräche mit der Branche. Die Situation hat sich bislang nicht verbessert. Der BUND fordert: „Eine rechtlich verbindliche Pestizidreduktion auf nationaler und EU-Ebene muss endlich kommen. Ein Verbot von Pestiziden, die besonders gefährlich für Mensch und Umwelt sind, ist überfällig.“

Der BUND fordert von der Bundesregierung mindestens eine Halbierung des Pestizideinsatzes bis 2030. Besonders gefährliche Pestizide müssen verboten werden und dürfen auch nicht in Länder des globalen Südens exportiert werden.

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