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„Das steht uns nicht zu“: Queeres Fernsehrat-Mitglied über Gendersprache im ZDF

"Das steht uns nicht zu": Queeres Fernsehrat-Mitglied über Gendersprache im ZDF
Foto: CC0 Public Domain / Pexels - Marta Branco / Pixabay -

Luca Renner ist das erste und bisher einzige offen queere Mitglied im ZDF-Fernsehrat. In einem Interview berichtet Renner, inwieweit sie mitreden darf, wenn es darum geht, in Sendungen zu gendern.

Seit 2016 ist Luca Renner im Fernsehrat, bisher ist sie das einzige offen queere Mitglied. In einem Interview mit dem Tagesspiegel erklärt Renner, sie sehe im Umgang mit LGBTQIA+ in den letzten Jahren „immense Änderungen“ beim ZDF. Laut Renner werden queere Themen in den Nachrichten aufgegriffen oder im Sport „miterzählt“. Der Kinderkanal Kika habe sich im vergangenen Jahr „richtig reingehängt“, wie Renner sagt – unter anderem indem er ein Diversity-Tag veranstaltete. Auch hebt Renner die ZDFneo-Serie „Becoming Charlie“ mit einer nicht-binären Hauptfigur hervor.

Im Vergleich zu Netflix etwa sind für den Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk (ÖRR) laut Renner die LGBTQIA+-Themen „etwas Neues“. Diese seien dort „jahrelang ausgespart“ worden. Daher gebe es „Anlaufschwierigkeiten“, bei denen auch Fehler passierten. Die Sensibilität für queere Themen seien aber da, so Renner.

Kritik fürs Gendern beim Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk

Renner beschäftigt sich in ihrem Job unter anderem mit Programmbeschwerden. Zuschauer:innen beschweren sich seinen Aussagen zufolge aktuell viel über das Thema Klima. Aber eben auch das Gendern.

So hatte das Moderatoren-Duo Claus Kleber und Petra Gerster im Heute Journal gegendert. Renner erklärt, dass sie als Mitglied des ZDF-Fernsehrates keinen Einfluss nehmen kann, ob in einer Sendung gendergerechte Sprache verwendet wird. Das würden die jeweiligen Chef:innen der Sendungen entscheiden. Beispielsweise habe sich der Chef des Morgenmagazins gegen das Gendern ausgesprochen. „Wir diskutieren das (Gendern) und geben Hinweise“, so Renner. Sie und ihre Kolleg:innen würden nicht in die journalistische Freiheit oder das Programm eingreifen. „Das steht uns nicht zu, und das finde ich absolut korrekt so“.

Die Kritik am ZDF kommt nicht ausschließlich von Seiten der Zuschauer:innen. In der Vergangenheit haben Sprachwissenschaftler:innen das Gendern bei ARD und ZDF kritisiert. Die Wissenschaftler:innen weisen „die Bewertung des generischen Maskulinums als diskriminierende Sprachform“ zurück.

Zudem analysierten fünf Autor:innen in einem Gastbeitrag für die Welt Beiträge des öffentlich-Rechtlichen Rundfunks. Sie warfen dem ÖRR die Verfolgung einer „bedrohlichen Agenda“ vor. Mit einer angeblichen „Transgender-Ideologie“ würden demnach Kinder durch TV-Formate wie die Sendung mit der Maus „indoktriniert“ werden. Der Artikel löste heftige Gegenreaktionen aus – so starke, dass Axel-Springer-CEO Matthias Döpfner und einer der Verfasser:innen des Gastbeitrags später Stellung bezogen. Utopia hat darüber berichtet: LGBTQIA+-feindlicher Artikel der Welt? Jetzt meldet sich Co-Autor zu Wort.

Anmerkung der Redaktion: Luca Renner verwendet nach eigenen Angaben die Pronomen sie/ihr.

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