Utopia Image

Drohende Ölpest durch Geistertanker: UN greift zu ungewöhnlicher Maßnahme

FSO Safer
Foto: Screenshot: FSO Safer crowdfunding campaign VIDEO

Der Öltanker „FSO Safer“ steht seit Jahren verlassen vor der Küste Jemens und droht zu havarieren. 175 Millionen Liter Rohöl könnten dann ins Rote Meer fließen. Versuche, das Desaster zu verhindern, scheiterten bisher an den Kosten. Bis jetzt – denn kürzlich gab die UN bekannt, eine Lösung gefunden zu haben.

Die „FSO Safer“ ist ein 40 Jahre alter Öltanker, der vor der jemenitischen Stadt Hodeidah ankert. Seit 2015 wurde das Schiff weder gewartet noch das Rohöl entladen. Die Gefahr eines Lecks ist deswegen akut. Die UN plant schon seit letztem Jahr eine Rettungsmission, die das Öl aus dem Geistertanker pumpen soll. Dafür kauft sich die UN selbst einen Supertanker. Am gestrigen Donnerstag unterzeichnete die UNPD, das Entwicklungshilfeprogramm der UN, einen Kaufvertrag über ein geeignetes Schiff.

Humanitäre und ökologische Katastrophe droht in Jemen

In einer Pressemitteilung sprach der UNPD-Chef Achim Steiner von einem „größeren Durchbruch“. Durch den Kauf des Supertankers könne „das Risiko einer ökologischen und humanitären Katastrophe massiven Ausmaßes vermieden werden.“ In einem auf YouTube veröffentlichten Video bezeichnet UN Yemen das Schiff als „tickende Zeitbombe“.

Bei dem Schiff, das derzeit zur Wartung in einem chinesischen Trockendock liegt, handelt es sich um einen Supertanker des Typs VLCC (very large crude carrier), der bis zu einer Million Barrel Öl aufnehmen kann – also etwa 175 Millionen Liter. Es wird erwartet, dass das Schiff Anfang Mai vor Jemen ankommt und seine Arbeit an der „FSO Safer“ aufnehmen kann.

Die „FSO Safer“ hat laut Angaben des Bundesaußenministeriums viermal so viel Öl geladen wie die „Exxon Valdez“, ein Supertanker, der eine der bisher größten Ölkatastrophen der Geschichte verursacht hat. Die mögliche Havarie der „FSO Safer“ würde so Umweltschäden in unvorstellbaren Ausmaß verursachen – die UN spricht von Folgekosten von mindesten 20 Milliarden US-Dollar.

Zum anderen wären die humanitären Konsequenzen katastrophal: Die UN bringt über Hodeidah und das benachbarte Saleef medizinische Hilfsgüter und Nahrungsmittel in das bürgerkriegsgeplagte Land. Im Falle einer Ölpest könnten die beiden Hafenstädte vorübergehend nicht mehr angefahren werden. Die Versorgung von 17 Millionen Menschen wäre dann gefährdet, so die UN.

Die „FSO Safer“ ist seit dem Bürgerkrieg aufgegeben

Eigentlich ist die „FSO Safer“ im Besitz der staatlichen „Safer Exploration & Production Operation Company“. Jedoch wurden, wie die UN in einem Hintergrundbericht darlegt, infolge des seit 2014 herrschenden Bürgerkriegs alle Arbeiten, inklusive aller Wartungsarbeiten, auf dem Tanker eingestellt. So konnten sich im Schiffsinneren explosive Gase und an den Außenwänden Rost bilden. Es besteht die Möglichkeit, dass der Tanker auseinanderbricht und das geladene Öl ins Rote Meer strömt.

Schon seit 2021 verhandelt die UN sowohl mit der anerkannten jemenitischen Regierung als auch den Huthi-Rebellen, um die mögliche Katastrophe zu verhindern. Seit März 2022 besteht zwischen allen beteiligten Parteien prinzipielle Einigkeit über das Vorgehen, wonach das Schiff gesichert und leergepumpt werden soll.

Finanzierung der Mission nicht gesichert

Dass seither nichts geschah, liegt laut UN an den Kosten. Zwar konnte die UN von Geberländern und privaten Spender:innen 95 Millionen US-Dollar einwerben, infolge des Ukraine-Kriegs sprangen aber die Preise für geeignete Supertanker in die Höhe. Um die „FSO Safer“ auszupumpen, veranschlagt die UN so ein Gesamtbudget von 129 Millionen US-Dollar.

Es besteht also nach wie vor eine Finanzierungslücke von 34 Millionen US-Dollar. Zudem betrifft dies nur die erste Phase der unmittelbaren Rettungsmission. Für zusätzliche Sicherungsarbeiten werden insgesamt 144 Millionen US-Dollar benötigt. Entsprechend wendet sich Achim Steiner mit einem eindringlichen Appell an die internationale Gemeinschaft: „Wir brauchen noch dringend Finanzmittel, um den Plan umzusetzen und eine Katastrophe zu verhindern.“

Weiterlesen auf Utopia.de:

** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos.

Gefällt dir dieser Beitrag?

Vielen Dank für deine Stimme!

Verwandte Themen: