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„Einmalig in Deutschland“: Hier wird Periodenwäsche vom lokalen Abfallbetrieb bezuschusst

Periodenprodukte
Foto: CC0 Public Domain / unsplash - Monika Kozub

Ein Abfallwirtschaftsbetrieb bezuschusst Periodenunterwäsche und erhält dafür den Nachhaltigkeitspreis. Eine Mitarbeiterin erklärt, welches Ziel die Firma damit verfolgt.

Um Müll zu vermeiden bezuschusst der Starnberger Abfallentsorger AWISTA Reparaturen von Elektrogeräten und wiederverwendbare Hygieneprodukte wie Windeln und Menstruationsartikel. Hierfür erhielt er kürzlich einen Nachhaltigkeitspreis. Im Interview mit dem Spiegel erklärt die Mitarbeiterin Marina Stöger, welches Ziel AWISTA verfolgt. 

Seit 2018 arbeitet Stöger für den öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger des Landkreises Starnberg, AWISTA Starnberg KU – im Bereich der Abfallwirtschaft für Abfallberatung, Gewerbeabfall sowie in der Umweltbildung. Zudem leitet sie den Kundenservice. Die 32-Jährige ist studierte Geografin und Wirtschaftsingenieurin. Die Idee des Zuschusses für wiederverwendbare Periodenprodukte stammt von ihr. 

Ziel: Abfall vermeiden und ein Umdenken anstoßen

Bezuschusst werden 20 Prozent der Anschaffungskosten oder der Reparaturkosten. Pro Person jedoch maximal 50 Euro pro Jahr. Das Angebot gilt für Einwohner:innen aus dem Landkreis Strarnberg. Doch AWISTA hofft, dass ihr Beispiel Schule macht, sagt Stöger. 

Gefördert werden Menstruationsprodukte wie Tassen, Cups, waschbare Binden oder Periodenunterwäsche. Unbürokratisch können Konsument:innen die Rechnung zusammen mit einem Nachweis über ihren Wohnort per Mail oder Brief versenden. Im Anschluss erstattet ihnen AWISTA den Zuschuss. 

Da die Periodenunterwäsche durchaus teuer sein kann, sei ein solcher Zuschuss Stöger zufolge gerechtfertigt. Eine solche Unterhose könne durchaus 15 Euro kosten. 

„Doch es geht nicht nur darum, ob man sich etwas leisten kann, sondern dass man ein Bewusstsein entwickelt und Dinge schätzt und ein Umdenken im Konsumverhalten stattfindet, welche Möglichkeiten zur Vermeidung von Abfällen es noch gibt“, erklärt die AWISTA-Mitarbeiterin. So sollen die Zuschüsse zur Förderung von Abfallvermeidung dienen. 

Mehr dazu: https://utopia.de/ratgeber/periodenunterwaesche-wie-empfehlenswert-sind-period-panties/

AWISTA erhält Nachhaltigkeitspreis

Bereits seit 2000 fördert AWISTA den Kauf von wiederverwertbaren Windeln. Auch andere Landkreise bieten diesen Zuschuss schon länger an. Doch die Bezuschussung von Menstruationsartikeln ist ganz neu und einmalig in Deutschland. Dabei ist die Idee recht einfach – nur umgesetzt hat sie bisher noch niemand. Auch der Reparaturzuschuss für Elektrogeräte klinge nicht neu, etwas Ähnliches gebe es in Thüringen, „aber sonst hat es bisher niemand gemacht“, sagt Stöger. 

Für all diese Ideen und ihre Umsetzung erhielt der Starnberger Abfallentsorger AWISTA kürzlich den ZfK-Nachhaltigkeitsaward 2023.

14 Prozent des Abfalls sind Windeln, Tampons und Binden

Im Landkreis Starnberg fielen ungefähr 14 Prozent des Abfalls auf Hygieneprodukte wie Windeln sowie Tampons und Binden, gibt die AWISTA-Mitarbeiterin an. „Da gibt es also schon ein großes Potenzial. Oft landen Tampons und Binden auch im Abwasser, da gehören sie definitiv nicht hin“, so die Geografin. 

Es sei kein Zufall gewesen, dass die Idee für den Zuschuss von Periodenunterwäsche von einer Frau kam, vermutet Stöger. „Abfallentsorgung ist eine männerdominierte Branche, die hatten das sicher nicht auf dem Schirm. Also ist es ein Vorteil, wenn mehr Frauen in dieses Berufsfeld kommen“, ergänzt sie.

Anträge für Reparaturen überwiegen bisher

Bisher würde vor allem der Reparaturzuschuss mehr genutzt, da er für mehr Bürger:innen relevant sei, ahnt die Geografin. Zudem sind die Reparaturen von Elektrogeräten auch teurer als die Anschaffung nachhaltiger Periodenprodukte. 140 Anträge gab es bisher. Bei Mehrweg-Windeln und -Menstruationsartikel waren es 70 Anträge, davon jedoch zu zwei Dritteln Windeln. 

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