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Drei Ebenen des Fastens: Expertin der Berliner Charité erklärt das Konzept

Expertin der Berliner Charité erklärt die drei Ebenen des Fastens
Foto: CC0 / Unsplash / Debby Hudson

„Bestimmte Schwierigkeiten helfen uns gesund zu bleiben“ – eine Expertin erklärt, wie Fasten nicht nur den Körper, sondern auch den Geist fit hält, und welche Methoden am effektivsten sind.

Fasten-Expertin und Medizinerin Dr. Daniela Koppold ist an der Berliner Charité tätig, wo sie die Akademie für integratives Fasten mitbegründete. Darüber hinaus lehrt und forscht sie in diesem Bereich. Im Interview mit der Tageszeitung Welt erläutert sie die drei Ebenen des Fastens und erklärt, worauf man dabei achten muss.

Fasten habe laut der Expertin nicht nur viele positive Effekte auf die körperliche Gesundheit. Auch auf der emotionalen Ebene könnten viele Menschen davon profitieren – darüber hinaus gebe es „vielleicht auch eine spirituell-kognitive Ebene“.

Erhebliche Vorteile für die körperliche Gesundheit

Ein Effekt, der laut Dr. Koppold bereits nach 14 Stunden seine Wirkung zeigt, sei die Autophagie. Dabei handelt es sich um eine Art Reinigungsprozess der Zelle: Wenn keine neue Nahrung mehr zugeführt werde, die verarbeitet werden muss, beginne die Zelle, eigene Bestandteile wiederzuverwerten und zu erneuern. „Ein Upcyclingsprozess, wenn man so will“, sagt die Fasten-Expertin.

Bei ständiger Nahrungszufuhr müsse auch der Darm durchgehend arbeiten, wobei auch das Immunsystem eingebunden ist, erklärt sie weiter. Wenn aber der Darm nicht mit der Verdauung beschäftigt sei, könne sich das Immunsystem auf andere wichtige Prozesse im Körper konzentrieren.

Auch Risikofaktoren, die zu Schlaganfall und Herzinfarkt führen können, würden bereits nach acht bis zwölf Wochen Intervallfasten gesenkt werden, so Dr. Koppold.

Der menschliche Körper sei dazu veranlagt, Stoffe zu speichern – beispielsweise im Fettgewebe. Diese Funktion des Körpers auch zu nutzen, sei enorm wichtig. Der Nahrungsentzug, der mit dem Fasten einhergeht, könne als leichter Stressor betrachtet werden. Wie die Expertin jedoch sagt: „Bestimmte Schwierigkeiten helfen uns gesund zu bleiben“. Der Körper reagiert darauf mit positiven Effekten – ähnlich wie beim Sport, der zeitweise auch unangenehm und dennoch sehr förderlich für die Gesundheit sei.

„Sich innerlich auf Dinge vorbereiten“: Wie man emotional und kognitiv vom Fasten profitiert

Abgesehen von den positiven Effekten für die körperliche Gesundheit könne das Fasten auch erhebliche Vorteile für das geistige Wohlbefinden mit sich bringen. Neben der körperlichen Ebene spricht Dr. Koppold von der emotionalen und „spirituell-kognitiven Ebene“.

Die Medizinerin fastet selbst und berichtet unter anderem von ihren persönlichen Erfahrungen. Diese ähnelten den ursprünglichen Zielen des Fastens, welche schon Jahrhunderte zurückliegen: So könne Fasten hilfreich sein, um Disziplin zu erlernen oder auch, um aus dem Verzicht neue Erkenntnisse zu ziehen. Auch die Selbstwirksamkeit könne dadurch gestärkt werden, da man sich so der ständigen Verfügbarkeit von Nahrung widersetze. „Eigentlich hauptsächlich, um sich innerlich auf Dinge vorzubereiten“, fasst sie zusammen.

Zudem kostet die Verdauung den Darm viel Energie – dies könne sich negativ auf Stimmungslage, Leistungsfähigkeit und Konzentration auswirken, da für diese Funktionen somit weniger Kapazitäten zur Verfügung stünden. Fasten könne auch diesem Problem entgegenwirken.

Methoden: Medizinisches oder doch lieber Intervallfasten?

Vom medizinischen Fasten sei die Rede, wenn sich der Zeitraum des Nahrungsverzichts über zwei bis drei Tage erstreckt. Die Expertin rät zu einer Zeitspanne von etwa fünf Tagen, da die ersten Tage am herausforderndsten seien, und die zweite Hälfte der Zeitspanne dann normalerweise die angenehmere, in der man positive Effekte fühlen könne.

Doch wer Medikamente nimmt, solle mit medizinischem Fachpersonal sprechen, das Erfahrung im Fasten hat. Denn manchmal sei es notwendig, die Medikamentengabe fürs Fasten anzupassen. Einen Arzt oder eine Ärztin dafür zu finden, sei mitunter jedoch nicht einfach: Viele würden sich an das Thema nicht „ran trauen“, sagt Dr. Koppold. Dabei sei es „für geschultes medizinisches Personal wirklich nicht schwierig, das Fasten anzuleiten und die Medikamente anzupassen“.

Um nicht nur schnelle Effekte zu erzielen, sondern dauerhaft von den Vorteilen zu profitieren, empfiehlt die Expertin das Intervallfasten: Dabei sollte für 14 Stunden am Tag keine Nahrung aufgenommen werden. Von Fastenintervallen über 18 Stunden rät Dr. Koppold ab, da es so nur möglich sei, eine einzige Mahlzeit am Tag zu sich zu nehmen. Dabei bestehe die Gefahr, den Bedarf an Nährstoffen nicht hinreichend zu decken.

Wer sollte nicht fasten?

Auf das Fasten verzichten sollten Schwangere und Stillende, Menschen mit Essstörung und Untergewicht sowie Menschen mit bestimmten Erkrankungen oder bei der Einnahme von Medikamenten. Hier sollte Rücksprache mit einem Arzt oder einer Ärztin abgehalten werden. Ärztlichen Rat sollten auch Menschen ab dem Alter von 65 Jahren sowie Menschen in der Wachstumsphase suchen, die durchaus bis in das junge Erwachsenenalter andauern kann.

Von Diäten rät die Expertin grundsätzlich ab. Diese könnten sogar schädlich für den Körper und die Psyche sein.

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