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Fast leer: Lufthansa „muss“ 18.000 sinnlose Flüge starten

Flugzeug Lufthansa Green Fare Skandinavien
Foto: CC0 Public Domain / Pixabay - Mr_Worker

Trotz fallender Nachfrage startet die Lufthansa diesen Winter 18.000 Flüge, die eigentlich gestrichen waren. Der Grund dafür ist eine Regelung der EU.

(Fast) leere Flugzeuge in der Luft sind überflüssig und klimaschädlich – aber leider wahr. Aufgrund der Corona-Pandemie sinkt die Nachfrage nach Flügen. Daher hat die Lufthansa für diesen Winter 33.000 Flüge aus dem Flugplan gestrichen. Eigentlich sollten 18.000 weitere Flüge gestrichen werden – eigentlich, denn die gehen wie geplant in die Luft.

„Leider müssen wir diese 18.000 sinnlosen Flüge durchführen“, sagte ein Sprecher des Unternehmens am Montag dem Hessischen Rundfunk. Diese Flüge sollen nur spärlich oder gar nicht besetzt sein. Sie sind deshalb nicht nur klimaschädlich, sondern auch unwirtschaftlich.

Grund für den Irrsinn: Slots

Der Grund für die Flüge ist eine Regelung der EU. Die Luftfahrtinfrastruktur wird durch sogenannte Slots geregelt. Damit sind Zeitfenster gemeint, die eine Fluggesellschaft zum Starten und Landen verwenden darf. Die sind sinnvoll, denn sie vermeiden Stau, sowohl vor dem Start mit laufenden Triebwerken am Boden als auch vor der Landung. Ohne die Slot-Regelung müssen die Flugzeuge vermehrt in der Luft Schleifen fliegen und verbrauchen dabei unnötig Treibstoff.

Slots verhindern im Flugverkehr Stau vor Start- und Landebahnen.
Slots verhindern im Flugverkehr Stau vor Start- und Landebahnen. (Foto: CC0 Public Domain / b1-foto)

Slots werden durch die Europäische Union durch das Prinzip „use or lose“ vergeben. Wer also in seinem Slot nicht fliegt, verliert ihn, und der Slot wird an eine andere Fluggesellschaft weitergegeben. Die Regelung hatte die EU im letzten Jahr aufgrund der Pandemie ausgesetzt. Doch dieses Jahr gilt eine 50-Prozent-Regel, also die Hälfte der Flüge muss durchgeführt werden.

„Während man dafür in fast allen anderen Teilen der Welt klimaschonende Ausnahmeregelungen in der Zeit der Pandemie gefunden hat, erlaubt es die EU nicht in gleicher Weise“, sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr in einem Interview der FAZ.

Er fordere eine klimaschonende Ausnahmeregelung in der momentanen Situation. Sonst schade das dem Klima und sei „exakt das Gegenteil von dem, was die EU-Kommission mit ihrem ‚Fit for 55‘ erreichen will“, so Spohr. Die EU möchte mit dem Programm die Netto-Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 55 Prozent gegenüber 1990 senken.

Utopia meint: Die Vergabe der Slots betrifft nicht nur Lufthansa. Zu den 18.000 Flügen kommen sicherlich noch eine Menge mehr von anderen Fluggesellschaften, die darüber aber nicht öffentlich sprechen. Hätte die EU die Regelung auch in diesem Jahr ausgesetzt, wären der Umwelt unzählige sinnlose Flüge erspart geblieben.

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