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Arbeiter uriniert an Fließband – 23.000 Kilo Fleisch vernichtet

Fleisch, Schweinefleisch, Fabrik, Arbeiter, USA
Foto: Screenshot YouTube WAVY TV 10

In einer Fleischfabrik in den USA musste ein Arbeiter auf die Toilette – statt ein WC aufzusuchen, unterbrach er seine Arbeit nur kurz und urinierte ans Fließband. Eine Überwachungskamera zeichnete den Vorfall auf – daraufhin mussten 23.000 Kilo Fleisch vernichtet werden.

Ein lokaler Fernsehsender veröffentlichte das Video der Überwachungskamera. Zu sehen ist, wie ein Arbeiter Fleischstücke auf ein laufendes Fließband legt. Dann zieht er sich die Handschuhe aus, dreht sich etwas zur Seite und uriniert ans Fließband. Anschließend zieht er seine Handschuhe wieder an und fährt mit seiner Arbeit fort.

Die Aufnahmen stammen aus dem Betrieb des US-amerikanischen Großschlachters „Smithfield Foods“ im Bundesstaat Virginia, das Fleisch auf dem Fließband ist Schweinefleisch. Smithfield Foods teilte mit, als Reaktion auf den Vorfall die laufende Produktion vernichtet zu haben – 23.000 Kilo Schweinefleisch.

Großschlachter zieht Konsequenzen

Außerdem erklärte eine Sprecherin, dass das Fließband und alle Geräte mehrfach desinfiziert wurden, bevor der Betrieb wieder aufgenommen wurde. Laut der Sprecherin habe es sich außerdem um einen Einzelfall gehandelt. Der betroffene Arbeiter sei suspendiert worden.

Aber war es wirklich „nur“ ein Einzelfall? Wie in dem Video zu sehen ist, steht nur wenige Meter neben dem urinierenden Mann ein weiterer Mitarbeiter am Fließband. Er scheint die kurze Toilettenpause seines Kollegen nicht zu registrieren. Wenn er einmal kurz nach rechts geschaut hätte, hätte er ihn jedoch gesehen. Wenn der Mann also augenscheinlich unbesorgt ans Fließband urinieren kann, ist das unter den Arbeitern womöglich gar nicht ungewöhnlich?

Hier das Video auf YouTube:

Windeln in der Fleischfabrik

Im Fall der Großschlachterei aus dem Video sind das nur Spekulationen. Konkrete Fälle gab es jedoch bereits in der Geflügelfleisch-Industrie: Ein Oxfam-Bericht deckte 2016 auf, dass Arbeiter in bestimmten Fabriken keine Pausen für Toilettengänge nehmen durften.

Der Grund: Die Produktion sollte sich nicht verlangsamen. Die Arbeiter trugen also Windeln, um sich nicht vom Fließband wegbewegen zu müssen. Vielleicht wollte der Mann aus dem Video ebenfalls keine Zeit verschwenden, um bestimmte Produktionsziele zu erfüllen.

Menschen werden systematisch ausgebeutet

Klimaschutz durch weniger Fleisch
Billigfleisch hat seinen Preis. (Foto: CC0 / Pixabay / BlackRiv)

Auch in Deutschland sind die Arbeitsbedingungen in Schlacht- oder Fleischverarbeitungsfabriken oft problematisch. In deutschen Betrieben arbeiten zu einem großen Teil Leiharbeiter aus Osteuropa, die systematisch ausgebeutet werden: Sie machen regelmäßig Überstunden, die erwartet, aber nicht ausbezahlt werden. Der Norddeutsche Rundfunk berichtete von einem Arbeiter, der 16 Stunden am Tag arbeiten musste – legal ist das nicht.

Die Lohnarbeiter werden außerdem oft gemeinsam in Wohnheimen untergebracht. Die Miete für die kleinen Unterkünfte wird vom Lohn abgezogen, der Deutsche Gewerkschaftsbund spricht von teils „aberwitzigen Summen“. Etliche Arbeiter müssen außerdem selbst ihre Schutzkleidung zahlen, schreibt der Bund. Eigentlich ist der Mindestlohn gesetzlich festgelegt. Rechnet man jedoch Überstunden und Ausgaben heraus, schuften viele Leiharbeiter für deutlich weniger Geld.

Generell sind die Zustände in vielen Schlachthöfen und Fleischverarbeitungsbetrieben also nicht nur für die Tiere katastrophal – auch Menschen werden dort unwürdig behandelt. Ein Grund mehr, auf Fleisch so weit wie möglich zu verzichten.

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