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Anti-Vegan-Forum analysiert: Forschende kommen zu 5 Erkenntnissen

Forschende ziehen 5 Erkenntnisse aus Anti-Vegan-Forum
Foto: CC0 Public Domain / Pexels / Artem Podrez

In Anti-Vegan-Foren tauschen sich Gegner:innen der veganen Lebensweise online aus. Ein Beispiel dafür – r/AntiVegan – haben Forschende nun analysiert und fünf Erkenntnisse gezogen.

In einem Artikel für „Psychology Today“ erschienen kürzlich Erkenntnisse aus der Analyse eines Anti-Vegan-Forums auf Reddit. Die Ergebnisse zeigen in etwa, dass auch Vegan-Gegner:innen die Massentierhaltung verurteilen, Veganer:innen aber tendenziell als dogmatisch und militant wahrnehmen.

Rebecca Gregson, Doktorandin für Psychologie, und Jared Piazza, Professor für Psychologie, analysierten dafür die Beiträge innerhalb eines Forums auf der Internetseite Reddit. Reddit ist eine englischsprachige Webseite, auf der Benutzer:innen sich in Foren über verschiedene Themen austauschen. Für ihre Forschung haben Gregson und Piazza sich auf ein sogenanntes Subreddit-Forum namens „r/AntiVegan“ fokussiert. Subreddit-Gruppen beschäftigen sich mit nur einem spezifischen Thema, in diesem Fall mit Anti-Veganismus. 

Gregson und Piazza untersuchten in ihrer Studie, warum Veganer:innen für ihren Lebensstil angefeindet werden. Zudem analysierten sie, wie sich eine anti-vegane Haltung bei ihren Vertreter:innen äußert. Die Studie hat jedoch keinen repräsentativen Charakter und gibt lediglich einen ersten Einblick in die Kommunikation zwischen Vegan-Gegner:innen online.

Die Erkenntnisse der Analyse

Gregson und Piazza haben rund 50.000 Posts analysiert. Diese wurden von knapp 4000 Benutzer:innen zwischen 2014 und 2019 im Anti-Vegan-Forum veröffentlicht. Zusammengefasst sind dies die fünf Schlüssel-Erkenntnisse:

  1. In dem Forum befanden sich viele Personen, die Veganismus ausprobiert haben, jedoch nicht mit dem Lebensstil zurechtgekommen sind. Gregson und Piazza schlussfolgern daraus, dass ein inklusiverer Ansatz, der unperfekten Veganismus mit einschließt, der veganen Bewegung helfen könnte, ihre Mitglieder zu behalten.
  2. Die Forschenden haben auch Posts der Benutzer:innen von „r/AntiVegan“ untersucht, die diese in anderen Foren geschrieben hatten. Dabei stellten sie fest, dass diese bei verschiedensten Themen Vorurteile und Bewertungen äußerten – was Gregson und Piazza darauf schließen lässt, dass die Benutzer:innen generell eher intolerant eingestellt sind. 
  3. Mitglieder des Anti-Vegan-Forums äußerten legitime Bedenken, was die Nährwerte einer veganen Ernährungsweise betrifft. Gregson und Piazza sehen hier das Potenzial für eine breitere Aufklärung darüber, wie man sich gesund vegan ernähren kann. 
  4. Die Benutzer:innen schienen den Tod von Tieren als natürlichen Teil des Lebens zu sehen. Sie verurteilten jedoch die Bedingungen der Massentierhaltung. Gregson und Piazza sehen dies als potenzielle moralische Gemeinsamkeit von Veganer:innen und Nicht-Veganer:innen.
  5. Gregson und Piazza bezeichnen Foren wie das auf Reddit als Echokammern, in denen Anti-Veganismus bezogene Gruppenidentitäten und -perspektiven verstärkt werden. Langfristig könnten solche Dynamiken den Forschenden zufolge den Aufbau einer diversen und toleranten Welt behindern. 

Wissenschaft und persönliche Erfahrungen in r/AntiVegan

Um zu diesen Ergebnissen zu gelangen, verglichen die Forschenden die Nutzer:innen des Subreddits r/AntiVegan mit einer Gruppe, die als das allgemeinste Forum auf Reddit gilt. Deren Beiträge und Diskussionen dienten dabei als Kontrolle und als Basiswert, um Inhalte zu vergleichen.

Mit einer Analysemethode namens Meaning Extraction Method (MEM) wurden Wörter identifiziert, die in den Diskussionen auf r/AntiVegan häufig verwendet werden. So wurden die drei verbreitetsten Themen identifiziert: Gesundheit, Tiertode und Moralität.

Argumentiert haben die User:innen des Forums hauptsächlich durch Rationalismus und Erfahrungswerte: einerseits unterstützten sie ihre Ideen also durch wissenschaftliche Beweise und kritischen Blick auf Forschung, aber andererseits begründeten sie ihre Meinungen auch oft mit persönlichen und subjektiven Anekdoten.

User:innen ändern ihre Ausdrucksweise: Von „Ich“ zu „Wir“

Die Forschenden verwendeten außerdem eine Software, die in der Sprache der Beiträge Anzeichen für bestimmte psychologische Entwicklungen erkennen kann. Die Erkenntnisse: Die User:innen auf r/AntiVegan benutzten mit der Zeit immer weniger das Wort „Ich“, und stattdessen öfter „Wir“ – was darauf hinweist, dass sie sich mehr und mehr mit der Gruppe identifizieren.

Außerdem fanden die Forschenden Hinweise darauf, dass eine anti-vegane Haltung durch längeres Mitmachen in dem Subreddit verstärkt werden könnte. Denn die Sprache der User:innen wird mit der Zeit auch immer selbstbewusster und -sicherer.

Warum Veganer:innen angefeindet werden

Gregson und Piazza kategorisieren Veganer:innen in ihrem Artikel als „moral-identity minorities“, was auf Deutsch als „Minderheit mit moralischer Identität“ übersetzt werden kann. Sie bezeichnen mit diesem Begriff Bevölkerungsgruppen, die mit moralischer Begründung bestimmte Praktiken verfolgen und/oder auf bestimmte Praktiken verzichten. Dazu gehört beispielsweise nicht nur der Verzicht auf Tierprodukte, sondern auch keine Flugzeuge zu benutzen oder anstelle eines Autos Fahrrad zu fahren. 

Die Forschenden schreiben, dass diese Minderheiten vor allem von Menschen mit traditionellen, konservativen Werten abgelehnt werden, da ihre Lebensweise jene Werte in Frage stellt. 

Veganer:innen wird dabei häufig unterstellt, dass sie konventionelles Konsumverhalten bewerten und verurteilen. Auch im Anti-Vegan-Forum auf Reddit wurden Veganer:innen als dogmatisch und militant bezeichnet.  

Dass eine anti-vegane Haltung gefährlich sein kann, begründen Gregson und Piazza mit einer Analyse der britischen Zeitung „The Times“: Ihr zufolge wurden zwischen 2015 und 2022 in Großbritannien 172 Hassverbrechen gegen Veganer:innen begangen. 

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