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Ist Wassersparen Freiheitsberaubung? ZDF-Meteorologe Terli hat eine klare Meinung

ZDF-Meteorologe Özden Terli
© ZDF / Torsten Silz

„Die Natur ist radikal“ – das sagt ZDF-Meteorologe Özden Terli. Deshalb sei es nicht hilfreich, wenn sich Menschen auf ihre Freiheit berufen, wenn es etwa um das Einsparen von Wasser geht. Schließlich schreitet die Klimakrise voran.

Hitze-Sommer, Dürrephasen, niedrige Pegelstände: Deutschland merkt die Folgen der Klimakrise – wie viele andere Länder in Europa und dem globalen Süden auch. Meteorologe Özden Terli, der seit 2013 im ZDF das Wetter einordnet, warnt davor, dass Trockenheit und Starkregen zur Normalität werden.

Im Interview mit der Taz sagt der Wetter-Experte, dass die Erderwärmung verstärkt zu Gewittern führe. Denn: Je wärmer die Luft ist, desto mehr Feuchtigkeit kann sie aufnehmen. „Diese Feuchtigkeit ist im Prinzip Treibstoff für Gewitter. Wenn Hitze und Feuchtigkeit zusammenkommen, dann knallt es ordentlich. Es entstehen Gewitter und ein Starkregen, der in einem Rutsch herunterkommt“, so Terli.

„Wir haben seit 2018 eine ziemlich üble Situation in den tiefen Bodenschichten“

Problematisch wird dies, wenn eine große Menge Niederschlag auf ausgetrockneten Boden trifft. Dieser ist dann nur begrenzt aufnahmefähig. Das führe dem Meteorologen zufolge zu Überflutungen.

Gleichzeitig fehle es im Boden selbst an Wasser. Terli betont: „Wir haben seit 2018 eine ziemlich üble Situation in den tiefen Bodenschichten. Und die nächste Hitze steht schon wieder an. Dieser Sommer könnte der heißeste seit Beginn der Aufzeichnungen werden.“ Demnach sei die Erholung von der Dürre schwierig, Wassersparen gewinne an Bedeutung.

In Deutschland ist unlängst die Debatte entbrannt, wie weit sich Bürger:innen im Kampf gegen den Klimawandel einschränken sollten. Angesichts der Energiekrise und steigender Preise verwies erst kürzlich der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann auf die Verwendung eines Waschlappens – „Katzenwäsche“ anstatt der regulären Dusche.  

„Da kann man sich auf die Hinterbeine stellen und schreien: ‚Das ist meine Freiheit‘“

Terli meint: „Wenn die Natur vorgibt, dass es kein Wasser mehr gibt, dann gibt es kein Wasser mehr. Da kann man sich auf die Hinterbeine stellen und schreien: ‚Das ist meine Freiheit. Ich benutze so viel Wasser, wie ich will und ich dusche so viel, wie ich will.‘ Aber die Natur ist radikal.“ Sobald kein Wasser mehr da ist, werde es „eben ganz abgestellt“.

Auch der deutsche Städte- und Gemeindebund warnt angesichts der Trockenheit vor Wasserknappheit in einigen Regionen Deutschlands.  „Problematisch ist der drastisch steigende Wasserbedarf in der Industrie, in der Landwirtschaft, aber auch in Privathaushalten“, sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg dem Handelsblatt. Dies würde die Versorgungsinfrastruktur mancherorts an ihre Grenzen bringen. Daher seien „kommunale Verwendungsverbote“ sinnvoll.

Utopia meint: Strategien, um Wasser und Energie zu sparen, sowie klimafreundlicher zu leben, sind sinnvoll und werden uns auch in Zukunft begleiten. Vor allem (aber nicht zuletzt), wenn diese so einfach sind wie gelegentlich zum Waschlappen anstatt zum Duschkopf zu greifen.

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