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Geparde als Haustiere: „Werden buchstäblich zu Tode geliebt“

Geparde als Haustiere
Foto: Kristin Palitza/dpa

Jedes Jahr werden Dutzende Gepardenbabys aus Afrika illegal in den Nahen Osten verkauft. Als Haustiere sollen sie die Superreichen beglücken. Nur wenige der Raubkatzen überleben die gefährliche Reise.

Der Gepard gilt als Statussymbol für reiche Eliten, vor allem im Nahen Osten. Angekurbelt hat den illegalen Handel mit den afrikanischen Raubkatzen die boomende Wirtschaft, besonders in den Golfstaaten. Ihr sanftes Gemüt ist den Geparden zum Verhängnis geworden: Sie gelten als die am wenigsten aggressiven Raubkatzen und – verglichen mit Löwen, Tigern oder Leoparden – als relativ einfach zu zähmen.

In Holzkisten, Plastikbehälter oder Säcke gepfercht

Gepardenbabys sind zudem leichte Beute. Wenn ein Weibchen auf Jagd geht, muss sie ihre Jungen zurücklassen. Zwar sind die Kleinen oft in hohem Gras verborgen, doch Wilderer kennen die Verstecke gut. 

Die meisten Geparde werden nach Angaben der Globalen Initiative gegen Grenzüberschreitende Organisierte Kriminalität (GITOC) aus dem Horn von Afrika geschmuggelt, vor allem aus verarmten und von Konflikten zerstörten Regionen, wie dem Süden Äthiopiens oder Somaliland. Von hier werden die Tiere laut GITOC in kleinen Holzbooten über den Golf von Aden nach Jemen geschifft, in einfache Holzkisten, Plastikbehälter oder Säcke gepfercht, ohne Wasser oder Futter. 

Geparde als exotische Haustiere 

Saudische Händler bieten die Jungtiere dann zum Verkauf auf sozialen Netzwerken an, insbesondere Instagram, aber auch auf E-Commerce-Plattformen und über Messenger-Dienste wie WhatsApp und Snapchat. Auch gibt es laut GITOC unbestätigte, aber glaubwürdige Berichte, laut derer Geparden in Privatjets aus Ostafrika in die Golfstaaten geflogen werden. 

Seit 2010 wurden laut GITOC mehr als 4.000 Schmuggelfälle wilder Geparde registriert. Die Dunkelziffer dürfte wesentlich höher liegen. Zwischen 2010 und 2020 zählte die Organisation fast 2.500 zum Online-Verkauf angebotene Geparde.

Schätzungen: Fünf von sechs Gepardenbabys sterben

Der lange Weg entlang der Schmuggelroute endet für viele Gepardenjunge tödlich. „Unseren Schätzungen zufolge sterben etwa fünf von sechs geschmuggelten Gepardenbabys bevor sie ihr Ziel erreichen“, sagt Laurie Marker, Direktorin der afrikanischen Tierschutzorganisation Cheetah Conservation Fund (CCF). Selbst die Tiere, die den Transport überleben, haben in Gefangenschaft eine durchschnittliche Lebenserwartung von lediglich zwei Jahren, verglichen mit etwa zehn bis zwölf Jahren in freier Wildbahn. 

Die schnellsten Landsäugetiere der Welt – Geparde können eine Geschwindigkeit von 110 Kilometern pro Stunde erreichen – eignen sich einfach nicht als Haustiere, sagt Marker. Sie bräuchten viel Auslauf, eine sehr spezielle Diät und teure tierärztliche Versorgung, um gesund zu bleiben. Werden sie in kleinen Käfigen gehalten, gehen sie aufgrund von Stress und Depressionen ein.

Kampf gegen den Schmuggel

Geparde sind von der Weltnaturschutzunion IUCN als „gefährdet“ eingestuft. Weltweit leben nur noch knapp 7.000 der Raubkatzen in freier Wildbahn. 1975 waren es noch doppelt so viele. Der Schmuggel von Gepardenbabys sei eine ernsthafte Bedrohung für die Art, klagt Marker. Denn laut Zählungen, die CCF und GITOC zwischen 2010 und 2020 durchgeführt haben, werden jährlich mindestens 300 Gepardenjunge aus dem Horn von Afrika geschmuggelt. 

„Wir befürchten, dass der Gepard ausstirbt, wenn wir den illegalen Handel nicht stoppen“, bestätigt Shukri Haji Ismail Bandare, die Umweltministerin von Somaliland, eines der am meisten vom Gepardenschmuggel betroffenen Gebiete.

In enger Zusammenarbeit mit dem Umweltministerium hat CCF in Somaliland und auch über die Grenze hinweg im Süden Äthiopiens ein Netzwerk aufgebaut, um den illegalen Handel zu unterbinden. Die Tierschützer:innen arbeiten eng mit Polizei, Küstenwache, Grenzbehörden und Lokalpolitikern zusammen, um die gestohlenen Tiere noch vor Verlassen des Kontinents aufzuspüren.

Knapp 100 Geparde in Auffangstation

Bandare hat sich dafür eingesetzt, dass Somaliland seine Gesetze gegen den illegalen Tierhandel verschärft und auch umsetzt. „Wir können zu einem gewissen Grad Erfolge vorweisen und hoffen, in Zukunft noch mehr Fortschritte zu erzielen“, sagt die Politikerin.

In Geed Deeble, 25 Kilometer nördlich der Hauptstadt Hargeisa, steht nun eine 300 Hektar große Auffangstation für gerettete Geparden – die erste am Horn von Afrika. Dort werden aktuell knapp 100 Raubkatzen rehabilitiert, die aus den Händen von Schmugglern geborgen wurden. 

Viele der Tiere seien schwach und krank im Zentrum angekommen, erzählt Marker. Etwa ein Drittel überlebe nicht, trotz medizinischer Versorgung. Und nur ein Bruchteil der geschmuggelten Geparde könne überhaupt aus den Händen der Händler gerettet werden.

Reiche Käufer, hohe Preise

Es ist ein schwieriges Unterfangen, denn der illegale Handel wird von hohen Gewinnen angetrieben – mit professionellen kriminellen Netzwerken an der Spitze. Ein Gepardenbaby kann nach Angaben der GITOC am Ende der Handelskette bis zu 27.000 Euro einbringen, manchmal sogar mehr. Obwohl die meisten als exotische Haustiere verkauft werden, landen manche der Raubkatzen auch in privaten Zoos im Nahen Osten oder in Ost- und Südostasien. In einigen Fällen werden ihre Felle auf Märkten verschachert.

Das Phänomen ist nicht neu: Der Wunsch nach Geparden als Statussymbole geht viele Jahrzehnte zurück. Schon persische Schahs, italienische Adlige, russische Prinzen und indische Könige hielten Geparde als Jagdbegleiter und Haustiere, die ihren Reichtum und Rang repräsentierten. Auch die amerikanische Filmikone Josephine Baker hatte in den 1920er Jahren einen Gepard. Chiquita reiste mit Baker um die Welt, schlief in ihrem Bett, fuhr Auto auf dem Beifahrersitz und ging Gassi an der Leine.

Marker, die sich seit mehr als 40 Jahren für den Schutz von Geparden einsetzt, bringt es wie folgt auf den Punkt: „Die Tiere werden buchstäblich zu Tode geliebt.“

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