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„Green Fare“ bei Lufthansa: Was steckt hinter dem neuen Öko-Tarif?

Flugzeug Lufthansa Green Fare Skandinavien
Foto: CC0 Public Domain / Pixabay - Mr_Worker

Lufthansa hat für Teile des europäischen Markts einen neuen Ticket-Tarif eingeführt: „Green Fare“ soll der Umwelt nützen, doch Kritiker:innen sind skeptisch gegenüber dem „grünen“ Flugtarif.

Der Lufthansa-Konzern testet auf dem skandinavischen Markt einen neuen Ticket-Tarif, welcher der Umwelt zugutekommen soll. Neben den klassischen Tarifen Light, Classic und Flex erscheint seit Dienstag bei Europaflügen aus Norwegen, Schweden und Dänemark auch ein sogenannter „grüner Tarif“ im Buchungsprozess, wie der Konzern in Frankfurt mitteilte. Man sei damit der erste internationale Luftverkehrskonzern, der etwas derartiges anbiete.

Mit dem „Green fare“ -Ticket erwerben die Kunden automatisch einen CO2-Ausgleich, der zu 20 Prozent über nachhaltig aus Speiseresten produzierte Kraftstoffe (SAF) und zu 80 Prozent mit Klimaschutzprojekten erreicht werde. Der neue Tarif ist sowohl in der Economy- als auch in der Businessklasse buchbar.

Auf Anfrage von Utopia erklärte Lufthansa, dass die CO2-Kompensation über Klimaschutzprojekte der Non-Profit-Organisation myclimate erfolge. Diese Projekte befinden sich „in Deutschland und anderen Ländern der Welt“. Aus Informationen auf der Website des Konzerns geht hervor, dass das Geld zum Beispiel in die Renaturierung von Mooren (Deutschland) und Aufforstungen (z.B. Nicaragua) fließen soll. Das Geld kann demnach aber auch in die Installation eines Biomasseboilers in Brasilien fließen, in den Bau von Biogasanlagen in Indien oder in ähnliche Projekte.

Kritiker:innen: „Green Fare“ bei Lufthansa könnte umweltschädliches Verhalten legitimieren

Ein derartiger Ausgleich macht den CO2-Ausstoß einer Flugreise aber keineswegs ungeschehen und könne sogar umweltschädliches Verhalten nachträglich legitimieren, argumentieren Kritiker:innen. SAF ist bislang nur in geringen Mengen verfügbar. Die EU plant Mindestquoten zur Beimischung in herkömmliches Kerosin. Lufthansa hat dazu einen Liefervertrag mit Shell über 1,8 Millionen Tonnen für den Zeitraum 2024 bis 2031 abgeschlossen.

In den übrigen Märkten außerhalb Skandinaviens macht Lufthansa ihren Kund:innen weiterhin ein Kompensationsangebot am Ende des Buchungsprozesses. Die Fluggäste haben dort über die Plattform „Compensaid“ zu unterschiedlichen Preisen die Wahl zwischen SAF, Klimaschutzprojekten oder einer Mischung aus beiden.

Firmenkund:innen können bei der Lufthansa die Klimafolgen ihrer Betriebsflüge pauschal lindern. Neben dem Lufthansa-Angebot gibt es weitere Plattformen, wo Kund:innen den CO2-Ausstoß von Reisen durch freiwillige Geldzahlungen zumindest rechnerisch ausgleichen können. Grundsätzlich steige die Nachfrage der Kunden für nachhaltige Reiseangebote, berichtete Lufthansa.

Utopia meint: Kompensieren ja, aber vermeiden ist besser

Mit seinem „Green Fare“-Angebot verleiht Lufthansa dem Fliegen einen allzu grünen Anstrich. Denn ein Flug mit Kompensation ist zwar besser als ein Flug ohne – das heißt aber noch lange nicht, dass Fliegen mit Kompensation nachhaltig ist. Stattdessen ist es entscheidend, dass wir unser Verhalten ändern und die nicht-vermeidbaren Emissionen ausgleichen.

Tun wir das nicht, wird es schwer, alle menschenverursachten Emissionen ausgleichen zu können. Denn zum Beispiel Aufforstungen benötigen Zeit und Fläche, die dann nicht für den Anbau von Nahrungsmitteln oder für andere Nutzung zur Verfügung steht. Dazu sollte man bei der Auswahl der Organisationen achtsam sein, denn nicht alle Baumpflanzprojekte arbeiten transparent oder auf einem Weise, die dem Klima nachhaltig nützt.

Darüber hinaus gibt es andere klimaschädliche Faktoren beim Fliegen: Zum Beispiel entstehen neben Emissionen auch sogenannte Cirruswolken aus Wasserdampf und Ruß, die keine Strahlung aus dem All reflektieren, dafür aber die Erdwärme in der Atmosphäre halten. Mehr Infos findest du in folgendem Video des Magazins Quarks:

Würden wir von vornherein auf andere Fortbewegungsmittel setzen, ließen sich Emissionen einsparen, bevor sie entstehen. Wie groß der Unterschied ist, zeigt die folgende Grafik:

CO2-Kompensation ist ein Weg, um den Schaden von Flügen zu reduzieren.
Das Flugzeug stößt pro Personenkilometer 284 Gramm Treibhausgase aus, der Fernbus nur 32. (Grafik: MP/ Utopia, Zahlen: Umweltbundesamt (https://www.umweltbundesamt.de/themen/verkehr-laerm/emissionsdaten))
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