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Rewe, Aldi, Lidl: Greenpeace findet antibiotikaresistente Keime in Schweinefleisch

Greenpeace: antibiotikaresistente Keime auf Schweinefleisch
Foto: CC0 Public Domain / Pixabay – Andreas Lischka

Bei dieser Nachricht könnte Fleischfans die Lust auf die Grillwurst schnell vergehen: In fast einem Viertel der untersuchten Schweinefleischproben aus deutschen Supermärkten fand Greenpeace jetzt antibiotikaresistente Keime.

Für die Stichprobe ließ Greenpeace insgesamt 50 Fleischproben aus der Selbstbedienungstheke auf verschiedene resistente Keime untersuchen. In zehn der 44 Schweinefleisch-Proben wurde das Labor fündig: Sie waren mit Bakterien belastet, die resistent sind gegen gängige Mittel, mit denen menschliche Infektionskrankheiten behandelt werden. In vier Fällen ließen sich sogar Bakterien nachweisen, die gegen das wichtige Reserve-Antibiotikum Colistin resistent sind. Unter den Scheinefleischprodukten waren zum Beispiel Bratwürste und Schnitzel von Rewe, Lidl und Aldi.

“Die Fleischindustrie befeuert die Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen”

Erst im April bemängelte auch Stiftung Warentest resistente Keime auf Hähnchenfleischprodukten. Zwar ist die aktute Gefahr, dass Fleischkonsument:innen mit diesen Bakterien infiziert werden, eher gering. Doch langfristig kann die Ausbreitung resistenter Keime dafür sorgen, dass Infektionskrankheiten beim Menschen immer schwerer zu behandeln sind. Denn wenn die infektionsauslösenden Keime nicht auf Antibiotika ansprechen, schwinden die Behandlungsmöglichkeiten – vor allem, wenn sogar sogenannte Reserve-Antibiotika nicht mehr wirken.

In der industriellen Tierhaltung werden den Tieren oft große Mengen diverser Antibiotika gegeben – oftmals vorbeugend, um die Ausbreitung von Krankheiten unter den auf engem Raum gehaltenen Tieren zu vermeiden.

“Die Fleischindustrie befeuert die Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen”, sagt Dirk Zimmermann, Landwirtschaftsexperte von Greenpeace. “Die Tiere müssen besser gehalten werden und ihre Zahl muss sinken. Nur dann lässt sich der Antibiotika-Einsatz in den Ställen weiter verringern.”

Alle belasteten Proben stammen aus Haltungsform 1 und 2

Für den Test kaufte Greenpeace Fleischproben aus der Selbstbedienung in norddeutschen Supermärkten und Discountern sowie in den Werksverkäufen der Fleischkonzerne Tönnies, Goldschmaus und Heidemark ein. Erst im Mai hatte Greenpeace in den Abwässern von Schlachtbetrieben der drei Unternehmen resistente Bakterien gefunden.

Alle Produkte, die Greenpeace für den Test einkaufte und die überhaupt entsprechend gekennzeichnet waren, stammten aus den Haltungsformen 1 oder 2 – den beiden niedrigsten der vier Tierhaltungsformen.

Aldi kündigte vor kurzem an, diese beiden Haltungsformen bis 2030 vollständig aus dem Sortiment zu verbannen und im Frischfleischsortiment nur noch Fleisch der Haltungsformen 3 und 4 anzubieten.

Weitere Lebensmitteleinzelhändler zogen nach. “Es ist ein Meilenstein, dass einige Supermarktketten nun aus dem Billigfleisch-System aussteigen”, so Zimmermann. Er fordert: “Die neue Bundesregierung muss zügig den Rahmen setzen, damit eine bessere Haltung mit weniger Tieren zum Standard wird.”

Utopia meint: Es ist nicht wirklich überraschend, dass auf konventionellem Billigfleisch reistente Keime gefunden werden – solche Funde gibt es seit Jahren immer wieder. Sie sind ein Symptom der industriellen Fleischproduktion. Gleichzeitig sind sie ein wichtiges Signal: Massentierhaltung ist nicht nur grausam für die Tiere – sie könnte potenziell unser Leben gefährden. Doch einfach auf Fleisch aus besserer Haltung umzusteigen reicht noch nicht: Um Umwelt, Klima, Tiere und unsere eigene Gesundheit zu schützen, führt kein Weg daran vorbei, unseren Fleischkonsum drastisch zu reduzieren.

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