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Grippe-Impfung, Arbeiten, Infektion: Wichtige Fragen zum Corona-Herbst

Neue Corona-Auflagen für den Herbst
Foto: Peter Kneffel/dpa

Trotz Symptomen mit negativem Test zur Arbeit? Wie lange warten zwischen einer Grippe- und einer Corona-Impfung? Expert:innen erklären, was im kommenden Corona-Herbst wichtig ist.

Die Corona-Infektionen nehmen wieder zu. Und gleichzeitig schätzen Expert:innen die Situation weniger dramatisch ein als letzten Winter. Doch was bedeutet das für Einzelpersonen? Wann sollte man sich impfen lassen? Wie oft sind Tests angemessen? Das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) hat mit Infektiolog:innen und Immunolog:innen gesprochen.

Mediziner:innen im Gespräch: Arbeiten trotz Symptomen?

Bei der Antwort auf die Frage, ob jemand mit Schnupfen und Halsschmerzen arbeiten gehen kann, wenn der Corona-Test negativ ist, sind sich die vier Expert:innen einig. Selbst wenn es sich bei den Symptomen um eine andere Krankheit handelt, sollten die Betroffenen aus Rücksicht auf Kolleg:innen entweder vom Homeoffice aus arbeiten oder mit Maske und Abstand. Durch die Abstandsregelungen der letzten Jahre und das Masketragen sei unser Immunsystem aus der Übung, weshalb nun verstärkt Erkältungskrankheiten auftreten – ein sogenannter Nachholeffekt, erklärt Timo Ulrichs, Infektions­epidemiologe von der Berliner Akkon-Hochschule für Human­wissenschaften.

Grippe-Impfung zeitlich kurz nach Corona-Impfung?

Wie viel Zeit sollte zwischen einer Corona- und Grippe-Impfung verstreichen? Reichen dafür zwei Wochen? Der Epidemiologie Ulrichs lehnt dies nicht ab, weist aber darauf hin, dass sicherheitshalber noch etwas länger gewartet werden sollte.

Dagegen sagt Christine Falk, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Immunologie und Immunologin an der Medizinischen Hochschule Hannover, etwas anderes. Sie weist auf eine Stiko-Empfehlung hin, laut der die beiden Impfungen sogar kombiniert werden könnten – „eine in den rechten und eine in den linken Arm“. Das Immunsystem sei so spezifisch, dass es die Impfungen getrennt bearbeiten könne.

Impfen vor dem Herbst?

Gesund, 30 Jahre alt und vor vier Monaten geimpft. Wie sinnvoll ist die Auffrischungsimpfung vor dem Herbst in so einem Fall? Laut Epidemiologe Ulrichs schade eine Impfung nach vier Monaten nicht, sondern bringe eine zusätzliche Sicherheit. Bernd Salzberger, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie und Infektiologe am Universitäts­klinikum Regensburg widerspricht jedoch: „Das hat noch Zeit. Sechs Monate nach der letzten Impfung würde es einen zusätzlichen Schutz geben.“

Falk verweist auf die Ständige Impfkommission (Stiko), die eine vierte Impfung für alle Menschen ab 60 Jahren empfiehlt. Die basiere auf Studien, die zeigen, dass immungesunde Menschen unter 60 Jahren mit der dritten Impfung das immunologische Gedächtnis aufgebaut haben, das weiterhin anhält. „Unter 60 Jahren braucht man also keine vierte Impfung„, so die Immunologin. Falls doch eine vierte Impfung erwünscht sein sollte, empfiehlt Falk die Absprache mit einem Hausarzt oder einer Hausärztin.

Statt Impfen mit Omikron infizieren?

Manche Menschen wägen ab, ob sie sich lieber infizieren sollten, statt sich impfen zu lassen. Ihr Argument: Viele Infektionen mit Omikron verlaufen mild.

Milde Verläufe seien relativ, so Ulrichs. Denn auch eine Infektion mit Omikron könne so schwer sein, dass eine Krankenhauseinweisung erfolgen muss. Die Immunologin Falk betont, dass eine dritte Impfung wichtig sei, „denn ohne sie gibt es kein gutes immunologisches Gedächtnis.“ Das schütze vor schweren Erkrankungen. Außerdem für eine Impfung spricht die Gefahr von Long Covid. Diese Erkrankung kann auch nach einer Omikron-Infektion auftreten, so Salzberger vom Universitäts­klinikum Regensburg. Der Impfschutz solle deshalb aktuell sein.

Corona-Lage in Deutschland

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sagte bei einer Pressekonferenz vergangene Woche: „Wir befinden uns ganz klar am Beginn einer Herbst- und Winterwelle.“ Der Minister appellierte an die Bundesländer, die Entwicklung genau im Auge zu behalten, um den richtigen Zeitpunkt für Gegenmaßnahmen zu finden. Über diese können die Länder in Eigenregie entscheiden: Zum 1. Oktober traten neue Bestimmungen in Kraft, wonach die Länder beispielsweise auch wieder Maskenpflichten in Innenräumen anordnen könnten. Bei Twitter warnte Lauterbach davor, mit solchen Maßnahmen zu lange zu warten.

Zugleich versicherte der SPD-Politiker: „Wir werden die Welle im Griff haben“. Deutschland sei besser vorbereitet als im vergangenen Herbst. Der Präsident des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, äußerte sich bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Gesundheitsminister ähnlich. Er rief zur Wach- und Achtsamkeit auf, sagte aber auch, er habe „eigentlich keine riesige Sorge“.

Lauterbach warb erneut für eine vierte Impfung speziell für Menschen ab 60. Diese reduziere die Sterblichkeit noch einmal um 90 Prozent, sagte er unter Berufung auf Daten der amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC. „Es macht für ältere Menschen einen Riesenunterschied, ob man dreimal geimpft ist oder ob man viermal geimpft ist.“

Das Robert Koch-Institut (RKI) hat die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz am Mittwochmorgen mit 414,0 angegeben. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 5 Uhr wiedergeben. In der Vorwoche hatte der Wert der Corona-Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner und Woche bei 379,6 (Vormonat: 215,0) gelegen.

Mit Material der dpa

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