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„Grund zur echten Sorge“: Forscher:innen warnen vor „Phosphogeddon“

phosphogeddon
Foto: CC0 / Unsplash / Keagan Henman; CC0 / Unsplash / Mihály Köles

Forscher:innen sehen die globale Ernährungssicherheit durch einen sich abzeichnenden Mangel an Phosphatdüngern in Gefahr – denn die Reserven werden in hohem Tempo aufgebraucht. Gleichzeitig heize der aktuell massive Einsatz des Düngemittels die Klimakrise weiter an.

Der verschwenderische Umgang mit Phosphatdünger könnte die Welt in eine landwirtschaftliche Krise stürzen, die Biodiversität gefährden und die globale Erderhitzung weiter antreiben. Davor warnen Forscher:innen, wie der Guardian berichtet. Sie befürchten, dass sich die weltweiten Reserven an Phosphatgestein, der Hauptquelle für Phosphatdünger, in den nächsten Jahren erschöpfen werden. Das drohe, sollte keine Kehrtwendung in der Anwendung und dem Recycling von Phosphor stattfinden.

Die Forschenden selbst sprechen in diesem Fall von einem „Phosphogeddon“. Der Begriff soll auf die verheerenden Auswirkungen eines Phosphatmangels auf die globale Ernährungssicherheit und das Klima hinweisen.

Phosphogeddon: Nahrungsmittelknappheit durch Düngermangel

Phosphor ist ein wesentlicher Nährstoff für das Pflanzenwachstum und ohne eine ausreichende Versorgung mit Phosphatdünger könnte die Nahrungsmittelproduktion leiden. 2020 wurden allein in der EU über eine Million Tonnen Phosphatdünger verwendet – über ein Fünftel mehr als noch 10 Jahre zuvor.

Der Bericht legt die Sorge offen, dass die abzeichnende Verknappung von Phosphatdünger Länder dazu drängen kann, um den Stoff konkurrieren zu müssen. Denn Phosphatdünger ist essentiell, um die Bevölkerung ernähren zu können, erklärt auch Prof. Penny Johnes von der Universität Bristol. Zudem besteht die Befürchtung, dass die Phosphorvorräte demnächst von Kartellen kontrolliert werden könnten, was mit steigenden Preisen für das Düngemittel einhergeht.

Bedeutende Phosphorvorkommen gibt es nur in einigen wenigen Ländern, darunter China, Marokko und Algerien, und diese „haben sich im Zuge des Abbaus für die Düngemittelproduktion erschöpft“, so Johnes gegenüber dem Guardian. Laut den Wissenschaftler:innen liegt dies an der übermäßigen Anwendung von Phosphor auf landwirtschaftlichen Flächen.

„Planetarische Verwüstungen“ durch Phosphor

Phosphor ist nicht unproblematisch. Über die Felder gelangt das Mittel in Gewässer, wo der Mineralstoff zur schädlichen Algenblüte führt, einer massenhaften Ansammlung von Algen. Die Algenblüte entzieht dem Wasser hohe Sauerstoffmengen. Prof. Phil Haygarth von der Universität Lancaster warnt daher vor sich ausbreitenden „toten Zonen“ – Gewässern, in denen kaum noch Lebewesen überleben könnten. 

Prof. Bryan Spears vom britischen Zentrum für Ökologie und Hydrologie sieht ein großes Risiko darin, wie sich die Algenblüte und die Erderwärmung gegenseitig bedingen. „Es ist ein echter Grund zur Sorge“, sagt er dem Guardian: Bei höheren Temperaturen würden sich mehr Algenblüten bilden. Der Verfall der abgestorbenen Algen würde zur Produktion von Methan führen, einem Treibhausgas, das bis zu 80-mal stärker als Kohlendioxid zur Erwärmung der Atmosphäre beiträgt.

Der massive Einsatz von Phosphor in der Landwirtschaft und dessen Ausspülung in Gewässer verursache also „planetarische Verwüstungen“, so die Biogeochemikerin Johnes. In einem Bericht skizziert die Expertin Maßnahmen, die diese drohende Krise abwenden könnten. Dazu gehören laut dem Guardian ein verbessertes Recycling von Phosphor sowie eine weltweite Umstellung auf eine Ernährung mit geringerem „Phosphor-Fußabdruck“. Darunter fallen eine Ernährung mit weniger Fleisch sowie umfassende Maßnahmen gegen Lebensmittelverschwendung.

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