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Hat der Spaß ein Ende? Energiekrise zwingt Freizeit-Betriebe zum Umdenken

Die Energiekrise zwingt Freizeit-Betriebe zum Umdenken
Foto: Unsplash / Adrian Dascal

Skigebiete, Therme, Spaßbäder: Freizeit-Betriebe bereiten angesichts der Energiekrise Sparmaßnahmen vor. Dabei reichen die Vorschläge von langsameren Seilbahnen, angepassten Betriebszeiten bis hin zu teureren Tickets.

Angesichts der drohenden Energiekrise im Winter könnte es in Skigebieten in der Schweiz und Österreich zu reduziertem Betrieb kommen. Sollte es hart auf hart kommen und die Regierung Verbrauchsbeschränkungen vorschreiben, könnten die Bergbahnen bis zu 20 Prozent Stromverbrauch einsparen, sagte der Geschäftsführer des Verbandes Bergbahnen Schweiz, Berno Stoffel, am Dienstag dem Schweizer Sender SRF. „Wir haben verschiedene Möglichkeiten, mit der Geschwindigkeit, der Anzahl Gondeln und den Betriebszeiten.“ Auch Österreichs Seilbahnbetreiber denken über entsprechende Sparmaßnahmen nach, sagte Branchensprecher Franz Hörl.

Ohnehin dürfte es für Skifahrer:innen ungemütlicher werden, wie aus Stoffels Ausführungen hervorgeht: Die Bergbahnen wollen in einem ersten Schritt freiwillig fünf Prozent Strom einsparen und dafür unter anderem den Komfort einschränken. So wäre eine Möglichkeit, in Toilettenanlagen nur noch kaltes Wasser anzubieten und weniger zu heizen – aber nicht nur das, wie Stoffel sagte. „Da geht es um Werbebeleuchtungen abschalten, Heizungen zu reduzieren, Kaltwasser auf Toilettenanlagen, Nachtfahrten, Dachrinnenheizungen und so weiter. Wir sind dabei, eine ganze Palette von Maßnahmen zu bestimmen, die die Bergbahnen auch umsetzen können.“

Schweiz hat keinen Notfallplan wie die EU

In Österreich könnte etwa der Nachtbetrieb von Skipisten eingestellt werden, bei der Beschneiung der Pisten gespart oder ebenfalls Seilbahnen mit weniger Gondeln betrieben werden, sagte Hörl am Dienstag der Nachrichtenagentur APA. Außerdem könnten Preise für Liftkarten angehoben werden. Hörl wies aber darauf hin, dass Seilbahnen nur 1,3 Prozent des österreichischen Stromverbrauchs ausmachten. Auch beim Gas benötige seine Branche „fast nix“.

Die Schweiz plant bislang keine Vorschriften zum Energiesparen und hat keinen Notfallplan wie die EU, in der Länder – mit Ausnahmen – freiwillig 15 Prozent Gas einsparen sollen. Beim Stromsparen hofft sie zunächst, Bürger:innen und Industrie mit einer Sensibilisierungskampagne zu fünf Prozent Einsparung zu bringen. Wenn das nicht klappt oder nicht reicht, soll es Eskalationsstufen geben. In einem nächsten Schritt soll etwa ausgeschaltet werden, was nicht unbedingt nötig ist, wie etwa Schaufensterbeleuchtungen. Die rund 2400 Bergbahnen seien aber ein zentraler Teil der Winterfreizeitbeschäftigung in der Schweiz, betonte Stoffel.

Reduziertes Angebot in Thermen, Wasserparks und Spaßbädern?

Auch Betreiber von Thermen, Wasserparks und Spaßbädern stellen sich angesichts drohender Gasknappheit und steigender Energiekosten auf schwierige Zeiten ein. „Unsere Empfehlung ist, die Bäder so lange wie möglich offen zu halten und den Unternehmen zu überlassen, wie sie mit ihrem Bäderbetrieb umgehen“, sagte der Geschäftsführer der European Waterpark Association (EWA), Klaus Batz, der Deutschen Presse-Agentur. „Es gibt vielleicht einige, die zu der Entscheidung kommen, wir müssen das Angebot reduzieren. Es gibt vielleicht auch welche, die sagen, wir müssen zumindest zwischenzeitlich schließen.“

Zurzeit seien die Bäder noch voll, sagte Batz. „Aber wir haben sicherlich keine einfachen Zeiten vor uns.“ Ein Grund dafür ist die Unsicherheit mit Blick auf die Gasversorgung, die für die große Mehrzahl der Bäderbetriebe unverzichtbar ist. Nach einer Ausrufung der höchsten Gefahrenstufe im Notfallplan Gas würde den bestehenden Regeln zufolge die Bundesnetzagentur das dann noch zur Verfügung stehende Erdgas nach Bedürftigkeit zuteilen. Dabei dürften Freitzeitbäder nicht ganz oben stehen.

Die EWA mit Sitz in Nürnberg vertritt die Interessen von Freizeitbädern, Thermen und Wasserparks, davon allein gut 140 in Deutschland.

„Geldbeutel der Gäste schon aus anderen Gründen immer leerer“

In Köln haben die Bäderbetriebe in einigen üblicherweise mit 30 Grad besonders warmen Außenbecken die Temperatur dagegen bereits um mindestens 3 Grad abgesenkt. An anderer Stelle geht das nicht so einfach, wie die Geschäftsführerin der Kölnbäder GmbH, Claudia Heckmann, betont.

Eine weitere Stellschraube sind die Eintrittspreise. „Bei den jetzt anstehenden Kostensteigerungen wird es natürlich schwierig“, sagte Heckmann. „Die können wir nicht 1:1 an die Kunden weitergeben, aber wir werden sicherlich im Herbst über das Thema nachdenken.“

Nach Einschätzung von EWA-Geschäftsführer Batz sind Betriebe, die die Preise schon erhöht haben, noch die Ausnahme. „Wir müssen auch berücksichtigen, dass der Geldbeutel der Gäste schon aus anderen Gründen immer leerer wird.“

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