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„Ich sollte hier mindestens 0,5 m unter Wasser stehen“

Hessen, Mainz-Kastel: Blick vom ausgetrockneten Rheinufer auf Mainz. Durch geringen Niederschlag und anhaltend hohe Temperaturen ist der Wasserstand im Rhein stark gesunken.
Foto: Hannes P. Albert/dpa

Trotz Regen nach der Hitzewelle ist es in vielen Regionen Deutschlands weiter trocken. Im Rhein sinkt der Wasserstand so sehr, dass die Schifffahrt beeinträchtigt ist. Eine Entspannung der Lage ist nicht in Sicht.

Deutschland ächzte zuletzt unter großer Hitze. Im Rhein, einem der wichtigsten Transportwege für Güter, sank durch die extremen Temperaturen der Wasserstand – so sehr, dass die Schifffahrt beeinträchtigt wird. Trotz Regen blieb es in vielen Regionen zu trocken. Wie sehr, zeigen aktuelle Aufnahmen des Rheins.

Auch auf Twitter dokumentieren die Menschen vor Ort das Ausmaß der Trockenheit. Eine Userin postete ein Bild mit der Anmerkung: „Ich stehe IM Rhein“. Eine andere Nutzerin, die sich ebenfalls am Rhein aufhielt, twitterte: „Ich sollte hier mindestens 0,5m UNTER Wasser stehen“. Ihre Fotos zeigen einen Teil des von Trockenheit aufgesprungenen Flussbetts.

Wegen der niedrigen Wasserpegel hat die Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) weitere Einschränkungen der Schifffahrt auf dem Rhein in den nächsten Tagen nicht ausgeschlossen. „Das ist im Bereich des Möglichen“, sagte BfG-Experte Bastian Klein am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur in Koblenz. Bis zu einem Wasserstand von etwa 30 bis 35 Zentimetern am Pegel Kaub könnten flachgehende Binnenschiffe die Mittelrheinstrecke noch passieren, sagte er. „Wir gehen den Vorhersagen zufolge Richtung 30 Zentimeter bis Anfang nächster Woche am Pegel Kaub. Tendenziell kommt die Rheinschifffahrt in diesem Bereich dann zum Erliegen.“

„Kein Ende der Niedrigwassersituation“

Bis Anfang nächster Woche seien die Wasserstände weiter fallend, für Ende nächster Woche seien dann Niederschläge vorausgesagt, sagte Klein. „Da ist dann wieder mit einem Anstieg, jedoch keinem Ende der Niedrigwassersituation zu rechnen. Der Wasserstraßentransport ist aktuell sehr teuer und ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr wirtschaftlich. Zusätzlich sind die Transportmengen deutlich reduziert. Jetzt im Spätsommer/Herbst beginnt eigentlich die klassische Niedrigwasserzeit am Rhein“, sagte Klein. Am 22. Oktober 2018 seien bei Kaub sogar nur 25 Zentimeter gemessen worden.

Eine Bootsgarage liegt im Rhein in Folges des Niedrigwassers auf dem Trockenen. Durch geringen Niederschlag und anhaltend hohe Temperaturen ist der Wasserstand im Rhein stark gesunken
Eine Bootsgarage liegt im Rhein in Folges des Niedrigwassers auf dem Trockenen. Durch geringen Niederschlag und anhaltend hohe Temperaturen ist der Wasserstand im Rhein stark gesunken (Foto: Hannes P. Albert/dpa)

Seit Wochen kämpft die Binnenschifffahrt mit Niedrigwasser. Es regnet kaum, die Pegelstände der Flüsse sinken, neue Inseln tauchen im Fluss als Hindernisse auf. Fahrgastschiffe und Fähren könnten schon jetzt nicht mehr alle Anlegestellen anfahren und sehr viele Frachtschiffe nur noch zum Teil beladen werden, hatte der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt (BDB) in Duisburg zuletzt mitgeteilt.

Demnach verschärft das Niedrigwasser das Gerangel um knappen Schiffsraum in Zeiten von Ukraine-Krieg und Energiekrise. Denn zum einen brauchen Industrie, Landwirtschaft und Handel die Transportkapazitäten. Zum anderen gibt es zunehmend Kohletransporte beim vorrübergehenden Wiederhochfahren der Kohlekraftwerke. Doch die Zahl der Binnenschiffe sei begrenzt, hieß es beim BDB.

Utopia meint: Wiederhochfahren der Kohlekraftwerke verstärkt das Problem

Ist der Klimawandel schuld an der Trockenheit? Dazu muss zunächst festgehalten werden: Einzelne Wetterphänomene sind nicht auf den Klimawandel zurückzuführen. Wo sich die Expert:innen jedoch einig sind: Extreme Wetterlagen – wie etwa Hitzewellen und Dürreperioden – verstärken sich durch den Klimawandel künftig und werden an Häufigkeit deutlich zunehmen. Ein Wiederhochfahren der Kohlekraftwerke mag daher angesichts der Gaskrise energiepolitisch erforderlich sein, dem Klima schadet die Kohleverstromung jedoch erheblich – sie trägt zur Erderwärmung und somit zu Wetterextremen wie der aktuellen Trockenheit bei.

Mit Material der dpa

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