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Irreführend: H&M und Co. müssen angeblich nachhaltige Einkaufshilfe stoppen

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Foto: © H&M 2015

Der Higg-Index soll Konsument:innen helfen, nachhaltige Entscheidungen beim Kauf von Kleidung zu treffen. Doch nun steht das Instrument in der Kritik. Die betroffenen Marken müssen deshalb vorerst Konsequenzen ziehen.

Der von der Sustainable Apparel Coalition (SAC) entwickelte „Higg Materials Sustainability Index“ steht im Verdacht, Verbraucher:innen in die Irre zu führen. Das Verbraucherschutzgremium NCA, die Norwegian Consumer Authority, fordert die Nachhaltigkeitsorganisation SAC deshalb dazu auf, ihn entsprechend zu überarbeiten.

Der Index will laut SAC die Umweltauswirkungen von Textilprodukten nach einheitlichen Kriterien angeben und diese transparent machen. Demnach soll er eine Art Entscheidungshilfe für Konsument:innen sein.

Auch Primark, Nike und Amazon unter den Mitgliedern

Bekleidungskonzerne wie H&M und der norwegische Sportkleidungshersteller Norrøna verwenden den Higg-Index auch zu Marketingzwecken. Auch Primark, Nike, Tommy Hilfiger, Walmart und Amazon sind laut Website als SAC-Mitgliedern gelistet.

Die NCA stützt ihre aktuelle Kritik auf die Auswertung diverser Daten und kommt zu dem Ergebnis, dass der Index „irreführend“ sein. So werden etwa fehlende Angaben bemängelt. Der Index würde nicht berücksichtigen, ob ein Kleidungsstück Kunststoff enthält oder biologisch abbaubar ist, erklärt Philippa Grogan von Eco-Age, einer Beratungsfirma für nachhaltige Mode. Dem Guardian sagte sie: „Der Higg-Index ermöglicht es Verbraucher:innen nicht, informierte Entscheidungen zu treffen“. Grogan prangert an, dies würde die Bemühungen aller unterlaufen. Gleichzeitig sei es problematisch, dass die Index-Daten auf Selbsteinschätzungen der Unternehmen basieren.

Kritik an der Vorgehensweise

Ein weiterer Kritikpunkt richtet sich an die Vorgehensweise. So würde der Index nicht die gesamte Wertschöpfungskette bewerten, sondern lediglich Ausschnitte. Etwa von der Herstellung bis zum Vertrieb im Shop, nicht aber, wie groß die Schadschöpfung bei der Entsorgung eines Kleidungsstücks ist.

Die SAC erklärte in einem Statement, die Vorwürfe ernst zu nehmen. Aus diesem Grund würde man das Programm bis auf Weiteres „pausieren“. Die Organisation hält weiter an der Relevanz standardisierter Tools für mehr Nachhaltigkeit fest, dennoch sieht sie „zusätzliche Herausforderungen“, diese verständlich an die Kund:innen weiterzugeben, heißt es in der Stellungnahme. „Wir wissen, wie wichtig es ist, dass unsere Mitglieder und die Industrie unserer Mission, unserem Ziel und Ansatz vertrauen, aber auch den Daten unseres Instruments.“

SAC gelobt Besserung

Externe Fachleute sollen deshalb den Higg-Index überprüfen. Eine solche Analyse, die zuletzt 2016 durchgeführt worden war, sei bereits geplant gewesen. Angesichts der aktuellen Anschuldigungen werde der Prozess jedoch vorgezogen. Zudem kündigte SAC die Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen an, um die Qualität der Umweltdaten zu verbessern.

Die SAC hofft dem Statement zufolge, den Index reaktivieren zu können – sobald er unter anderem den Ansprüchen der NCA gerecht wird.

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