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„Kackfluencerin“ Karina Spiess über ihre Darmkrankheit und sexistische Reaktionen

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Screenshot: Instagram/ kikidoyouloveme, Foto: CC0 Public Domain - Unsplash/ Claire Mueller

Karina Spiess leidet am Reizdarmsyndrom und klärt auf Social Media über ihre Krankheit auf. Sie bezeichnet sich stolz als „Kackfluencerin“ – hat im Rahmen ihrer Arbeit aber auch mit gesellschaftlichen Normen und Sexismus zu kämpfen.

Auf Instagram, TikTok und anderen Plattformen kennt man sie als „kikidoyouloveme“. Dort klärt Karina Spiess zu Themen rund um Darmgesundheit auf – und bezeichnet sich selbst als „Kackfluencerin“. Ein Name, den sie mit Stolz trägt, verrät die 25-Jährige im Gespräch mit dem Spiegel. Im Umgang mit Darmthemen stößt sie immer wieder auf Genderklischees.

Ängste und Panikattacken durch Reizdarmsyndrom

Karina Spiess leidet am Reizdarmsyndrom, einer funktionellen Störung zwischen vegetativem Nervensystem und der Darmmuskulatur. Zu Symptomen zählen Übelkeit, Bauchschmerzen, Blähungen, Druck- und Völlegefühl, Durchfall oder Verstopfung. Seit eineinhalb Jahren thematisiert Spiess ihre Erkrankung auf Social-Media-Kanälen – und geht auch auf Themen wie „peinliche Kackstorys“ oder Auswirkungen des Reizdarmsyndroms auf ihr Sexleben ein.

Auf Instagram bezeichnet sie sich selbst als „Kackfluencerin“ – und bereut diesen Ruf keineswegs. „Ich trage den Namen mit Stolz“, beteuert Spiess. „Ich wäre glücklich, wenn in 20 Jahren mein Kind sagt: ‚Meine Mama klärt andere Menschen darüber auf, dass Stuhlgang normal ist‘.“

Ihre Erkrankung macht Spiess im Alltag dennoch zu schaffen – beispielsweise hat sie seit ihrer Diagnose gelegentlich mit Panikattacken zu kämpfen. „Ich bekomme Angst, in bestimmten Situationen auf einmal dringend zur Toilette zu müssen und keine zur Verfügung zu haben“, erläutert die Influencerin gegenüber Spiegel. Früher habe sie deshalb an vielen Unternehmungen nicht teilgenommen. Auch heute meidet sie zum Beispiel das Fliegen, weil man beim Start und bei der Landung das Klo nicht benutzen kann. „Solche Situationen triggern dann Panikattacken.“ Viele ihrer Gedanken drehen sich um den nächsten Toilettengang, erklärt Spiess – vor einigen Monaten habe sie daher eine Therapie begonnen.  

„Kackfluencerin“ über Genderklischees: Bei Frauen gilt Kacken als eklig

Männer können über Darmbeschwerden definitiv offener reden als Frauen, findet Spiess. Bei Frauen gelten Themen wie „Kacken oder Pupsen“ als „eklig oder unsexy“. Spiess verweist auf Kommentare, die Männer unter ihre Posts schreiben. Diese handeln davon, „wie eklig das ist, was ich mache und dass so eine hübsche, blonde Frau solche Worte nicht in den Mund nehmen soll.“

Mit ihrem Durchfall hatte Spiess früher besonders zu kämpfen – zum Beispiel hatte sie bei Besuchen in der WG ihres Freundes Angst, dass jemand die Geräusche mitbekommen oder nach ihr das Klo benutzen würde. Diese Angst begründet sie mit gesellschaftlichen Normen: „Für Frauen gehört sich das nicht. Ich habe mich unästhetisch und unweiblich gefühlt.“ Inzwischen wohnt Spiess mit ihrem Freund zusammen und die beiden „schließen nicht mal mehr die Toilettentür.“

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