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Klimawandel: Der Großteil der fossilen Brennstoffe muss im Boden bleiben

Braunkohle Kohle Kohlekommission
Foto: Pixabay / CC0 / Iva Balk

Um das Klimaziel von 1,5 Grad maximaler Erwärmung einzuhalten, müssen wir weg von Kohle, Gas und Öl. Britische Wissenschaftler:innen haben nun errechnet, wie viel davon wir noch fördern dürfen, wenn wir das Klimaziel von Paris erreichen wollen. Es ist fast nichts.

Auf der Pariser Klimakonferenz wurde beschlossen, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu beschränken. Dafür müssen wir auf fossile Brennstoffe verzichten und den CO2-Ausstoß, der durch Kohle, Gas und Öl verursacht wird, drastisch eindämmen. Eine aktuelle Studie in der Fachzeitschrift „Nature“ zeigt, dass die Förderung und Nutzung fossiler Brennstoffe um ein Vielfaches reduziert werden muss.

Genauer gesagt: Dan Welsby vom University College London und seine Kolleg:innen erheben mittels Modellrechnungen, dass 60 Prozent der derzeit verfügbaren Öl- und Methanvorkommen und fast 90 Prozent der Kohlevorkommen bis zum Jahr 2050 unangetastet bleiben müssen. Andernfalls wird das verbleibende Kohlenstoffbudget überschritten und das 1,5 Grad-Ziel kann nicht mehr eingehalten werden.

Alternativlos: Wir müssen schnell weniger fossile Brennstoffe fördern

Um das Klimaziel von 1,5 Grad zu erreichen, ist es unumgänglich, dass wir schnell weniger CO2-verursachende Ressourcen verbrauchen – das zeigen die Berechnungen deutlich. Demnach müssten wir die Öl- und Gasproduktion – ab sofort – jährlich um 3 Prozent verringern. Die Autor:innen der Studie gehen dabei von einer Fifty-Fifty-Chance aus, mit der die Erderwärmung auf 1,5 Grad beschränkt werden kann.

Sie weisen ebenfalls darauf hin, dass es sich bei ihren Empfehlungen um vorsichtige Schätzungen handelt. Denn: Insgesamt müsste noch mehr Kohlendioxid im Boden bleiben, um die Erderwärmung mit mehr als 50 Prozent Wahrscheinlichkeit auf 1,5 Grad zu beschränken. Zudem ist die weitere Entwicklung mit Unsicherheiten verbunden: Zum Beispiel ist unklar, in welchem Umfang Technologien genutzt werden, die CO2 neutralisieren und aus der Atmosphäre filtern.

Viele Industriebranchen erhalten kostenlose CO2-Zertifikate
Der CO2-Ausstoß muss stark reduziert werden, wenn die Erderwärmung rechtzeitig gebremst werden soll. Hier sind vor allem Politik und Industrie gefragt. (Foto: CC0 / Pixabay / stevepb)

Die gute Nachricht: In Island gibt es bereits eine Anlage, die CO2 aus der Atmosphäre saugt und es anschließend in Gestein umwandelt. Jährlich sollen so 4.000 Tonnen CO2 aus der Luft gefiltert werden. Es gibt also Technologien, um die CO2-Belastung zu minimieren. Zudem ergänzt Welsby, dass die Reduktion der fossilen Brennstoffe, wie sie in der Studie ausdrücklich empfohlen wird, durchaus machbar ist, sofern „der politische Wille da ist, die in Paris vereinbarten Ziele einzuhalten.“

Neue Erkenntnisse

Bereits 2015 veröffentlichten die Wissenschaftler:innen eine Studie zum Thema. Die Szenarien basierten ebenfalls auf Modellrechnungen, die jedoch auf eine Begrenzung der Erderwärmung auf zwei Grad im Vergleich zu vorindustriellen Zeiten abzielten. Inzwischen ist aber klar, dass eine Grenze von zwei Grad nicht mehr akzeptabel ist, sagt der Leiter der aktuellen Studie, Dan Welsby.

Noch vor sechs Jahren gingen die Autor:innen davon aus, dass es reicht, ein ein Drittel der Ölvorkommen, fast die Hälfte der Methanressourcen und mehr als 80 Prozent der Kohle bis zum Jahr 2050 nicht mehr zu fördern. Inzwischen mussten diese Werte nach oben korrigiert werden, da sonst das Maximalziel von 1,5 Grad Erwärmung nicht mehr einzuhalten sei.

Utopia meint: Warnungen und Empfehlungen, das 1,5 Grad-Ziel einzuhalten, gibt es viele. Sie sind wichtig und sie werden eindringlicher. Nun gilt es, darauf zu reagieren und die CO2-Emission drastisch zu minimieren. Und dafür braucht es die Politik sowie technische Innovationen wie zum Beispiel die Erfindung, die in Island schon in Betrieb ist. An manchen Stellen tut sich etwas, aber insgesamt geht es eher schleppend voran. Die Zeit läuft!

Im Kleinen können wir alle jedoch etwas tun, zum Beispiel indem wir Klimaschutz in unseren Alltag integrieren, bewusst konsumieren oder indem wir den Klimawahlcheck manchen und genau überlegen, wem wir bei der Bundestagswahl 2021 unsere Stimme geben.

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