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Luxus-Kapseln im Meer sollen neuen Lebensraum schaffen

ocean builders seapod
Foto: Ocean Builders

Schon bald können Interessierte in die futuristischen Kapseln vor der Küste Panamas einziehen. Die Idee dahinter: Luxus-Wohnraum mit Meeresblick – aber nachhaltig. Geht das denn?

Willst du an Land ein Haus in der Natur bauen, so musst du dafür nicht selten erst einmal einige Bäume fällen. Entstehen größere Wohnsiedlungen, dann sind auch Straßen fällig, die das natürliche Ökosystem zerstören.

Das Unternehmen Ocean Builders sieht deshalb die Zukunft der Wohnräume auf dem Meer. Ab sofort stehen die sogenannten Seapods zum Verkauf zur Verfügung. Bei ihnen handelt es sich um Kapseln, die auf einem luftgefüllten Stahlrohr schwimmen und, ähnlich wie beim Prinzip eines Eisberges, dadurch meterhoch aus dem Wasser ragen. Sie sollen nicht nur mit einer luxuriösen Innenausstattung, sondern auch mit ihrer nachhaltigen Konzeption überzeugen.

Wohnung über dem Meer: So funktioniert das Konzept

Ein Seapod ist in seiner Grundausstattung schon ab unter 400.000 US-Dollar zu erhalten.
Ein Seapod ist in seiner Grundausstattung schon ab unter 400.000 US-Dollar zu erhalten.
(Foto: Ocean Builders)

Die SeaPods stehen ab sofort für ab 395.000 Dollar zum Verkauf. Laut USA Today kann eine solche Bleibe jedoch mit Upgrades und Personalisierungen bis zu 1,5 Millionen Dollar kosten. Ein Pod verfügt dabei über ein Schlafzimmer, ein Wohnzimmer, Küche, Bad, eine Außenterrasse, sowie große Glasfenster, die dir einen 360-Grad-Ausblick über den Ozean ermöglichen. Im Inneren sollen die Kapseln zudem mit kabellosen Ladestationen und einer farbwechselnden Beleuchtung überzeugen. Käufer:innen können ihren Pod zudem um einen Whirlpool, einen zusätzlichen Patio oder ein Gewächshaus erweitern.

Eine spezielle Software regelt unter anderem die Temperatur, Beleuchtung und den Wasserdruck. Um auf diese zugreifen zu können, tragen Bewohner:innen einen sogenannten „smarten Ring“. Mit diesem können sie beispielsweise die Temperatureinstellung verändern oder Fenster und Türen öffnen.

Auch für die Versorgung mit Lebensmitteln und Medikamenten ist gesorgt. Diese wird von Drohnen geregelt, die die Waren regelmäßig zum Pod fliegen. Selbstfahrende Boote holen Abfälle ab. Werden sie gerade nicht gebraucht, sollen sie laut dem Standard das umliegende Gewässer säubern.

SeaPods: Wassersparend und gut für die Artenvielfalt?

Die SeaPods sollen ein besonders wassersparendes Wohnen möglich machen. Doch manches Add-on widerspricht dieser Idee.
Die SeaPods sollen ein besonders wassersparendes Wohnen möglich machen. Doch manches Add-on widerspricht dieser Idee.
(Foto: Ocean Builders)

Ocean Builders wirbt auf der eigenen Webseite stark mit den ökologischen Vorteilen der SeaPods. So würde der Bau der Kapseln die Umwelt nicht schädigen, wie dies bei Häusern an Land der Fall ist. Im Gegenteil: Sie sollen „eco-restorativen“ Lebensraum bieten. Die Pods würden also als sogenannte „Fish Aggregating Devices“ (FAD) fungieren. Dieser Begriff bezeichnet in der Biologie sogenannte Fischsammelstellen. Denn Fische sammeln sich oftmals um Strukturen, die das sonst offene Meer unterbrechen und einen gewissen Halt bieten. Für Fischschwärme dienen sie als Bezugspunkte und als Futterstellen, denn hier sammeln sich auch kleinere Beutetiere.

Laut Ocean Builders können die Pods die maritime Artenvielfalt deshalb fördern. Selbst Korallen könnten sich um die Pods herum bilden. Wissenschaftlich bestätigt ist diese Annahme bislang jedoch nicht.

Wie der Standard berichtet, sind die Pods zudem mit Kameras ausgestattet, die das Leben von Meeresbewohnern überwachen. Befinden sich Delfine, Wale oder andere Tiere in deiner Umgebung, erhältst du via der integrierten künstlichen Intelligenz eine Benachrichtigung.

Zudem sollen die SeaPods auch dabei helfen, Wasser einzusparen. So gibt es im Badezimmer ein wasserloses Urinal. Ein dreistufiger Wasserfiltrationsprozess soll den Wasserverbrauch in den Duschen um bis zu 90 Prozent minimieren. Diesen entwickelte das Unternehmen gemeinsam mit dem Team von ShowerLoop. Der Filter sammelt dabei das Duschwasser auf und reinigt es, während du duschst. Du kannst dabei also so lange duschen, wie du möchtest, verbrauchst aber immer nur eine bestimmte Menge an Wasser, die dann sofort wieder aufbereitet wird.

Was dieser eigentlich guten Idee jedoch widerspricht: Als zusätzliche Ausstattung bietet Ocean Builders eine riesige Badewanne an, die 850 Liter Wasser fasst. Sollte das darin enthaltene Wasser nicht auch zum Großteil autonom wiederaufbereitet werden, ist zumindest dieses Add-on alles andere als wassersparend.

Toilettenabfälle landen übrigens in einer speziell entwickelten Verbrennungsanlage. Diese wandelt die Abfälle in Asche um. Die Wärme, die dabei als Nebenprodukt entsteht, dient zum Erhitzen des Wassers, das in Duschen, Bäder und Waschbecken fließt.

Wie nachhaltig sind die Kapseln wirklich?

Inwiefern die SeaPods Ökostrom nutzen, ist bisher nicht bekannt.
Inwiefern die SeaPods Ökostrom nutzen, ist bisher nicht bekannt.
(Foto: Ocean Builders)

Auch wenn die SeaPods als umweltfreundliche Wohnlösung der Zukunft vermarktet werden, bieten sie aus ökologischer Sicht einige Nachteile. So bestehen sie im Wesentlichen aus Stahl und Beton. Diese Rohstoffe sind besonders klimaschädlich. Für einen Kubikmeter Stahlbeton fallen etwa 320 bis 340 Kilogramm CO₂ an. Das entspricht in etwa der Menge CO₂, die 4000 Bäume an einem Tag umwandeln können. Umweltfreundlicher wären die Rohstoffe Holz, Ziegel, Lehm und Stroh – für den Bau eines Pods mitten im Meerwasser könnte die Konstruktion damit jedoch schwierig werden. Doch: auch Recyclingbeton weist eine bessere Ökobilanz als Beton auf.

Je nachdem wie du den Pod individuell gestaltest, ist für die zahlreichen LEDs, die für spezielle Beleuchtungseffekte sorgen oder die Spa-Ausstattung mit Unterwasser-Massagen und Whirlpools zudem viel Strom nötig. Das trifft auch auf die Drohnen und autonomen Boote zu.

Woher diese Energie kommen soll, gibt Ocean Builders nicht ganz klar an. So schreiben sie auf ihrer Webseite nur, dass Solarenergie möglich ist. Sind die Pods jedoch nah genug an der Küste, könnte der Strom auch vom Land kommen. Dann handelt es sich also nicht unbedingt um Ökostrom. Laut den Angaben auf der Webseite sind zudem keine Solarfenster oder andere integrierte Solarpanele in den Kapseln vorgesehen.

Der EcoPod von Ocean Builders: Die grünere Variante?

Der EcoPod soll die ökonomischere Variante der Meeres-Kapseln darstellen.
Der EcoPod soll die ökonomischere Variante der Meeres-Kapseln darstellen.
(Foto: Ocean Builders)

Der Standard-Seapod, der am meisten mediale Aufmerksam erhält, nennt sich offiziell „Seapod Flagship“. Ocean Builders bietet jedoch auch ein anderes Modell an, das zumindest vom Namen her mehr Nachhaltigkeit verspricht: der Seapod Eco.

Das „Eco“ steht dem Unternehmen zufolge jedoch zuerst für „Economy“, und danach erst für „Eco-friendly“ und „Eco-restorative“. Der SeaPod Eco ist bereits in Produktion, und soll eine simplere, kleinere und vielleicht etwas weniger luxuriöse Alternative zur klassischen Wohnkapsel bieten. Geplant sind zum Beispiel ein regen-sammelndes Dach, einstöckiges (statt wie in SeaPod dreistöckiges) Innendesign und die Möglichkeit, ihn in einen Container zu packen und zur gewünschten Location zu fahren.

Ocean Builders zufolge soll der EcoPod für den oder die „durchschnittliche:n Hauskäufer:in“ erschwinglich sein.

Ab Dezember diesen Jahres sollen die ersten SeaPods bewohnbar sein. Bis zum nächsten Sommer sollen 100 weitere Kapseln hinzukommen. Zudem plant das Unternehmen weitere Upgrades. Ob sich diese auch auf eine bessere Nachhaltigkeit konzentrieren und wie sich die Pods tatsächlich auf das Meeresleben auswirken, wird sich in Zukunft zeigen.

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