Sind Männer intelligenter als Frauen? Das untersuchte der Psychologe David Reilly. Dabei fand er heraus, dass Männer sich in dieser Hinsicht meist überlegen fühlen. Der Experte wollte wissen, warum das so ist.
Sind Männer tatsächlich intelligenter als Frauen oder schätzen sie sich selbst nur so ein? Der Psychologe David Reilly von der Griffith University in Brisbane untersuchte in seiner Forschung Männer und Frauen aus unterschiedlichen Ländern und kam zu dem Ergebnis: Männer sind genauso intelligent wie Frauen. Dennoch glauben viele Männer, sie seien klüger als der Durchschnitt, wie Reilly in einem Interview mit der Zeit erklärt und die Gründe dafür aufzeigt.
„Männer neigen dazu, ihre eigene Intelligenz erheblich zu überschätzen, während Frauen die ihrige unterschätzen“, so Reilly. Das zeigte auch eine Studie aus dem Januar 2022, die Reilly und Kolleg:innen durchführten. Dabei haben die Wissenschaftler:innen die Intelligenz der Teilnehmenden gemessen und befragten sie nach ihrer Einschätzung. Während Männer ihre Intelligenz und ihre Fähigkeiten überbewerteten, schätzten Frauen ihre Leistung als Glückssache ein.
Gründe, warum Männer ihre Intelligenz höher einschätzen
Das Phänomen liege laut dem Wissenschaftler an kulturellen Vorurteilen. Bereits im Kindesalter werden ihm zufolge Jungen von Eltern und Leher:innen intelligenter eingeschätzt als Mädchen. Das Klischee halte sich demnach in manchen Kulturen, da Männer in machtvollere Positionen kommen. Beispielsweise arbeiten sie häufiger als Ärzte oder Wissenschaftler.
Ein weiterer Faktor, warum Männer glauben, sie seien intelligenter als andere Menschen ist das Selbstvertrauen, wie Reilly im Interview erklärt. Während in der Kindheit Jungen und Mädchen durchschnittlich gleich viel Selbstvertrauen hätten, sinke es in der Pubertät bei Mädchen, bezogen auf ihren eigenen Körper und die intellektuellen Fähigkeiten.
Wie kulturelle Unterschiede die Intelligenz beeinflussen
Bei der Studie entdeckten die Forschenden „Formen der Intelligenz, die mit dem biologischen Geschlecht zusammenhängen“. Demnach haben Frauen in den Intelligenztests beim Schreiben und Lesen, in der Rechtschreibung sowie Grammatik besser abgeschnitten. Diese Kluft war jedoch kleiner in Ländern, in denen die Geschlechter gleichberechtigter sind . Daher sei es laut Reilly falsch, die Unterschiede ausschließlich mit dem biologischen Geschlecht zu erklären. „Er hat auch mit der Kultur zu tun“, betont der Psychologe. Auch die Erziehung spiele ihm zufolge dabei eine große Rolle.
Dass Intelligenz nicht nur mit dem biologischen Geschlecht zusammenhängt, zeigt auch eine andere Analyse des Psychologen, über logisch-mathematische Intelligenz. Er untersuchte die Ergebnisse der Pisa-Studie aus dem Jahr 2009 und stellte fest, dass in Europa oder der USA Männer bessere Testergebnisse erzielten als Frauen. In arabischen oder osteuropäischen Ländern hingegen erzielten Frauen die besseren Ergebnisse.
Männer überschätzen ihre Intelligenz – Das sind die Nachteile
Wenn Männer ihre Intelligenz selbst überschätzen, kann dies laut Reilly negative Folgen haben. Er selbst habe Studenten erlebt, die sich jahrelang an einem Studiengang bemühen, der eigentlich nichts für sie sei. Bis zu einem gewissen Grad sei es zwar hilfreich die eigene Intelligenz zu überschätzen, so der Psychologe. Doch problematisch werde es, wenn die Fähigkeiten nicht dem Ehrgeiz und den Erwartungen entsprechen. „Am Ende hilft es allen, wenn sie ihre Fähigkeiten realistisch einschätzen – Jungen wie Mädchen“, betont Reilly.
Um eine ausgewogene Einschätzung der eigenen Intelligenz zu erreichen, empfiehlt Reilly jungen Menschen das Konzept des „dynamischen Selbstbilds“ nahzulegen. Das besagt, dass Intelligenz nicht angeboren ist, sondern jeder sie durch Übungen weiterentwickeln und verbessern kann.
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