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MAITHINK X deckt auf: Wie uns die Kosmetik-Industrie austrickst

MAITHINK X über Science-Washing & Sexismus: Wie die Kosmetikindustrie uns manipuliert
Screenshot: ZDF Mediathek / Maithink X

In ihrer Sendung MAITHINK X deckt Dr. Mai Thi Nguyen-Kim kuriose Werbeversprechen der Kosmetikindustrie auf. Mit dabei: wissenschaftlich klingende Versprechen und sexistische Aussagen.

Ob „Klinisch getestet“ oder „100 Prozent volleres Haar“ – In der neusten Folge von Maithink X stehen wissenschaftlich klingende Werbeversprechen, sogenannte Claims, auf dem Prüfstand. Außerdem zeigt die Chemikerin Dr. Mai Thi Nguyen-Kim wie sexistisch die Kosmetikindustrie und die dazugehörige Werbung ist.

Sexismus in der Kosmetikindustrie

Laut Nguyen-Kim finden sich 53 Prozent aller Frauen ohne Make-Up nicht schön und denken, dass sie dadurch krank aussehen. Das kommt nicht von ungefähr. L’Oreal-Gründer Eugène Schueller soll laut der Chemikerin seinen Händlern den Tipp gegeben haben: „Sagt den Leuten, dass die hässlich sind“. Das funktioniere offenbar bis heute, so Nguyen-Kim. Auch wenn sich Schönheitsideale und Rollenbilder mit der Zeit verändern, bleibe laut der Chemikerin das Bedürfnis Produkte zu kaufen, um sich schöner und wohler zu fühlen.

Auch Deos gehören dazu – das meist verwendete Kosmetikprodukt, wie es in der Sendung heißt. Diese wurden allerdings zunächst nur für Frauen entwickelt. Ihnen wurde durch Werbung weiß gemacht, dass Männer sonst hinter ihren Rücken über sie lästern würden. Heutzutage gibt es aber genauso viele Deos für Männer. „Was ist besser, als Deo an die halbe Bevölkerung zu verkaufen? Deo an die gesamte Bevölkerung zu verkaufen?“, stichelt Nguyen-Kim.

Vier Werbeversprechen auf dem Prüfstand

Bei der Recherche zur Sendung fand das Team um Nguyen-Kim heraus, dass Kosmetikfirmen häufig sogenanntes Science-Washing betreiben. Damit ist der Versuch von Firmen gemeint, die „für sich oder ihre Produkte einen Marktvorteil schaffen, indem sie wissenschaftliches Arbeiten oder wissenschaftliche Qualitätskontrolle vortäuschen.“ Vier der Science Forschungstricks hat sich Nguyen-Kim genauer angesehen.

Nichtssagende Testsiegel: Als wenig aufschlussreiche Siegel nennt Nguyen-Kim das Versprechen „dermatologisch getestet“. Dies gebe lediglich Auskunft darüber, dass bei der Anwendung des Produktes ein:e Mediziner:in anwesend war. Als zweites Siegel nennt die Chemikerin „Klinisch getestet“ – was so viel bedeute, wie: dass „Menschen, wie viele ist nicht vorgeschrieben, sich das Zeug ein paar Tage lang auf die Haut schmieren.“ Über die Qualität der Produkte sage das laut der Chemikerin aber rein gar nichts aus. Anhand eines Beispiels erklärt Nguyen-Kim die Absurdität: Wenn eine Redakteurin unter Aufsicht der Chemikerin sich eine Woche lang veganen Frischkäse auf die T-Zone im Gesicht geben würde, sei das bereits „klinisch getestet“.

Sinnlose Zahlen: „Macht die Haare zwei Nuancen heller“ oder „Für 100 Prozent volleres Haar“ sind nur zwei Beispiele, bei denen Zahlen in Werbespots für Vertrauen sorgen sollen. Für Nguyen-Kim klingt das so „als hätte da jemand was nachgemessen“. Wie wenig solche Zahlen mit Wissenschaft zu tun haben, erklärt die Moderatorin. Auf Nachfrage bei der Shampoo-Marke Pantene (Procter & Gamble), wie der Slogan entstanden sei, erhielt Nguyen-Kim die Antwort: Man habe Haarsträhnen mit Fett eingecremt und manche dann mit dem Shampoo gereinigt. Diese Strähnen sahen infolgedessen „zweimal sichtbar voller aus“.

Nichtssagende Laborstudien: Laut der Chemikerin gebe es im Kosmetikbereich eine Menge aussagekräftige dermatologische Studien. In vielen Fällen würden die Ergebnisse aus Laborstudien allerdings auf die alltägliche Praxis übertragen. Das sei ein Fehler. Als Beispiel nennt Nguyen-Kim Retinol, das derzeit einen regelrechten Hype in der Gesichtspflege erlebt. Studien hätten positive Effekte des Stoffes zwar zeigen können, aber in so hoher Konzentration, wie er nicht in Kosmetik vorkommt, da er die Haut reizt und verschreibungspflichtig ist.

Fehlende Kontrollgruppen: Um festzustellen, ob Kosmetik oder Medizin wirkt, gibt es in der Forschung in der Regel eine Kontrollgruppe, der Placebo verabreicht wird. Um eine Anti-Aging-Creme zu testen, müsse also einer Kontrollgruppe eine Creme ohne die jeweiligen zu testenden Inhaltsstoffe verarbreicht werden. Auf Nachfrage bei einigen Herstellern, die die Chemikerin nicht aufzählt, seien Produkte nicht anhand einer Kontrollgruppe getestet worden.

Tipps für schöne Haut

Was aus wissenschaftlicher Sicht wirklich für eine schöne Haut verantwortlich ist, verrät Nguyen-Kim am Ende der Sendung:

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