Der jährliche Report der Albert-Schweitzer-Stiftung zeigt, wie sehr sich Unternehmen der Lebensmittelindustrie um das Wohl ihrer Masthühner kümmern. Neben Discountern und Supermärkten werden auch Fast-Food-Ketten, Hersteller, Produzenten und Caterer gerankt.
Die „Albert-Schweitzer-Stiftung für unsere Mitwelt“ hat heute ihren aktuellen Masthuhn-Report veröffentlicht. Die umfassende Analyse zeigt: Während Unternehmen wie Aldi und Globus beim Tierschutz Fortschritte machen, lehnen andere Branchengrößen wie McDonald’s und Burger King weiterhin verbindliche Standards ab.
In Deutschland werden laut Masthuhn-Report jährlich über 627 Millionen Masthühner geschlachtet – die Haltungsbedingungen sind oft katastrophal. Die Tiere leiden unter Überzüchtung, zu wenig Platz und fehlender Beschäftigung. Um das zu ändern, hat die Albert-Schweitzer-Stiftung die Masthuhn-Initiative (MHI) ins Leben gerufen, der sich inzwischen mehr als 110 Unternehmen angeschlossen haben.
Die Masthuhn-Initiative und ihre Bedeutung für das Ranking
Die Kriterien der Initiative setzen auf messbare Verbesserungen: mehr Platz (maximal 30 Kilogramm Besatzdichte pro Quadratmeter), Verzicht auf überzüchtete Zuchtlinien zugunsten robusterer, langsamer wachsender Rassen, Sitzstangen und Beschäftigungsmaterial sowie schonendere Betäubung vor der Schlachtung und unabhängige Kontrollen.
Der Masthuhn-Report bewertet vier Aspekte:
- Commitment: Hat das Unternehmen eine Selbstverpflichtung für die Erfüllung der Kriterien der MHI veröffentlicht? (33 Prozent Gewichtung)
- Reporting: Hat das Unternehmen einen aktuellen Fortschrittsbericht veröffentlicht? (20 Prozent)
- Roadmap: Hat das Unternehmen einen datierten Maßnahmenplan veröffentlicht? (14 Prozent)
- Fortschritt: Wie weit ist die Lieferkettenumstellung vorangeschritten? Besonders wichtig sind dabei die Umstellung auf robustere Zuchtlinien und die Reduzierung der Besatzdichte – diese Kriterien fließen dreifach gewichtet ein. (33 Prozent)
Discounter-Ranking: Beide Aldis stark, beide Nettos schwach
Unter den Discountern belegen Aldi Süd und Aldi Nord die Spitzenplätze mit 70 beziehungsweise 63 Prozent im Tierschutz-Ranking. Beide Unternehmen überzeugen mit detaillierten Fortschrittsberichten und messbaren Fortschritten. Aldi Süd konnte zudem den Anteil robusterer, langsamer wachsender Zuchtlinien von 13,1 Prozent im Vorjahr auf 21,7 Prozent steigern.
Penny und Norma erreichen mit jeweils 57 Prozent Platz drei im Discounter-Ranking. Lidl verbesserte sich deutlich, nachdem das Unternehmen sich erst 2024 zu den Kriterien der Masthuhn-Initiative bekannt hatte und daher mit 0 Prozent abgestraft wurde. Nun hat es der Discounter immerhin auf 40 Prozent geschafft.

Das Schlusslicht bildet Netto (der mit dem Hund im Logo) mit null Prozent. Der Discounter verweigert bislang jegliche Tierschutz-Ziele. Auch Netto Marken-Discount liegt derzeit noch bei null Prozent. Allerdings hat der Mutterkonzern Edeka nach Abschluss der Datenerhebung neue Ziele entsprechend der Masthuhn-Initiative verkündet, sodass sich hier Verbesserungen abzeichnen.
Globus überholt Tegut bei den Supermärkten
Im Ranking der Supermärkte führt Globus mit 77 Prozent. Das Unternehmen ist der einzige Vollsortimenter, dessen Verpflichtung zur Masthuhn-Initiative alle relevanten Produktgruppen (Frischfleisch, Tiefkühlware und verarbeitete Produkte) abdeckt. Tegut folgt mit 73 Prozent auf Platz zwei, fiel aber im Vergleich zur perfekten Wertung des Vorjahres (100 %) zurück, weil sich das Commitment bislang nur auf Frischfleisch bezieht.

Rewe und Kaufland zeigen erste Fortschritte. Rewe punktet mit einem besonders guten Reporting, während Kaufland seine Tierwohl-Leitlinie überarbeitet hat und an der Theke bereits zu 100 Prozent Hühnerfleisch der Haltungsform 3 verkauft.
Am unteren Ende rangieren Bartels-Langness (Bela), Hit und Klaas & Kock (K + K) – alle mit null Prozent. Sie haben sich bislang nicht zur Masthuhn-Initiative verpflichtet. Auch für Edeka war das diesjährige Ranking eine Nullnummer. Allerdings hat der Konzern, wie oben erwähnt, nach Abschluss der Datenerhebung Verbesserungen im Sinne der MHI angekündigt.
McDonald’s und Burger King: Blockierer beim Tierschutz
Besonders enttäuschend schneiden die Fastfood-Riesen ab: McDonald’s und Burger King landen mit null Prozent auf dem letzten Platz in der Systemgastronomie. „Dass ausgerechnet die Marktführer so wenig Interesse an einer Verbesserung der Haltungsbedingungen von Masthühnern zeigen, ist alarmierend“, kritisiert Esther Erhorn, Leiterin Lebensmittel-Fortschritt bei der Albert Schweitzer Stiftung.

Positiv stechen hingegen Dean & David und L’Osteria hervor, die sich im Vergleich zum Vorjahr deutlich steigerten. Mit jeweils 73 Prozent konnten sie sich vom Niemandsland der Tabelle auf den geteilten Platz 1 katapultieren.
Weitere Rankings für Fleischproduzenten
Neben Discountern, Supermärkten und Restaurantketten hat der Masthuhn-Report 2025 auch Hersteller, Produzenten und Caterer unter die Lupe genommen. Hier die Ergebnisse:
- Hersteller: Dr. Oetker (93 %) holt mit deutlichem Abstand die Spitzenposition. Eismann und Unilever (0 %) sind die Schlusslichter. Bei Unilever liegt ein besonderer Fall vor. Das Unternehmen wurde ursprünglich besser bewertet, entfernte sein Commitment aber anschließend von der Website und verliert deshalb all seine Punkte.
- Produzenten: Hier sticht Plukon (87 %) positiv hervor. Borgmeier, Rothkötter und Sprehe (je 0 %) zeigen keine Bemühungen zur MHI.
- Caterer: Die Top 3 besteht aus Sodexo (70 %), Apetito (67 %) und Wisag (63 %). Genuss & Harmonie landet trotz des friedlichen Namens auf dem letzten Platz (33 %).
Die kompletten Rankings gibt es auf der Website der Albert-Schweitzer-Stiftung.
Albert-Schweitzer-Stiftung bemängelt „schleppenden Fortschritt“
„Das Tempo der Umsetzung bleibt zu langsam“, mahnt die Albert-Schweitzer-Stiftung. Von den evaluierten Unternehmen verbesserten sich 16 im Vergleich zu 2024, acht stagnierten, 15 verschlechterten sich aufgrund unzureichender Transparenz oder strengerer Bewertungsmethodik.
Die Stiftung fordert alle Unternehmen der Lebensmittelwirtschaft auf, ihre Marktmacht für den Tierschutz zu nutzen. Verbraucher:innen können ihren Teil beitragen, indem sie auf Haltungskennzeichnungen achten und Produkte aus besserer Tierhaltung nachfragen.
Weitere Quelle: Masthuhn-Report 2025
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