Im aktuellen Oxfam Supermarkt-Check bildet Edeka erneut das Schlusslicht beim Schutz von Menschenrechten in Lieferketten. Andere Supermarktketten machen Fortschritte.
Edeka bleibt stur
Der Supermarkt-Check 2022 der Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam fällt nicht gut aus für Edeka: Die Supermarktkette fällt nach wie vor weiter zurück beim Schutz von Menschenrechten in den Lieferketten ihrer Produkte.
Oxfam überprüft seit 2018 regelmäßig den Umgang von großen Einzelhandelskonzernen mit Themen wie Transparenz, Arbeitnehmer:innenrechte, Frauenrechte und den Umgang mit Kleinbäuer:innen.
Manche der Supermärkte haben in Punkto Transparenz und Arbeitnehmer:innenrechte Fortschritte gemacht. Seit dem ersten Check hat sich Lidl von fünf auf 59 Prozentpunkte gesteigert, Rewe von einem auf 48 Prozent. Edeka hingegen erreicht auch beim diesjährigen Supermarktcheck nur elf Prozent.
Edeka wehrt sich gegen die Vorwürfe mit folgender Stellungnahme (Auszug):
Beim Supermarkt-Check handelt es sich nicht um eine objektive Studie. Oxfam schreibt selbst: „Als Bewertungsmaßstab dienen dabei öffentlich zugängliche Informationen in Nachhaltigkeitsberichten und auf den Websites der Supermärkte.“ Mit anderen Worten: Bewertet wurde nur die Außendarstellung eines Unternehmens, nicht aber das wirkliche Engagement. Wir stehen mit Oxfam im Austausch und haben Oxfam mehrfach ausführlich über unsere Aktivitäten informiert. Wir bedauern sehr, dass diese Informationen kaum berücksichtigt und zum Teil sogar falsch dargestellt wurden. Die Bewertung von Oxfam spiegelt daher nicht unser tatsächliches Engagement wider. Unabhängig davon sind wir weiterhin interessiert an einem fairen und offen Austausch – auch mit Oxfam, um kontinuierlich weiter an Verbesserungen zu arbeiten. […]
Was zeigt der Check noch?
Auch wenn sich bei einigen Supermärkten was tut: Es ist noch ein weiter Weg, bis bei Deutschlands Supermärkten faire Arbeitsbedingungen herrschen. Bis jetzt erfüllen Aldi, Lidl und Rewe nur knapp 50 bis 60 Prozent der Kriterien, die laut Oxfam für eine gute Menschenrechts-Unternehmenspolitik notwendig wären. Vor allem die Preispolitik ist ein Problem: Die Supermärkte drücken die Preise bei ihren Lieferant:innen nach unten, viele der Zulieferer bekommen immer noch einen Lohn unter dem Existenzminimum.
Bereits mehrfach haben Oxfam-Berichte in der Vergangenheit Arbeits- und Menschenrechtsverletzungen in den Lieferketten der deutschen Supermärkte aufgedeckt.
Allgemeiner Hinweis:
Laut Oxfam reicht freiwilliges Engagment nicht aus. Die Organisation fordert die Bundesriegerung dazu auf, das deutsche Lieferkettengesetz ambitioniert umzusetzen und ein EU-Lieferkettengesetz einzuführen. Ein Lieferkettengesetz verpflichtet Firmen dazu, auch im Ausland soziale wie auch ökologische Mindeststandards durchzusetzen. Sie sollen nicht nur auf der Basis der freiwilligen „Corporate Social Responsibility“ handeln, sondern nach einer verbindlichen Sorgfaltspflicht.
Außerdem plädiert Oxfam auf die Möglichkeit einer Klage beim deutschen Gericht für die Opfer von Menschenrechtsverletzungen.
Eine genauere Erläuterung der Methoden von Oxfam und die Ergebnisse des letzten Jahres findest du in unserem Beitrag zum Oxfam Supermarkt-Check 2021.
Weiterlesen auf Utopia.de:
- Corona-Boom: Supermärkte machen Kasse, Arbeiter:innen zahlen den Preis
- Das Lieferketten-Gesetz ist verabschiedet
- Menschenrechtsorganisationen: Das sind die wichtigsten
Gefällt dir dieser Beitrag?