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Filialen schließen, nicht nur in Deutschland: Billig-Discounter zieht sich zurück

Mere Discounter Russland Deutschland Schließung
"Meremarkt Leipzig" von Caisare unter CC BY-SA 4.0

Die sibirische Billig-Kette Mere startete 2019 mit großem Erfolg in Deutschland. 2022 schrumpft die Zahl der Filialen immer mehr zusammen. Unter anderem der Angriffskrieg in der Ukraine könnte damit zusammenhängen.

Als der russische Discounter Mere 2019 in Deutschland an der Start ging, war der Medienaufruhr groß. Auch wir bei Utopia berichteten über die ersten Monate, inklusive der verspäteten Eröffnung der ersten Filiale in Leipzig und beunruhigender Labortests der angebotenen Ware. Der Andrang war damals so groß, dass die erste Filiale einige Tage nach Eröffnung schließen musste, um neu aufzustocken. 100 Filialen in Deutschland hatte Mere, das zu der russischen Kette Torgservis gehört, damals angekündigt.

2022 ist die Situation eine ganz andere: Wie mehrere Medien berichten, müssen immer mehr Mere-Filialen in Deutschland schließen. Die Zahl der Standorte ist inzwischen laut Lebensmittelzeitung von neun auf vier Filialen gesunken, die sich nahe dem Stammsitz Leipzig befinden. Die Welt berichtet davon, das von sieben Läden, die Mere derzeit auf seiner Website aufführt, nur drei Läden laut Google Maps noch geöffnet sind. Diese befinden sich in Berlin, Leipzig und Zwickau.

Auch Kundenrezensionen deuten laut Welt darauf hin, dass von dem einst breiten Angebot nicht mehr viel übrig ist: Sie berichten von Lücken im Angebot von gekühlten und gefrorenen Lebensmitteln und von Produkten, die das Mindesthaltbarkeitsdatum bereits überschritten haben. Das Unternehmen habe geantwortet und die Situation mit „kurzfristigen Verzögerungen bei den Lieferungen“ erklärt, die gelöst würden.

Mere: Sanktionen gegen Russland beeinflussen Discounter-Angebot

Der Discounter Mere verfolgte stets ein einfaches Konzept: Billiger sein als die etablierten Discounter – zum Beispiel Aldi. Dafür wird an anderer Stelle gespart, wo es nur geht. In den Filialen werden die Produkte zum Beispiel in Kartons auf Paletten angeboten. Die Kette vertreibt in Westeuropa mitunter Waren mit kurzem Mindesthaltbarkeitsdatum oder B-Waren. Bei B-Waren handelt es sich zum Beispiel um Artikel, deren Verpackung leicht beschädigt ist, oder die aus anderen Gründen normalerweise vergünstigt angeboten werden.

Doch die Sanktionen gegen Russland könnten Mere einen Strich durch die Rechnung machen. Wie die Lebensmittelzeitung berichtet, bereiten die Sanktionen in Russland dem Billig-Discounter Probleme bei der Warenversorgung, zum Beispiel beim Alkohol. So sei unter anderem Sekt aus Russland nicht mehr erhältlich. Mere selbst hat sich dazu bislang nicht geäußert.

Die Sanktionen alleine dürften nicht der einzige Grund für den Rückzug aus dem deutschen Markt sein. Denn schon Ende 2021 – also vor Erlass der jüngsten Sanktionspakete der EU gegen Russland – hat Mere Läden geschlossen. Eine Anfrage der Lebensmittelzeitung dazu, ob die Kette alle Filialen in Deutschland aufgeben wolle, hat Mere verneint.

Auch in anderen europäischen Ländern geht die Expansion nicht wie geplant voran. Wie die Welt berichtet, wurde zum Beispiel die bislang  einzige Filiale in Großbritannien im März dichtgemacht, obwohl vor einem Jahr noch 300 Eröffnungen in dem Land geplant waren. In Osteuropa scheint die Situation für den Discounter besser. Wie Watson berichtet, hat Mere dort vor kurzem noch Geschäfte eröffnet. Auch ein Teil der in Deutschland angebotenen Produkte stammt aus dem Baltikum.

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