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Meteotsunamis und beißende Fische: Was die Klimakrise mit dem Urlaubsziel Mittelmeer macht

Badegäste am Strand
Foto: Clara Margais/dpa (Symbolbild)

Die Erderwärmung trifft das Mittelmeer, mit gravierenden Folgen für das Ökosystem. Aber auch Besucher:innen des beliebten Urlaubsziels drohen die direkten Auswirkungen zu spüren. Was es mit Meteotsunamis, beißenden Fischen und tropischen Wirbelstürmen auf sich hat.

Das Mittelmeer ist ein beliebtes Urlaubsziel in Europa – und laut dem Weltklimarat ein „Hotspot des Klimawandels“. Denn die Erderwärmung verändert die Bedingungen für Flora und Fauna. Zu warme Wassertemperaturen machen Medicane wahrscheinlicher – und auch Meteotsunamis sind offenbar nicht ausgeschlossen.

Bereits im vergangenen Sommer zeigte sich etwa der italienische Zivilschutz wegen der Häufung von Wetterextremen besorgt: „Wir werden immer öfter gefährliche Unwetter haben und sollten immer aufmerksamer sein“, so der Chef des italienischen Zivilschutzes, Fabrizio Curcio, im August im Gespräch mit der Zeitung La Repubblica. Zwar habe es schon immer Fluten gegeben, aber nicht in dieser Häufigkeit.

Besorgniserregende Temperaturerhöhung im Mittelmeer

Eine Rolle dabei spielt das Wasser, das auch in der Mittelmeerregion Expert:innen zufolge zu warm ist. Im Gespräch mit Watson erklärte Mischa Schwarzmeier, Leiter am Institut für Marine Biologie (IfmB), „dass der Klimawandel zu einer Temperaturerhöhung im Mittelmeer führt, die bis zu 20 Prozent schneller ist, als in den anderen Meeren“.

Rund um die Balearen und westlich von Sardinien wurden vergangenen Sommer bis zu 30 Grad gemessen. Die tropischen Wassertemperaturen können ernste Folgen haben: Medicanes – Hurrikane im Mittelmeer.

Dafür braucht es einen Temperaturunterschied zwischen kalter Luft in der Höhe und hohen Wassertemperaturen. „Es ist bedrohlich. Ich habe mal einen ‚Medicane‘ auf Korsika erlebt. Da fielen in 24 Stunden mehr als 400 Liter auf den Quadratmeter. Das fällt in Frankfurt am Main in acht Monaten“, so Silke Hansen, Leiterin des ARD-Wetterkompetenzzentrum vergangenen August.

Beißende Fische an Südfrankreichs Stränden

Zu warmes Wasser wirkt sich offenbar auch auf das Verhalten der Meeresbewohner aus. An Südfrankreichs Stränden klagten Schwimmer:innen verstärkt über Bisse durch Fische, die nahe des Ufers unterwegs sind. Die Bisse in Beine, Füße und Zehen stammten vermutlich von 30 bis 45 Zentimeter langen Grauen Drückerfischen, die sich wegen des Klimawandels und der Erwärmung des Meerwassers verstärkt zur Nahrungssuche in seichte Bereiche wagten, wie die Zeitung Le Parisien im Sommer berichtete.

Eine weitere Folge zu warmer Wassertemperaturen ist die Ausbreitung nicht einheimischer Arten. Der WWF etwa klagt an, dass sich ganze Ökosysteme verändern würden. Fische wie der Adriatische Stör und der Tiefsee Kardinalfisch stünden demnach am Rande des Aussterbens. Quallen würden sich massenhaft vermehren; auch invasive Algenarten würden begünstigt. Sie drohen Neptungräser im Mittelmeer zu verdrängen, welche eine wichtige CO2-Senke im Mittelmeerraum darstellen. Laut WWF speichern sie 11 bis 42 Prozent der CO2-Emissionen der Mittelmeerländer. Schleimalgen etwa, die in warmem Wasser besonders gut gedeihen, legen sich zudem über Korallen, die dadurch absterben. Wie schon in anderen Teilen der Erde zu beobachten, brechen mit dem Wegfall von Korallen auch Habitate für andere Lebewesen weg.

Meteotsunamis: Wellen durch Luftdruckschwankungen

Dagmar Hainbucher vom Institut für Meereskunde an der Universität Hamburg warnt infolge der Klimakrise am Mittelmeer vor sogenannten Meteotsunamis. Dabei handelt es sich um Wellen, ausgelöst durch Luftdruckschwankungen oder heftigen Wind. Sie können mehrere Meter hoch werden. Das tsunamiähnliche Phänomen lässt sich zudem kaum vorhersagen.

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