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Nestlé verkauft weiterhin Waren in Russland – trotz eindringlicher Bitte des ukrainischen Präsidenten

Nestlé verkauft weiterhin Waren in Russland – trotz eindringlicher Bitte des ukrainischen Präsidenten
Foto: Utopia / Screenshot: Twitter - Christopher Miller

Westliche Unternehmen, die weiterhin in Russland tätig sind, geraten zunehmend unter Druck. Laut ukrainischem Präsidenten Wolodymyr Selenskyj finanzieren diese den Krieg. Auch der Nahrungsmittelriese Nestlé weigert sich den russischen Markt zu verlassen, äußerte sich nun aber zu den Vorwürfen.

In einer Rede rief der ukrainischen Präsident Wolodymyr Selenskyj große Unternehmen zum Boykott des russischen Marktes auf – darunter auch Nestlé.

Selenskyj spricht von großen „Unternehmen, die immer noch die russische Militärmaschinerie sponsern und den russischen Markt nicht verlassen haben, obwohl sie dies sofort hätten tun sollen. Sie kennen diese Marken, sie sind sehr bekannt. Nestlé, Mondelèz und die anderen Giganten der Lebensmittelindustrie“ (Übersetzung), so Selenskyj. Weiter nennt er Banken und Pharmakonzerne.

In seiner Rede rief der ukrainischen Präsident Wolodymyr Selenskyj große Unternehmen zum Boykott des russischen Marktes auf – darunter auch Nestlé
In seiner Rede rief der ukrainischen Präsident Wolodymyr Selenskyj große Unternehmen zum Boykott des russischen Marktes auf – darunter auch Nestlé. (Screenshot: Twitter - Christopher Miller)

Mit seiner Rede wendet er sich an „die Welt, an Staaten und Menschen. Das ist nicht nur das Werk von Politiker:innen. Ich appelliere an alle, in jedem Land, wo Sie Einfluss nehmen können. Alles liegt in Ihrer Macht. Alle Geschäfte mit Russland müssen gestoppt werden.“ Das sei wichtig, damit Russland das „Töten“ nicht mehr finanzieren kann – „das Töten von uns und unseren Kindern“.

Der Korrespondent Christopher Miller postete das Video der Rede am 15. März bei Twitter.

Große Marken haben Verkauf bereits eingestellt – doch nicht Nestlé

Wie die Tagesschau berichtete, haben bereits einige westliche Firmen den Verkauf von Waren oder ihre Dienste in Russland eingestellt. Dazu gehören: Netflix, TikTok, Adidas, Levi’s, DHL, UPS, Ikea, PayPal, McDonald’s und Starbucks.

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Andere große Unternehmen wie Netflix, McDonald’s und DHL haben sich bereits aus dem russischen Markt zurück gezogen. (Foto: Pixabay.de/ CC0/ mohamed_hassan)

Nestlé dagegen hat laut der Landwirtschaftszeitung Schweizer Bauer in den vergangenen Tagen angekündigt, in Russland Werbung einzustellen, Kapitalinvestitionen einzufrieren und gewisse Lebensmittel, wie Nespresso-Kaffee und San-Pellegrino-Mineralwasser nicht mehr zu verkaufen. Der Lebensmittelkonzern weigere sich aber, seine Geschäfte in Russland konsequent einzudämmen. Laut der Limmattaler Zeitung ist dem Konzern damit vorzuwerfen, jedes Jahr durch die an Russland gezahlten Steuern 500 Panzer zu finanzieren.

Der ukrainische Ministerpräsident Denys Shmyhal twitterte, dass er mit dem CEO von Nestlé, Mark Schneider, über die Auswirkungen gesprochen habe, weiterhin auf dem russischen Mark aktiv zu sein. „Leider zeigt er kein Verständnis. Steuern an den Haushalt eines terroristischen Landes zu zahlen bedeutet, wehrlose Kinder und Mütter zu töten. Ich hoffe, dass Nestle seine Meinung bald ändern wird.“ (Übersetzung)

Nestlé weist Selenskyjs Kritik zurück

Vergangenen Sonntag reagierte der Lebensmittelkonzern Nestlé auf die Kritik des ukrainischen Präsidenten, Wolodymyr Selenskyj. In einer Stellungnahme betonte das Unternehmen, dass die Tätigkeiten in Russland stark reduziert worden seien. Nestlé ließ mitteilen: „Wir haben sämtliche Importe und Exporte aus Russland gestoppt, außer bei lebenswichtigen Produkten.“

Außerdem würden keine Investitionen mehr getätigt und Produkte nicht mehr beworben, so das Unternehmen. „Wir erzielen mit unseren verbleibenden Tätigkeiten keinen Gewinn“, hieß es weiter. „Dass wir wie andere Lebensmittelfirmen die Bevölkerung mit wichtigen Lebensmitteln versorgen heißt nicht, dass wir einfach weitermachen wir vorher.“

Utopia meint: Wer seine unternehmerischen Tätigkeiten in Russland beendet, finanziert mit seinem Geschäft den Krieg nicht mit. Der Gedanke ist so einfach wie richtig. Auch wenn er folglich bedeutet, dass man Leute benachteiligt, die den Krieg nicht befürworten. Sanktionen gegen Russland sind auch Sanktionen gegen die russische Bevölkerung.

Auch wenn die Situation außergewöhnlich ist, letztlich geht es um die Frage, ob Unternehmen konsequent Verantwortung übernehmen oder nicht. Es ist kein Geheimnis, dass sich Nestlé seiner gesellschaftlichen Verantwortung nur allzu oft entzieht. In letzter Zeit stand der Lebensmittelkonzern insbesondere aufgrund seiner Wassergeschäfte und seiner Palmölwirtschaft in der Kritik. Demnach überrascht es nicht, dass Nestlé auch in Russland weiter tätig sein will.

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