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Milchalternativen von Soja bis Mandel: Verbraucherzentrale nimmt Trend-Drinks auseinander

Verbraucherzentrale über Pflanzendrinks
Foto © Verbraucherzentrale NRW

Wer nachhaltiger leben will, für den gehören Milchalternativen inzwischen zum Alltag. Entsprechend ist hier eine vielfältige Produktgattung neu entstanden, hinter der zahlreiche Hersteller stehen – die auch nicht alles richtig machen. Die Verbraucherzentrale NRW hat sich das mal näher angesehen.

Eine wachsende Zahl von Menschen steigt von Milchprodukten mit tierischer Herkunft auf Milchalternativen pflanzlicher Herkunft um.

Die Gründe dafür sind vielfältig:

  • Viele Menschen wollen ihren ökologischen Fußabdruck verkleinern und Milch hat eben einen großen CO2-Fußabdruck.
  • Andere probieren Milchalternativen einfach mal so aus, etwa als Bereicherung beim Kochen.

Hört dazu auch unseren Utopia-Podcast:

Verbraucherzentrale NRW über Milchalternativen

Soweit, so gut, doch „Milchalternativen“ sind halt keine Milch. Entsprechend fühlen sich einige Hersteller genötigt, Inhaltsstoffe wie Calcium zuzusetzen, um die Nährwerte an Verbraucherwünsche anzupassen, oder andere Zusätze, um den Geschmack eine bestimmte Richtung zu drehen.

Und so stellt sich die Frage: Was ist denn sonst noch so drin in „Pflanzen-Drinks“?

Das hat sich die Verbraucherzentrale NRW anhand von 71 pflanzlichen Milchersatzprodukten verschiedener Hersteller genauer angeschaut und checkte Milch-Alternativen auf Basis von Hafer, Soja, Mandel, Kokosnuss und Reis.

Die wichtigsten Erkenntnisse in Kürze:

  • Noch sind die Pflanzenprodukte teurer als Kuhmilchprodukte: Der Liter kostete zwischen 95 Cent und 2,99 Euro. Betrachtet man sich den Aufwand der Herstellung, müsste Kuhmilch aber teurer sein, Hafermilch in Relation günstiger.
  • Dank Anreicherung mit Calcium haben 38 Prozent der Drinks einen ähnlichen Calcium-Gehalt wie Kuhmilch.
  • Produkte aus Soja enthalten vergleichsweise viel Eiweiß, während auf Getreide basierende Drinks einen höheren Gehalt an Kohlenhydraten und Zucker aufweisen. Hinweise wie „Ohne Zuckerzusatz“ bedeuten nicht, dass die Produkte keinen oder wenig Zucker enthalten würden.
  • Bei einem Fünftel der betrachteten Milchalternativen war (überwiegend natürliches) Aroma zugesetzt. 38 Prozent der erfassten Erzeugnisse enthielten verschiedene Zusatzstoffe.

Die Verbraucherzentrale NRW kritisierte außerdem unübersichtliche Verpackungen, weil sie die Orientierung erschweren würden. Neben Werbeaussagen wie ‚erfrischender Geschmack‘, ‚ideal zum Kaffee‘ oder ‚verführerisch tropisch‘ gäbe es eine teils verwirrende Vielzahl an weiteren Kennzeichnungselementen auf den Packungen. Dieses „Storytelling“ würde von den wirklich wichtigen Kennzeichnungselementen wie etwa dem Zutatenverzeichnis ablenken.

Auch eine wichtige Erkenntnis der Verbraucherschützer: Drinks mit auffällig platzierten nährwertbezogenen Werbebotschaften sind nicht unbedingt besser zusammengesetzt als „dezentere“ Produkte. Auch der Hinweis „Natur“ oder „Naturell“ auf der Schauseite der Packung muss nicht bedeuten, dass das Produkt ohne Aroma oder zugesetzten Zucker auskommt.

Milchalternativen: Soja, Hafer, Mandel oft aus Europa

Auch die Nachhaltigkeit hat die Verbraucherzentrale näher betrachtet. Die gute Nachricht: Wem Umwelt- und Klimaschutz wichtig sind, der liegt bei den pflanzlichen Milchalternativen grundsätzlich richtig. Deren Produktion verursacht insgesamt deutlich weniger schädliche Treibhausgase und Umweltbelastungen als die konventionelle Milcherzeugung.

  • Von den 19 im Marktcheck erfassten Sojadrinks waren 15 ökologisch produziert mit Sojabohnen aus europäischem Anbau.
  • Auch Haferdrinks sind laut Verbraucherzentrale meist Bioprodukte mit Getreide aus Europa; bei der Hälfte der betrachteten Drinks stammt der Hafer sogar aus Deutschland.
  • Neun der 14 Mandeldrinks sind laut Verpackungsangaben ebenfalls europäischen Ursprungs.
  • Schwieriger nachzuvollziehen war offenbar die Herkunft der Zutaten bei Reis- und Kokosprodukten.

Auch die CO2-Angaben lassen noch zu wünschen übrig: „Nur bei zwei der 21 Haferdrinks und bei keinem der anderen Produkte im Check gab es Angaben zur CO2-Bilanz. Hier sollten die Hersteller nachbessern, denn für viele Verbraucher:innen ist der Klimaschutz ein wichtiges Einkaufsmotiv für Milchersatzprodukte“, fordert die Verbraucherzentrale NRW.

Utopia meint: Es ist gutzuheissen, dass sich zunehmend die Erkenntnis durchsetzt, wie sinnvoll pflanzliche Milchalternativen sind. Da es sich um eine neue Produktgattung handelt, werden hier möglicherweise auch neue Regelungen zum Verbraucherschutz notwendig, weil die Anbieter zuweilen das schnelle Geld wittern und grenzwertige Aussagen machen. Eine verpflichtende CO2-Angabe wäre ein nächster, großer Schritt, der für mehr Transparenz bei Verbraucher:innen sorgen würde.

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