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Post-Chaos in Deutschland: Was es damit auf sich hat

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Foto: CC0 Public Domain - Pixabay/ manfredrichter

Zahlreiche Gemeinden erhalten aktuell ihre Post zu spät, bei Behörden häufen sich deshalb die Beschwerden. Die Post verweist auf zwei Ursachen und hat in einigen Gebieten sogenannte „Corona-Notfallpläne“ aktiviert.

In vielen Gebieten Deutschlands kommt die Post seit Monaten verzögert an – teils um Wochen. In Berlin meldeten mehrere Stadtteile Probleme, im Stadtteil Britz soll die Zustellung laut Deutscher Presseagentur (dpa) zum Beispiel gut zweieinhalb Wochen später stattgefunden haben.

In Regionen in Niedersachsen, Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein habe es ebenfalls Fälle verzögerter Zustellung gegeben. Bürgermeister aus dem Kreis Konstanz haben sich laut SWR in einem Beschwerdebrief an das Bundeswirtschaftsministerium gewendet und vor schweren Folgen gewarnt. Unternehmen erhielten demnach ihre Rechnungen zu spät und bei anstehenden Bürgermeisterwahlen könnten Wahlunterlagen nicht fristgerecht zugestellt werden.

Bundesnetzagentur meldet 5.000 Beschwerden im September

Dass die Bürger:innen wegen der Verzögerungen aufgebracht sind, zeigen auch Zahlen der Bundesnetzagentur. Im September seien knapp 5.000 Post-Beschwerden eingegangen, teilte die Bonner Behörde mit. Damit seien es im dritten Quartal insgesamt rund 11.500 gewesen.

Die Zahl ist ungewöhnlich hoch, wie ein Vergleich mit früheren, längeren Zeiträumen zeigt: Im ersten Halbjahr waren es rund 8.900 Beschwerden und im ganzen Vorjahr 15.100. Bei den Beschwerden in diesem Sommer ging es in den allermeisten Fällen um Briefe und nur selten um Pakete.

Grund für die Verzögerungen: Corona und Personalnot

Auch wenn die Störungen bundesweit auftreten, sind die Erklärungen der Post überall ähnlich: Das Unternehmen verweist auf Corona-bedingte Ausfälle und Personalmangel. Ein Sprecher der Post für Niedersachsen, Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein erklärte gegenüber der dpa: „Im gesamten Norden verzeichnen wir – für diese Jahreszeit unerwartet – viele Krankheitsfälle.“

Die Post bittet ihre Kundinnen und Kunden um Entschuldigung, deren Sendungen nicht so schnell wie gewohnt zugestellt werden konnten. Das Unternehmen sucht Mitarbeiter:innen, besonders in der Zustellung und wirbt mit festen Arbeitszeiten, Tariflöhnen und Sozialversicherung.

Post arbeitet nach „Corona-Notfallpläne“

Die Post verweist darauf, lokal „Corona-Notfallpläne“ aktiviert zu haben, beispielsweise in Teilen Berlins. Dort werde die Post aktuell nur jeden zweiten Tag zugestellt. Ein Sprecher erklärte gegenüber der dpa, dass wegen Personalengpässen zusätzlich Teile von Touren in den zurückliegenden Wochen auf andere Kollegen umverteilt wurden.

Mitarbeiter:innen, die ihre tägliche Höchstarbeitszeit erreicht hatten, brachen ihre Touren demnach ab. Auf der Tour noch verbleibende Haushalte konnten demnach nicht am selben Tag, sondern erst verspätet an den Folgetagen mit Post beliefert werden.

Serkan Antmen vom Deutschen Verband für Post, Informationstechnologie und Telekommunikation verwies gegenüber der dpa Laufzeitmessungen von Briefsendungen, welche der Verband durchgeführt hat. Die Post hatte versprochen, 90 Prozent der Briefe am folgenden Tag zuzustellen. „Ich kann mit Sicherheit sagen, dass das sehr selten der Fall ist“, sagte Antmen.

Mit Material der dpa

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