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„Rassismusmonitor“: Fast jede:r Zweite nimmt Anfeindungen in Deutschland wahr

Wie die Studie des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung zeigt, berichten junge Menschen häufiger von direkten Rassismuserfahrungen als Ältere.
Foto: Peter Endig/dpa-Zentralbild/dpa

Zum ersten Mal misst die Bundesregierung Rassismus in Deutschland. Die Auftaktstudie des „Rassismusmonitors“ zeigt: Vor allem junge Leute nehmen Anfeindungen wahr. Die Kritik daran wird aber oft heruntergespielt.

Rund 45 Prozent der Menschen in Deutschland haben schon einmal rassistische Vorfälle beobachtet. Mehr als ein Fünftel der Bevölkerung (etwa 22 Prozent) gibt an, selbst schon von Rassismus betroffen gewesen zu sein. Das geht aus der Auftaktstudie zu einem neuen „Rassismusmonitor“ hervor, der am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde und in den nächsten Jahren fortgeschrieben werden soll.

Wie die Studie des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung zeigt, berichten junge Menschen häufiger von direkten Rassismuserfahrungen als Ältere. Das mag mit einem geschärften Problembewusstsein bei den Jüngeren, womöglich aber auch mit mehr Kontakten junger Betroffener zu Angehörigen der Mehrheitsgesellschaft zusammenhängen.

Die Forscher hatten neben der repräsentativen Befragung der Bevölkerung im Alter ab 14 Jahren auch gezielt Angehörige von sechs „rassifizierten Minderheiten“ in den Blick genommen: Schwarze Menschen, Muslime, Asiat:innen, Sinti und Roma, Jüd:innen und Osteuropäer:innen. Die Befragten konnten sich dabei sowohl selbst einer dieser Gruppen zuordnen als auch angeben, ob sie von Außenstehenden einer dieser Gruppen zugeordnet werden. Von ihnen gaben insgesamt 58 Prozent an, schon einmal selbst Rassismus ausgesetzt gewesen zu sein, wobei der Wert bei den Angehörigen der sechs Minderheiten in der Altersgruppe zwischen 14 und 24 Jahren bei rund 73 Prozent lag, bei den über 65-Jährigen dagegen mit 24,2 Prozent deutlich niedriger.

Rassismuskritik wird laut Studie oft abgewehrt

Dass bestimmte ethnische Gruppen, beziehungsweise Völker intelligenter als andere sind, glauben laut Studie zwar lediglich neun Prozent der Bevölkerung. Der Aussage, dass gewisse ethnische Gruppen oder Völker „von Natur aus fleißiger sind als andere“, stimmte allerdings rund ein Drittel der Befragten zu.

Rassismus wird in der Studie definiert als eine Ideologie sowie als eine diskursive und soziale Praxis, in der Menschen aufgrund von äußerlichen Merkmalen in verschiedene Gruppen eingeteilt werden, denen per „Abstammung“ verallgemeinerte, unveränderliche Eigenschaften zugeschrieben werden.

Die Forscher:innen kommen zu dem Schluss, Rassismuskritik werde oft dadurch abgewehrt, dass Betroffenen eine Hypersensitivität unterstellt werde. Den Angaben zufolge ist ein Drittel der Bevölkerung der Auffassung, dass Menschen, die sich über Rassismus beschweren, „häufig zu empfindlich“ seien. 11,6 Prozent der Befragten stimmten dieser Aussage voll und ganz zu, 21,5 Prozent stimmten ihr eher zu.

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