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Reinhold Messner zu Gletscherschwund: „Lächerliche Versuche, sich gegen die Natur zu stemmen“

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Foto: Roland Weihrauch/dpa

Am Sonntag ereignete sich ein fataler Gletscherbruch in den Dolomiten. In den Tagesthemen äußerte sich Bergsteiger Reinhold Messner zu dem Unglück – und der Rolle des Klimawandels darin.

Bergsteiger Reinhold Messner hat sich im Interview mit den Tagesthemen zum Unglück in den Dolomiten geäußert und dabei den Umgang mit der Umwelt kritisiert. „Wir alle haben weniger Bezug zur Natur als Generationen vor uns„, erklärte er. Der Mensch habe die Welt aufgeheizt und müsse nun mit den Konsequenzen leben. „Wir haben keine Chance, das aufzuhalten.“

Reinhold Messner: Lawine war schwer vorherzusehen

Extrembergsteiger Reinhold Messner hatte sich zuvor gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa) zum fatalen Gletscherbruch in den Dolomiten geäußert und erklärt, der Hauptgrund sei die Erderwärmung und der Klimawandel. „Diese fressen die Gletscher weg“, so der 77-Jährige. Just an den Abbruchkanten bilden sich dann sogenannte Eistürme – Séracs genannt – „die so groß sein können wie Wolkenkratzer oder Häuserzeilen“, erklärte Messner.

In den Tagesthemen betonte er, die Folgen des Klimawandels seien vor allem in den Gebirgen spürbar und der Gletscherschwund werde auch die Alpen treffen. Es gibt zwar Maßnahmen, dem entgegenzuwirken, zum Beispiel weißen Planen über den Gletschern. Doch diese tat Messner ab: „Das sind lächerliche Versuche, sich gegen die Natur zu stemmen.“

Er erklärte die Lawine damit, dass sich Wasser unter dem Eis angestaut hat. Das Unglück war seiner Meinung nach schwer vorherzusehen – es sei heutzutage generell gefährlicher auf den Gletschern als früher. „Wir müssen lernen, damit umzugehen“, folgert der Bergsteiger.

Der Südtiroler, der als erster Alpinist alle 14 Achttausender der Welt bestiegen hatte, kennt Séracs etwa aus dem Himalaya. Er mahnt, Touren auf Eis nur mit Bergführer:innen zu machen. Doch selbst das ist keine Sicherheitsgarantie; nach Medienberichten gehören auch Bergführer zu den Vermissten nach der Dolomiten-Katastrophe.

Klimaexperten sehen Ursache in steigenden Temperaturen

Auch nach Einschätzung von Klimaexpert:innen und Gletscherforscher:innen ist das Unglück auch auf die steigenden Temperaturen zurückzuführen. Diese lassen die Gletscher immer weiter schmelzen und bröckeln; wegen des geringen Niederschlags in diesem Winter fehlte Schnee, der den Gletscher zusätzlich vor der Sonne hätte schützen können.

„Die globale Erwärmung kommt aus den Ballungszentren und Städten, von den Autobahnen und Fabriken“, sagte Messner gegenüber der dpa. „Aber wir in den Bergen merken sie, schon seit 30 Jahren sehen wir mit bloßem Auge, wie die Gletscher schmelzen. Dazu muss man kein Wissenschaftler sein.“

Gletscherbruch in den Dolomiten: Bisher sieben Tote

Der Gletscherbruch in den Dolomiten ereignete sich am Sonntag an der Grenze der Regionen Trentino-Südtirol und Venetien: Eine Lawine aus Schnee, Eis und Geröll riss mehrere Bergsteiger:innen mit sich. Am Montagnachmittag wurden offiziell noch 14 Bergsportler:innen vermisst. Sieben Tote wurden geborgen; neben den zwei Deutschen wurden sechs weitere verletzt. Die Suche nach weiteren Toten geht nun unter erschwerten Bedingungen weiter. Die Bergung der Toten könnte Wochen und länger dauern.

Die Such- und Rettungsarbeiten am mehr als 3340 Meter hohen Berg mussten wegen des schlechten Wetters unterbrochen werden. Ohnehin schickten die Einsatzkräfte keine Leute mehr direkt auf den Lawinenkegel, weil sie befürchteten, dass weitere Gletscherstücke wegbrechen könnten. Ein Brocken von 200 Metern Breite, 60 Metern Höhe und 80 Metern Tiefe hänge gefährlich über dem Abhang, teilte der Zivilschutz mit.

Laut Alex Barattin von der Bergrettung Belluno gebe es praktisch keine Chance mehr, noch Überlebende unter den Eis- und Geröllmassen zu finden. Vielmehr dürfte nach Einschätzung der Bergungsteams die Identifizierung der Leichen schwierig werden in Anbetracht der Kräfte, mit der die Lawine die Leute erwischt hatte.

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