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Wie ein Retourensiegel den Onlinehandel nachhaltiger machen soll

Retourenregister e.V. vergibt erstes Retourensiegel Deutschlands
Foto: © Retourenregister e.V.

Täglich werden Massen an Waren versendet und wieder zurückgesendet. Die Kosten tragen oft nicht die Käufer:innen, sondern die Händler – und die Umwelt. Der Verein Retourenregister e.V. will in Zukunft ein Retourensiegel vergeben.

Vor allem in den vergangenen Jahren haben wir immer mehr Sachen online bestellt. Gerade in Zeiten von Corona hat der Onlinehandel zugenommen. Dabei kommt es regelmäßig vor, dass die Bestellung nicht gefällt oder nicht passt und einfach zurückgeschickt wird.

Die Idee des Retourensiegels

Viele Onlineshops bieten einen kostenlosen Rückversand an. Doch eigentlich sind Retouren mit hohen Kosten verbunden: Für Händler kostet laut der Statistik „Retouren Deutschland“ der Universität Bayreuth eine Rücksendung im Schnitt 15,18 Euro – und jede Retoure generiert zusätzlich transportbedingte CO2-Emissionen.

Im Jahr 2019 wurden laut einer Studie des Bundesverbandes Paket und Expresslogistik e.V. 3,65 Milliarden Paket versendet; davon wurde jedes sechste, im Mode-Bereich sogar jedes zweite, Paket zurückgeschickt – das sind circa 280 Millionen Pakete. Die CO2-Emissionen, die dadurch entstanden sind, entsprechen etwa 2.200 Autofahrten täglich von Hamburg nach Moskau.

Zudem schmeißen Onlinehändler die Retouren oft einfach weg, was eine enorme Verschwendung von Ressourcen darstellt. 2018 deckten die Wirtschaftswoche und das ZDF-Magazin Frontal 21 auf, dass Amazon massenhaft zurückgeschickte Artikel vernichtet und H&M steht unter Verdacht bergeweise Kleidung zu verbrennen. Das sind mit großer Wahrscheinlichkeit nicht die einzigen Onlineshops mit solchen Praktiken.

Die Kriterien des Retourensiegels

Für Retourenregister e.V. ist die beste Retoure die, die gar nicht existiert; die zweitbeste ist die, die wiederverwertet wird. Deswegen hat der Verein das erste Retourensiegel Deutschlands entwickelt und möchte Händler auszeichnen, die verantwortungsvoll mit Retouren umgehen, oder diese gleich vermeiden. Aber auch die Kommunikation der Händler spielt dabei eine wichtige Rolle.

Das Retourensiegel: „Save our returns“ deckt folgende Kriterien ab:

  • Retourenvermeidung
  • Retourenwiederverwertung
  • Ressourcenschonung
  • Retourenerhaltung
  • Retourenprozess

Die Vorteile des Siegels

Im Idealfall müssen gar nicht erst viele Waren zurückgesendet werden. Dafür gibt Retourenregister e.V. auf der Webseite Tipps. Zum Beispiel sollten sich Kund:innen vor jedem Kauf überlegen: Brauche ich das wirklich? Handelt es sich um ein langlebiges Produkt? Lässt es sich reparieren?

Mit dem Siegel erhältst du wichtige Informationen über den Umgang des Händlers mit seinen Retouren. Dadurch erhofft sich der Verein:

  • Die Schonung von Ressourcen und Vermeidung von CO2-Emissionen
  • Einen Schritt weg von der Wegwerfgesellschaft hin zu mehr Wertschätzung der Produkte
  • Förderung der Kreislaufwirtschaft und effektives Nutzen bereits vorhandener Ressourcen
  • Förderung lokaler Unternehmen
  • Qualitative Abgrenzung auf dem Markt

Die Anforderungen an Händler

Um das Retourensiegel zu erhalten müssen Händler einige Anforderungen erfüllen:

  1. Erklärung des Retourenziels: Entsorgung von Waren zu vermeiden
  2. Transparentes Retourenmanagement / Umsetzung Obhutspflicht: Erklärung, was mit den retournierten Waren passiert.
  3. Vermeidungsstrategien
  4. Vermeidungsstrategien vor dem Kauf: Korrekte Produktbeschreibung, Retourenvermeidung wird belohnt, Retouren sind kostenpflichtig
  5. Retourenmanagement und Verhinderungsstrategien nach dem Kauf: Garantie und langes Rückgaberecht, Angaben zur korrekten Retourenverpackung, Unternehmen fragt nach dem Grund für die Rücksendung, Retouren-Ware zum Kauf anbieten, Ware wird gespendet

Utopia meint: Im Idealfall würden gar keine Retouren anfallen. Doch die Realität sieht nun mal anders aus. Gerade zurzeit bestellen viele Menschen online und können erst nach dem Kauf das Produkt näher sehen und beurteilen, ob es wirklich gefällt und passt. Wenn also die stationären Geschäfte wieder öffnen, ist die nachhaltigste Lösung den lokalen Einzelhandel aufzusuchen. Dort können wir alles direkt anfassen und in live anschauen.

Trotzdem werden sich Rücksendungen von bestellten Waren natürlich nie ganz vermeiden lassen. Für das Problem mit Retouren kann das neue Siegel dazu beitragen, dass die zurückgesendeten Waren nicht auf dem Müll landen, sondern wieder zurück in den Kreislauf kommen. Auch gut ist, dass das Siegel darauf abzielt, dass Onlinehändler mit ausführlichen Beschreibungen und detaillierten Fotos dafür sorgen können, dass es zu weniger Fehlkäufen kommt.

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