Utopia Image

Steigende Preise: Wann endet die Inflation?

Was im neuen Jahr 2024 auf die Verbraucher:innen zukommt
Foto: Christin Klose/dpa-tmn

In den vergangenen Monaten sind die Preise in Deutschland so stark gestiegen, wie seit Jahrzehnten nicht. Lässt sich darauf hoffen, dass wir irgendwann wieder günstigere Preise als jetzt haben?

Die Lebenshaltungskosten in Deutschland haben in den vergangenen Monaten stark angezogen. So stark, dass gerade der einkommensschwache Bevölkerungsteil teils nicht mehr weiß, wie er seine Rechnungen begleichen soll.

Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute rechnen unterdessen mit einer Rezession in Deutschland – also einem Rückgang der Wirtschaftsleistung. Demnach wird die deutsche Wirtschaft zunehmend von der Energiepreiskrise und der hohen Inflation belastet. Dies sorgt wiederum für einen massiven Kaufkraftverlust der Verbraucher:innen. Eine durchschnittliche Teuerungsrate von 8,8 Prozent wird für 2023 erwartet. Derzeit liegt sie im Schnitt bei 8,4 Prozent.

Es bleibt die Frage: Lässt sich darauf hoffen, dass die Preise irgendwann wieder den Vorkrisenzustand erreichen? Die Wirtschaftsweise Prof. Monika Schnitzer gibt Antworten auf drängende Fragen.

Frau Prof. Schnitzer, wie lange, glauben Sie, werden die Preise in Deutschland in dem Maße weiter steigen, wie wir es aktuell sehen?

Prof. Monika Schnitzer: Wir erleben zunehmend, dass die Unternehmen die gestiegenen Energiekosten an ihre Kund:innen weitergeben. Es ist deshalb davon auszugehen, dass die Preise bis ins nächste Jahr noch ähnlich stark steigen werden wie aktuell. Wenn die Energiepreise nicht weiter steigen, sollten sich die Preissteigerungen aber im nächsten Jahr allmählich abflachen.

Auf welche Inflationsrate müssten wir etwa kommen, damit wir wieder von einem gesunden Maß der Preissteigerung reden?

Schnitzer: Die hohe Inflation ist in ihrem Ursprung durch die gestiegenen Importpreise für Energie verursacht, die uns als Land ärmer machen. Die aktuellen Inflationsraten sind aber gerade für die ärmere Bevölkerung, deren Einkommen gerade so reicht und die keine Ersparnisse hat, schwer zu verkraften.

Eine rasche Senkung der Inflation auf das Zielniveau von zwei Prozent ist deshalb wünschenswert, kann aber auch durch Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank nicht sofort erzwungen werden. Deshalb wird es zu Anpassungen der Transferzahlungen und Löhne sowie staatlichen Hilfsmaßnahmen kommen müssen.

Können wir darauf hoffen, dass die Preise irgendwann wieder auf die Werte des Vorjahreszeitraums fallen? Oder müssen wir ab jetzt damit leben, dass die Preise von diesem Niveau aus weiter steigen – wenn auch moderater?

Schnitzer: Wenn die Importpreise für Energie nicht mehr steigen, sondern sogar wieder zurückgehen, wird es – bei genügend Wettbewerbsdruck – auch wieder zu Preissenkungen kommen. Das ist aber erst in zwei Jahren zu erwarten, wenn ausreichend Alternativen insbesondere für die russischen Gaslieferungen verfügbar sind.

Wie stark die Preise in der Zwischenzeit noch steigen werden, wird davon abhängen, wie stark die gestiegenen Energieimportkosten an die Kund:innen weitergegeben und wie stark die Löhne steigen werden.

Prof. Monika Schnitzer ist Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, umgangssprachlich die „Wirtschaftsweisen“ genannt. Sie hat an der Ludwig-Maximilians-Universität München den Lehrstuhl für Komparative Wirtschaftsforschung inne.

** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos.

Gefällt dir dieser Beitrag?

Vielen Dank für deine Stimme!

Verwandte Themen: