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600.000 Kassenbons zeigen: So viel bezahlen Verbraucher:innen durch die Inflation mehr

Der alltägliche Einkauf wird aufgrund der Inflation für einige Menschen zur Herausforderung.
Foto: Unsplash / Viki Mohamad

Wie viel Mehrkosten müssen Konsument:innen infolge der Inflation schultern? Dieser Frage ging eine Auswertung von mehreren Hunderttausend Kassenbons auf den Grund. Das Ergebnis ist gravierend.

Die Inflation lässt das Budget, das Konsument:innen für Lebensmittel einplanen müssen, wachsen. Im Juni betrug die Teuerungsrate laut Statistischem Bundesamt durchschnittlich 7,6 Prozent mehr als ein Jahr zuvor – entsprechend teurer sind viele Produkte geworden.

Um herauszufinden, wie stark Verbraucher:innen das belastet, hat das Handelsblatt gemeinsam mit dem Marktforschungsunternehmen Smhaggle 600.000 Kassenbons ausgewertet.

Demnach lagen die durchschnittlichen Ausgaben eines Haushalts für Lebensmittel im Juni 103 Euro über dem Budget, das nach Erhebung des Statistischen Bundesamt sonst für Lebensmitteleinkäufe zur Verfügung steht. 

Grundlage für die Berechnung sind die Ausgaben für Lebensmittel im Vergleich zum verfügbaren Einkommen. Laut Statistischem Bundesamt liegt das durchschnittliche Haushaltsnettoeinkommen bei 3661 Euro pro Monat. Davon wurden vor der Inflation 15,4 Prozent für Lebensmittel, Getränke und Tabakwaren ausgegeben.

Einkommensschwache Haushalte besonders stark betroffen

Sind es nun 103 Euro Mehrkosten, lagen die Ausgaben im April noch 59 Euro über dem Haushaltsbudget.

Besonders gravierend ist diese Entwicklung für einkommensschwache Haushalte, erklärt Sven Reuter, Vorstandschef von Smhaggle. „Die Zahlen zeigen, dass bereits Haushalten mit durchschnittlichem Einkommen gegen Ende des Monats kein Geld mehr für Lebensmitteleinkäufe zur Verfügung steht. In der Regel können sie aufgrund der allgemein angestiegenen Kosten kaum noch Budgets umlenken“, wird er zitiert.

Auch Familien geraten durch die Inflation unter Druck, wie eine Umfrage des Marktforschers Mintel Mitte Juni ergab. Demnach gaben mehr als zwei Drittel (71%) der Familien mit Kindern im Alter unter 18 Jahren an, dass sie in den vergangenen zwei Monaten von steigenden Lebensmittelpreisen betroffen waren.

Ausweichen auf Discounter-Ware sei eine „Fehleinschätzung“

Die Auswertung der Kassenbons stützte sich auf Belege, die Verbraucher:innen nach ihrem Einkauf abfotografiert haben. Laut dem Smhaggle-Vorstandschef sei im Juni das zur Verfügung stehende Budget für Lebensmittel bereits am 25. des Monats ausgegeben gewesen.

Die Untersuchung ergab dem Handelsblatt zufolge auch, dass ein Ausweichen auf Discounter-Ware nicht zwingend Geld spart. Discounter seien bei vergleichbaren Produkten nicht billiger. „Viele Konsumenten haben den Eindruck, dass sie lediglich bei Discountern günstiger einkaufen können“, so Reuter. Eine „Fehleinschätzung“, wie er sagt. Bei Supermärkten sei nur die Auswahl an Markenprodukten größer, was zu zusätzlichen Ausgaben verführe. Mehr noch: Expert:innen zufolge gibt der Discounter-Riese Aldi die Preise vor.

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