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Strompreis-Explosion … was tun? Jetzt bloß nicht vorschnell kündigen!

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Foto: Wayhome Studio / stock.adobe.com

Du hast eine krasse Strompreiserhöhung bekommen? Dann bist du nicht allein: Viele fragen sich angesichts der Stromkrise, was sie tun sollen. Doch Vorsicht: Vorschnell zu kündigen kann ein Fehler sein!

Zahlreiche Stromanbieter informieren derzeit über die Strompreise 2022. Kunden erleben da oft eine böse Überraschung: Die Strompreis-Explosion beschert uns Strompreiserhöhungen von bis zu 30 Prozent! Und das geht ins Geld: Wer bisher vielleicht 800 bis 1000 Euro pro Jahr bezahlte, liegt jetzt schnell mal bei 1400 Euro oder noch höher.

Wichtig: Stromkund:innen haben bei einer Preiserhöhung ein Sonderkündigungsrecht. Du kannst also sofort den Stromanbieter wechseln und vorher natürlich die Strompreise vergleichen.
Aber ist den Stromanbieter gleich nach der Preiserhöhung zu kündigen überhaupt eine gute Idee? Einiges spricht dagegen.

Die Strompreis-Explosion trifft gerade (fast) alle

Preiserhöhungen auf der Stromrechnung und erhöhte Abschlagszahlungen (oft verkappte Preiserhöhungen, nicht immer zulässig, so die vz) müssen gerade alle erleben. Die Stromkrise hat ihren Grund vor allem in den steigenden Preisen von klimaschädlichen, fossilen Energieträgern (lies auch: Strompreise explodieren) und betrifft eben: alle Anbieter.

Zugleich lautete ein Rat der letzten Jahre: „Den Stromanbieter zu kündigen lohnt fast immer!“ Doch genau das stimmt derzeit nicht mehr. Denn der Ratschlag ging davon aus, dass die sogenannten Grundversorger, bei denen immer noch die meisten Menschen ihren Strom beziehen (meist „Stadtwerke XY“), teurer sind als Alternativen.

Doch derzeit ist es genau anders herum: Die Strom-Billiganbieter, die sich darauf verließen, zum Beispiel tagesaktuell an Börsen günstigeren Reststrom aufzukaufen und so am Ende einen guten Schnitt zu machen, sind jetzt häufig teurer, Stadtwerke und andere Grundversorger sind hingegen meist günstiger.

Und das bedeutet für dich:

  • Schau dir genau an, wie groß die Strompreiserhöhung auf deiner Stromrechnung wirklich ausgefallen ist.
  • Prüfe genau, ob ein Wechsel dir wirklich Geld sparen würde, zum Beispiel via Strompreise vergleichen oder via stromvergleich.utopia.de.
  • Und wechsle nur dann, wenn du wirklich klar erkennen kannst, dass der Umstieg dir einen Vorteil bringt.
  • Lies dazu auch: Stromanbieter wechseln.
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Überhasteter Wechsel kann dich die Prämie kosten

Utopia rät prinzipiell, nicht wegen Prämien zu wechseln. Denn diese Prämien sind häufig reine Köder, deren Preis am Ende dann doch Kund:innen wie du zahlen müssen – wenn auch versteckt in anderen Kosten.

Nun hast du aber vielleicht schon wegen einer Prämie gewechselt. Dann gilt eben: Prüfe genau, ob du jetzt schon wieder wechseln möchtest. Denn im Kleingedruckten steht häufig, dass der Stromanbieter in so einem Fall die Prämie zurückfordern kann.

Verständlich: „Tarif-Hopping“ lassen sich die Anbieter eben auch nicht bieten, erst recht nicht, wenn sie vor allem mit Prämien ködern statt zum Beispiel mit klimafreundlichem Strom aus erneuerbaren Energien.

Vorsicht: lange Laufzeiten knebeln dich auch länger

Vorschnell den Stromanbieter zu wechseln kann ins Auge gehen, wenn du beispielsweise jetzt wegen zu der hohen Preise einen möglichst billigen Anbieter und dort dann den billigsten Tarif haben willst. Denn der verlangt bei etlichen Anbietern, dass du zugleich eine lange Vertragslaufzeit in Kauf nimmst.

Nun ist es aber so, dass die Strompreise aktuell maßgeblich von den Preisen für klimaschädliche fossile Energieträger bestimmt werden. Diese wiederum haben im Winter Hochkonjunktur, weil wir zwar schon eine anständige Stromwende geschafft haben, die eigentliche Energiewende bei Heizung und Heißwasser uns aber noch weitgehend bevorsteht.

Sobald es im Frühling wieder warm wird, werden deshalb mit einiger Wahrscheinlichkeit die Energie- und Strompreise sinken. Und dann hat, wer vorschnell den Stromanbieter wechselte, möglicherweise soeben für eine lange Laufzeit bei hohen Strompreisen unterschrieben. Ohne Sonderkündigungsrecht, denn das gibt’s nur bei einer Erhöhung, nicht aber dann, wenn andere Anbieter die Preise senken.

Auch die aktuellen „Preisgarantien“ kann man kritisch sehen. Denn diese garantieren zwar einen möglicherweise moderaten bis niedrigen Preis in Zeiten der Strompreis-Explosion. Doch wenn sich die Situation normalisiert, bleibt der Preis eben auch gleich teuer. Spätestens dann wäre es sinnvoll, nur mit monatlicher Kündigungsfrist unterschrieben zu haben, um dann zu einem günstigeren Strombieter wechseln zu können.

Kündigen: für den Klimaschutz statt für die Kohle allein

Natürlich kannst du trotz der oben genannten Argumente deinen bisherigen Stromanbieter kündigen und wechseln. Dann aber rät Utopia: Schau nicht nur aufs Geld, schau auch auf’s Klima – und wechsle zu Ökostrom. Das ist auch langfristig für’s ganze Land die klügste Situation, denn es ist die Abhängigkeit vom Import fossiler Brennstoffe, die uns die hohen Preise diktiert, und je mehr Ökostrom wir selbst produzieren, desto geringer wird der fossile Einfluss auf die Preise.

„Nicht auf’s Geld schauen, das sagt sich so leicht“, denkt nun vielleicht so manche:r. Aber prüf doch einfach mal selbst:

  • Lass dir von den üblichen Preisvergleichsportalen mal vorrechnen, was der billigste Stromanbieter kostet, und zwar möglichst ohne Köder-Prämien (die du beim nächsten Wechsel ohnehin zurückgeben müsstest) und ohne 12/24-Monate-Vertrags-Knebel (derzeit keine gute Idee), und auch ganz konkret für deinen Jahresverbrauch statt irgendeines hypothetischen (Check: letzte Jahres-Stromrechnung), und das in deinem Postleitzahlen-Gebiet.
  • Und nun vergleiche das mal zum Beispiel mit den Preisen, die wir im Beitrag vier empfehlenswerte Ökostromanbieter angeben, alternativ ganz konkret für dein Postleitzahl-Gebiet und deinen Verbrauch auf Stromvergleich.utopia.de.

Anschließend prüfe mal den Preisunterschied. Sind es mehr als 240 Euro im Jahr? Vielleicht lautet die Antwort: „Nein, aber 240 Euro sind auch schon viel.“ Ja klar, im Jahr ist das wahr – aber am Ende sind das doch nur 20 Euro im Monat. Auch das ist fraglos relevant für Menschen, die sich nicht viel leisten können, und diese sollen sich bitte an dieser Stelle auch nicht unter Druck gesetzt fühlen. Aber haben wir wirklich alle ein geringes Einkommen?

Menschen mit höherem Einkommen haben einen höheren CO2-Fußabdruck und daher auch den größeren Hebel in der Hand. Und es gibt doch immer irgendeinen Unfug im Wert von 20 Euro, auf den man monatlich verzichten könnte, um dafür Ökostrom statt Kohlestrom zu beziehen – und so etwas für den Klimaschutz zu tun.

Man ‚muss‘ nicht kündigen, bloß weil der Anbieter pleite geht

Zu guter Letzt: Vorschnell zu wechseln, nur weil Medien über die Insolvenz deines Stromanbieters berichten, ist nicht nötig. Auch wenn ein Gas- oder Stromanbieter pleite geht, wird dein Haushalt weiterhin mit Gas und Strom versorgt. Als Kunde:in rutscht du dann nämlich einfach nur in die sogenannte „Grundversorgung“ und wirst zum Kunden des Grundversorgers.

Kurzum: Bloß aus Angst vor dem Stromausfall brauchst du den Stromversorger nicht zu wechseln! Du solltest allerdings in der Übergangszeit mindestens monatlich den Stromzählerstand fotografisch dokumentieren, um ggfs. Rechnungen des alten Versorgers oder des Grundversorgers zu prüfen.

Aber: Natürlich kann der Grundversorger einen schlechteren Preis haben als dein vorheriger Anbieter! Es lohnt sich also trotzdem, unbedingt die neuen Preise zu prüfen – und, wenn es sich wirklich lohnt, dann erst zu wechseln. Zum Beispiel zu einem empfehlenswerten Ökostromanbieter.

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