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Studie zeigt, warum Bio-Milch besser ist – trotz eines angeblichen Nachteils

Ist Milch gesund - oder ungesund?
Foto: CC0 Public Domain / Pixabay, Albrecht Fietz / Pexels, Charlotte May

Wer die Umwelt schützen will, greift besser zu Bio-Produkten – das ist auch bei Milch so. Eine Studie des Umweltbundesamts weist aber auf einen Nachteil bei Bio-Milch hin. Was ist dran?

Ökologisch produzierte Milch von Kühen, die auf der Weide stehen, ist umweltfreundlicher als Milch aus konventionellen Betrieben mit reiner Stallhaltung. Grund dafür ist vor allem der Anbau des Futters. Das ist das Ergebnis einer Studie im Auftrag des Umweltbundesamts (UBA), welche die Umweltwirkungen verschiedener Milchproduktionssysteme in Deutschland analysiert und deren Umweltschadenskosten berechnet hat.

Diese Kosten lagen zwischen 21 und 34 Cent pro Kilogramm Milch. Ökobetriebe mit Weidehaltung verursachten dabei mit bis zu 27 Cent die geringsten, konventionelle Betriebe mit reiner Stallhaltung mit bis zu 34 Cent pro Kilogramm Milch die höchsten Umweltschadenskosten, wie das UBA in einer Pressemitteilung schreibt.

UBA-Studie: Öko-Milch-Betriebe produzieren umweltfreundlicher – fast immer

Die Studie „Sichtbarmachung versteckter Umweltkosten der Landwirtschaft am Beispiel von Milchproduktionssystemen“ untersuchte die einzelnen Teilprozesse der Milchproduktion für vier verschiedene typische Produktionsregionen in Deutschland. Dabei hat sie zwischen konventioneller und ökologischer Produktion sowie Produktion mit und ohne Weidegang unterschieden und für diese Betriebssysteme Umweltschadenskosten errechnet.

Die Ergebnisse der Studie:

  • Milchproduktion mit Weidegang ist besser für die Umwelt als Produktion mit ausschließlicher Stallhaltung.
  • Ökologische Betriebe produzieren Milch fast immer umweltfreundlicher als ihre konventionelle Konkurrenz.
  • Die geringsten Umweltwirkungen haben Ökobetriebe mit Weidegang, während konventionelle Betriebe mit reiner Stallhaltung die höchsten Umweltschadenskosten verursachen.
In Bio-Betrieben muss den Milchkühen ein Weidegang oder genügend Auslauf garantiert werden.
Bio-Betriebe müssen Milchkühen regelmäßigen Weidegang oder genügend Auslauf garantieren. (Foto: CC0 / Pixabay / suetot)

Die Studie zeigt, wie bedeutsam die Futterproduktion für die Umweltwirkungen ist: Bei der konventionellen Milchherstellung ist die Bereitstellung des Futters verantwortlich für 18 bis 34 Prozent der Treibhausgasemissionen der Milch und damit der Haupttreiber für die ⁠Klimawirkung⁠. Bei der ökologischen Produktion sind es nur 6 bis 20 Prozent, also ein bis zwei Drittel weniger.

Bei den direkten Verdauungsemissionen der Rinder schneidet die ökologisch produzierte Milch hingegen schlechter ab. Der Grund: Die einzelne Kuh gibt weniger Milch als die vergleichbare Kuh in konventioneller Haltung. Dadurch ist der Anteil der Verdauungsemissionen pro Kilogramm Milch höher.

Bio-Milch braucht mehr Fläche

Umweltschadenskosten sind Kosten, die der Allgemeinheit zur Last fallen. Dies sind etwa Kosten, die für das Gesundheitssystem als Folge von emissionsbedingten Krankheiten entstehen oder Kosten für die Wiederherstellung von beschädigten Ökosystemen.

Die Klimaschadenskosten machen dabei mit durchschnittlich 18 Cent den größten Anteil der Umweltschadenskosten aus. Die Schadenskosten dürften in der Realität noch höher ausfallen, denn noch ist es nicht möglich, für alle Umweltschäden auch Kosten zu berechnen, beispielsweise für Biodiversitäts-Verluste. 

In der Studie wurden die Umweltwirkungen von Treibhausgasemissionen, Wasserverbrauch, Belastungen des Wassers und Bodens durch Nitrate oder Phosphor, Belastung von Menschen und Umwelt durch Chemikalien (Toxizität) und betriebsinterner Energieeinsatz betrachtet. Betriebe mit Weidegang schneiden im Vergleich zu den Betrieben mit reiner Stallhaltung in allen Kategorien besser ab.

Beim Vergleich der ökologischen und konventionellen Betriebe haben die ökologischen Betriebe in allen Kategorien einen Umweltvorteil – außer bei ⁠Landnutzung⁠ und Versauerung als Folge von Gülleausbringung. Grund für diese Ausnahme sind die geringeren Erträge des Ökolandbaus und der damit einhergehende größere Flächenbedarf für die Produktion des Futters.

Warum wir trotzdem mehr Bio brauchen

Beim Bio-Anbau werden keine chemisch-synthetischen Pestizide verwendet, um den Ertrag zu maximieren. Auch Gentechnik ist laut EU-Öko-Verordnung nicht erlaubt. Das ist gut für die Artenvielfalt – hat aber zur Folge, dass keine so hohen Erträge erzielt werden können wie bei konventioneller Landwirtschaft. Deshalb braucht Bio mehr Platz, wobei der Flächenverbrauch in Deutschland noch recht klein ist: 2020 wurden 9,6 Prozent der Agrarflächen für ökologische Landwirtschaft verwendet. Trotzdem: Würde es überhaupt Sinn machen, im großen Stil auf Bio umzustellen?

Ja, würde es – wenn sich dazu noch etwas anderes ändert. 70 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche in der EU werden derzeit nämlich dazu verwendet, Tierfutter anzubauen. Würden wir unseren Konsum von tierischen Produkten – allen voran Fleisch – einschränken, stünde viel mehr Fläche für Biolandwirtschaft zu Verfügung.

Utopia meint: Die Studie bestätigt: Wenn schon Milch, dann besser Bio-Milch (aus artgerechter Weidehaltung). Am besten für Umwelt, Klima und Tierwohl ist jedoch der Konsum von pflanzlicher Milch.

Neugierig geworden? Lies auch unseren Ratgeber Die besten pflanzlichen Alternativen zu Milch.

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