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Bericht warnt vor giftigsten Pestiziden bei beliebtem Obst: Jede zweite Probe belastet

Bericht warnt vor Problem-Pestiziden bei beliebtem Obst: Jede zweite Probe war belastet
Foto: CC0/ Pixabay/ domeckopol

Europäisches Obst enthält 53 Prozent häufiger Reste der giftigsten Pestizide als noch vor neun Jahren – zu diesem Ergebnis kommt ein Bericht der Organisation PAN Europe. Auch Gemüse ist betroffen. Lies hier, bei welchen Sorten du aufpassen musst.

Dass Pestizide problematisch sein können, ist nichts Neues. Doch manche Spritzmittel sind deutlich bedenklicher als andere. Die EU-Mitgliedsstaaten sind deshalb seit 2011 verpflichtet, 55 als besonders gefährlich eingestufte Pestizide schrittweise vom Markt zu nehmen. Nun zeigt ein Bericht der Organisation PAN (Pesticide Action Network) Europe: Die Anzahl an Rückständen dieser Pestizidwirkstoffe in Obst und Gemüse hat in den vergangenen zehn Jahren nicht ab-, sondern dramatisch zugenommen. Die Organisation fordert nun ein direktes Verbot der zwölf giftigsten Pestizide und einen vollständigen Ausstieg aus der Verwendung aller gelisteten 55 Pestizide bis 2030.

Diese Obst- und Gemüsesorten sind besonders häufig belastet

Der Bericht von PAN Europe hat die Ergebnisse von Stichproben ausgewertet, welche europaweit durch Regierungen erhoben wurden. Die Autor:innen des Berichts erachten die Datenmenge als groß genug, um als repräsentativ für die Belastung der Öffentlichkeit zu gelten. Es liegen Daten bis zum Jahr 2019 vor – das Team analysierte unter anderem, wie häufig Proben mit „Substitutionskandidaten“ belastet waren. Diese Kategorie beinhaltet die für Mensch und Umwelt gefährlichsten und risikoreichsten Pestizide, die noch für den europäischen Markt genehmigt sind.

Die folgenen Obstsorten enthielten besonders oft Reste solcher Stoffe:

  • Brombeeren: 51 Prozent der 606 Proben, die seit 2011 untersucht wurden – also circa jede zweite
  • Pfirsiche: Hier waren 45 Prozent der über 9.000 untersuchten Proben belastet.
  • Erdbeeren: In 38 Prozent der knapp 9.000 Proben fand man besonders bedenkliche Pestizide.

Beim Gemüse führt Sellerie die Liste an. Hier waren 50 Prozent der über 1.300 untersuchten Proben belastet, also jede zweite.

Süßkirschen sind süßer und größer als Sauerkirschen.
Vorsicht bei Kirschen: Bei 50 Prozent der Proben von 2019 konnten Rückstände von bedenklichen Pestiziden nachgewiesen werden. (Foto: CC0 / Pixabay / Couleur)

Besonders stark sind die Werte unter anderem bei Kiwis angestiegen. Hier enthielten 2011 nur 4 Prozent der Proben die bedenklichen Pestizide. 2019 konnte man sie fast in einem Drittel der Proben nachweisen. Besonders oft fand man in dieser Obstsorte das Fungizid Fludioxonil, welches mit Leber- und Nierenschäden in Verbindung gebracht wird und derzeit in allen 27 EU-Mitgliedsstaaten zugelassen ist.

Bei Kirschen stieg der Wert im untersuchten Zeitraum von 22 Prozent auf 50 Prozent. Hier trat das Pestizid Tebuconazol besonders oft auf, welches als fortpflanzungsgefährdend gilt.

Mitgliedsstaaten sind „ihrer Verantwortung für den Verbraucherschutz nicht gerecht geworden“

So genannte „Substitutionskandidaten“ sollten eigentlich durch weniger schädliche chemische und nicht-chemische Alternativen ersetzt werden, um einen schrittweisen Ausstieg zu beschleunigen – dazu sind EU-Mitgliedsstaaten seit 2011 verpflichtet. Die erhöhte Belastung läuft auch dem Ziel der europäischen „Farm-to-Fork“-Strategie zur Reduzierung von Pestiziden zuwider, heißt es in der Pressemitteilung von PAN Europe.

Hätten die Mitgliedstaaten das in der Pestizidverordnung festgelegte Ausstiegsziel bereits seit zehn Jahren ernsthaft verfolgt, wäre dieses Farm-to-Fork-Ziel bereits heute erreicht„, kritisiert Salomé Roynel, Kampagnenleiterin bei PAN Europe. Sie weist darauf hin, dass der Anteil an Obst und Gemüse, in dem diese gefährlichen Pestizidrückstände nachgewiesen werden, weiter ansteigt und dabei oft in einer Probe sogar mehrere Rückstände von zwei oder mehr dieser besonders gefährlichen Wirkstoffe gleichzeitig gefunden werden. „Dies zeigt deutlich, dass die Mitgliedstaaten die Substitutionsvorschriften nie umgesetzt haben und ihrer Verantwortung für den Verbraucherschutz nicht gerecht geworden sind“, so Roynel.

Utopia meint: Bio ist besser

Auch das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) untersucht jährlich Obst und Gemüse auf Pestizidrückstände. Neueste Zahlen von 2020 zeigen Erschreckendes: Bei frischen Kräutern waren zwei Drittel der 120 untersuchten Proben gleich mehrfach belastet. Bei Granatäpfeln lag jede zehnte Probe über dem erlaubten Rückstandshöchstgehalt. Welche weiteren Sorten betroffen sind, liest du hier: Dreckiges Dutzend: 12 Obst- und Gemüsesorten, die du Bio kaufen solltest

Die gute Nachricht: Du kannst den Pestizidmix weitgehend umgehen, wenn du Bioware einkaufst. Dass ökologisch erzeugtes, frisches Obst und Gemüse auch tatsächlich viel weniger Pestizidrückstände aufweist, hat das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) Stuttgart zuletzt 2019 nachgewiesen.

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