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Studie weist ewige Chemikalien nun auch in Toilettenpapier nach

Paruresis: Probleme mit der Blase
Foto: CC0 Public Domain - Unsplash/ Claire Mueller

PFAS können Menschen schaden und gelangen oft in die Umwelt. Eine Studie hat eine potenziell bedeutsame Quelle identifiziert: Toilettenpapier. Einige EU-Länder setzen sich für ein Verbot der ewigen Chemikalien ein.

Per- und polyfluorierte Chemikalien (kurz PFAS) sind in Deutschland weit verbreitet: Vor kurzem hat eine Recherche von NDR, WDR und SZ über 17.000 Standorte mit PFAS-Verschmutzung identifiziert. Forscher:innen haben nun eine „potenziell bedeutende Quelle“ für die weltweite PFAS-Verschmutzung ausgemacht: Toilettenpapier.

Laut einer neuen Studie wurden bei Analysen von Toilettenpapier in Amerika, Afrika und Westeuropa vielfach disubstituierte Polyfluoralkylphosphate (diPAP) festgestellt, die zu den PFAS zählen. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift Environmental Science and Technology Letters veröffentlicht.

Auch andere Alltagsprodukte enthalten PFAS, die auch als „ewige Chemikalien“ bezeichnet werden. Sie geben beispielsweise Regenjacken, Lebensmitteln oder Kosmetika wasser-, fett- oder schmutzabweisende Eigenschaften. Die Zerstörung der Stoffe ist sehr aufwändig, doch wenn sie nicht gezielt entfernt werden, reichern sie sich in der Umwelt, aber auch im menschlichen Organismus immer weiter an.

Vom Toilettenpapier in die Umwelt

Für ihre Studie untersuchten Forscher:innen sowohl Toilettenpapier als auch Klärschlamm. In beiden Substanzen fanden sie PFAS, besonders häufig die Verbindung diPAP. Sie schätzen, dass durch die Verwendung von Toilettenpapier jährlich zwischen 6,4 und 80 Mikrogramm diPAP pro Person in Abwassersysteme eingebracht werden.

Aus einem Vergleich mit anderen Datensätzen folgern die Forscher:innen, dass Toilettenpapier in Schweden für 35 Prozent der diPAP im Abwasser verantwortlich ist, in Frankreich für 89 Prozent. In Nordamerika seien die Werte niedriger: Demnach trage Toilettenpapier in den USA und in Kanada nur etwa zu vier Prozent zu diPAP im Abwasser bei. Der niedrige Prozentanteil hänge möglicherweise damit zusammen, dass durch andere Produkte deutlich mehr PFAS eingebracht werde. Zu möglichen Quellen zählen sie Kosmetika und Textilien.

Abwasser und Klärschlamm werden wiederverwendet, unter anderem für Bewässerung beziehungsweise Landausbringung. Die Forscher:innen weisen darauf hin, dass auf diesem Weg erwiesenermaßen PFAS in die Umwelt gelangen. Das Vorhandensein von PFAS in Toilettenpapier auch in kleinen Mengen sei daher potenziell bedeutsam.

Wie gelangen die PFAS in das Toilettenpapier? Laut Studienautor:innen kann das bei der Herstellung von Papier passieren, bei der die Chemikalien teils eingesetzt werden. Recyceltes Toilettenpapier könne zudem Fasern mit PFAS-Anteil enthalten.

Wieso PFAS problematisch sind

Langfristig können PFAS die menschliche Gesundheit beeinträchtigen. Studien deuten zum Beispiel darauf hin, dass PFAS Auswirklungen auf die Fruchtbarkeit haben können. Die Chemikalien werden auch verdächtigt, dem Immunsystem zu schaden. Die Europäische Umweltagentur warnt davor, dass PFAS zu Leberschäden, Schilddrüsenerkrankungen, Fettleibigkeit, Fruchtbarkeitsstörungen und Krebs führen können. Die in der neuen Studie festgestellten diPAP können sich unter Umständen zu potenziell krebserregenden PFAS wandeln.

Einige EU-Länder haben im Januar bei der EU-Chemikalienagentur ECHA ein Verbot für ewige Chemikalien gefordert. Mit einer Umsetzung wird frühestens 2026 gerechnet.

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